Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

EIBELSTADT: VG Eibelstadt: Als das Steuerglöcklein noch läutete

EIBELSTADT

VG Eibelstadt: Als das Steuerglöcklein noch läutete

    • |
    • |
    Die Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt ist am 1. Mai 40 Jahre alt geworden. Birgit Lepore (links) und Christiane Obermeier (rechts) waren von Anfang an dabei. Bürgermeister Markus Schenk ist VG-Vorsitzender.
    Die Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt ist am 1. Mai 40 Jahre alt geworden. Birgit Lepore (links) und Christiane Obermeier (rechts) waren von Anfang an dabei. Bürgermeister Markus Schenk ist VG-Vorsitzender. Foto: Foto: Claudia Schuhmann

    Das muss eine Berufskrankheit sein, wenn man in der Kämmerei arbeitet: Birgit Lepore vermerkt sorgfältig jede Einzelheit. Deshalb weiß sie auch genau, wer während ihrer langen Dienstzeit in Eibelstadt so alles Bürgermeister war, wer Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft und in welcher Reihenfolge. Birgit Lepore und Christiane Obermeier, die im Vorzimmer des Eibelstadter Bürgermeisters sitzt, sind die dienstältesten Mitarbeiterinnen der VG Eibelstadt, die gerade ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert hat. Birgit Lepore ist seit 41 Jahren dabei, Christiane Obermeier seit 45.

    Markus Schenk, der derzeit in Eibelstadt Bürgermeister und gleichzeitig VG-Vorsitzender ist, hatte seine Amtskollegen und die Mitarbeiter der Verwaltung zu einer kleinen Feier eingeladen. Dass in Erinnerung an den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden gefeiert wird, das mache nicht jede VG, sagt Schenk.

    Mehr Effektivität durch Verwaltungsgemeinschaften

    Er glaubt, dass sich so manche Verwaltungsgemeinschaft, im Zuge der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf mehr oder weniger sanften Druck der Bayerischen Staatsregierung hin entstanden, sich noch heute eher als Zweckgemeinschaft betrachtet.

    Muss denn wirklich jede noch so kleine Gemeinde jede Aufgabe selbst erfüllen, oder wäre es nicht viel effizienter, die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises mehrerer Kommunen von einer einzigen Verwaltungseinheit erledigen zu lassen? Das ist so ungefähr der Gedanke, der hinter der kommunalen Gebietsreform in Bayern stand. Markus Schenk glaubt, dass Verwaltungsgemeinschaften ihrer Aufgabe tatsächlich gerecht werden. So hätten sich in der VG Eibelstadt die vier Mitgliedsgemeinden Eibelstadt, Sommerhausen, Winterhausen und Frickenhausen in den vergangenen 40 Jahren prächtig entwickelt.

    Die vier Gemeinden haben sich gut entwickelt

    „Vor 40 Jahren waren einige verkehrsführende Straßen und Wege noch nicht einmal geteert“, sagt er. „Die Orte waren rein landwirtschaftlich geprägt.“ Heute seien alle vier Ortschaften attraktive moderne Kommunen mit guter Infrastruktur. 1978, als die VG entstand, lebten in den vier Gemeinden zusammengerechnet 6264 Einwohner, heute sind es etwa 7600.

    Und doch sei die Zusammenfassung von vier bis dahin vollkommen eigenständigen Kommunen unter das Dach einer Verwaltungsgemeinschaft damals ein enormer Schritt für alle Beteiligten gewesen, erinnert sich Christiane Obermeier. Inklusive der zu erwartenden Eifersüchteleien und dem Ringen um eine vermeintliche Vorherrschaft. „Ich habe seitenweise Begründungen abgetippt, warum Eibelstadt Sitz der VG sein müsse“, verrät Christiane Obermeier und lacht.

    Das Rathaus musste umgebaut werden

    Für die Eibelstadter war von Anfang an klar, warum in ihrer Stadt der Sitz der VG angesiedelt werden müsse: Dort lebten die meisten Einwohner (1978 waren es 2147, heute sind es 2940) und die Stadt verfügte im Rathaus über geeignete Möglichkeiten zur Unterbringung der Verwaltungsmitarbeiter.

    Birgit Lepore und Christiane Obermeier haben an die Arbeitsbedingungen in der Anfangszeit der Verwaltungsgemeinschaft allerdings etwas andere Erinnerungen. „Wir saßen damals alle im Sitzungssaal“, sagt Christiane Obermeier. Ganz unten befand sich noch der Kindergarten. Das Eibelstadter Rathaus musste umgebaut und an die Erfordernisse der erweiterten Verwaltung angepasst werden.

    Und auch die Abläufe waren ganz anders als heute. „Damals wurde noch das Steuerglöcklein geläutet“, erinnert sich Birgit Lepore. Das Läuten erinnerte die Bürger daran, dass sie die Grundsteuer zu entrichten hatten. Das Geld wurde in bar vorbei gebracht. Doch schon bald sei das Läuten eher zu einem nostalgischen Brauch geworden, der schließlich ganz einschlief.

    „In der Kasse wurde täglich ein Abschluss gemacht“, weiß Birgit Lepore außerdem zu berichten. Wenn am Ende des Arbeitstages auch nur ein Fehlbetrag von wenigen Pfennigen festgestellt wurde, dann wurde dem Fehler nachgespürt, bis er gefunden war.

    Sehnenscheidenentzündung als Berufskrankheit

    Der Schweiß trat den Verwaltungsangestellten auch beim Ausfüllen amtlicher Urkunden regelmäßig auf die Stirn. Per Schreibmaschine wurde das erledigt und musste fehlerfrei erfolgen. Erwischte jemand eine falsche Taste, musste die Urkunde weggeworfen und neu getippt werden. „Tipp-Ex gab es damals noch nicht“, sagt Christiane Obermeier. „Und die Sehnenscheidenentzündung war eine regelrechte Berufskrankheit.“ Früher sei alles viel langsamer gegangen, ist der Eindruck von Birgit Lepore. Aber obwohl Mitte der 1990er Jahre die elektronische Datenverarbeitung in der VG Einzug hielt, sei die Arbeit nicht weniger geworden.

    Während anfangs die Mitgliedsgemeinden abwechselnd ihren Bürgermeister als VG-Vorsitzenden stellten, wird nun schon seit Jahren immer der Eibelstadter Bürgermeister bei der VG-Versammlung für diesen Posten verpflichtet. Markus Schenk ist auch der Dienstherr der rund 35 VG-Angestellten. Als hauptamtlicher Bürgermeister sei das Pensum leichter zu bewältigen, sagt Schenk. Denn der VG-Vorsitzende und seine Mitarbeiter sind die ersten Ansprechpartner für jeden, der in einer Verwaltungsangelegenheit Rat sucht. Hier werden Urkunden ausgestellt, Bescheide verschickt, Zahlungen entgegengenommen.

    Alle werden ins Vorzimmer durchgestellt

    „Wenn jemand nicht weiß, was er machen soll, wird er erst mal zu mir durchgestellt“, sagt Christiane Obermeier. Durch ihre lange Berufserfahrung ist die Vorzimmerdame schon so etwas wie ein lebendes VG-Lexikon. „Ich versuche dann, das Problem zu lösen.“ Denn es gibt nur einen Satz, der Birgit Lepore und Christiane Obermeier bei der Arbeit garantiert nicht über die Lippen kommen wird: „Ich bin nicht zuständig.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden