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WÜRZBURG: „Vision von einem starken Verein in Würzburg“

WÜRZBURG

„Vision von einem starken Verein in Würzburg“

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    Fußballstimmung am Dallenberg: Die Kickers-Anhänger hatten in dieser Saison oft Grund zum Jubeln. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt macht sich nun Gedanken über die Zukunft des Würzburger Fußballs und plädiert für einen neuen Verein mit einem neuen Namen.
    Fußballstimmung am Dallenberg: Die Kickers-Anhänger hatten in dieser Saison oft Grund zum Jubeln. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt macht sich nun Gedanken über die Zukunft des Würzburger Fußballs und plädiert für einen neuen Verein mit einem neuen Namen. Foto: Foto: Foto2press, Frank Scheuring

    Mit einem Sieg am Samstag im Heimspiel gegen Holstein Kiel wären die Würzburger Kickers in ihrer ersten Drittliga-Saison nicht mehr von Platz drei zu verdrängen. Das käme einer kleinen Sensation gleich, schließlich berechtigt Rang drei zur Relegation um den Aufstieg gegen den Zweitliga-Drittletzten. Der Klub vom Dallenberg schwebt also – auch dank Trainer Bernd Hollerbach – auf einer Welle des Erfolgs, und schon deshalb stellt sich die Frage, wieso der Verein etwa mit dem abstiegsgefährdeten Bayernligisten Würzburger FV sowie dem Post-SV Sieboldshöhe fusionieren sollte. Aber genau dies hat der Würzburger Oberbürgermeister jüngst im Namen des Stadtrates gefordert. Damit hat Christian Schuchardt (47) für ein kleines Beben in der hiesigen Fußballlandschaft gesorgt. Während die Gespräche der Klubs im Hintergrund offenbar intensiv weiterlaufen, präzisiert der CDU-Politiker im Interview mit dieser Redaktion die Planung. Eine auch finanzielle Beteiligung seitens der Stadt an den Rahmenbedingungen des Profifußballs, so Würzburgs OB, sei nur mit einer Bündelung der Kräfte denkbar. Er plädiert für einen neuen Verein mit neuem Namen, „weil das stark zur Identitätsstiftung beitragen würde“.

    Frage: Die Stadt hat Anfang des Jahres für ein Beben in der Würzburger Fußball-Landschaft gesorgt, als sie eine Fusion der Vereine Kickers, WFV und Post-SV Sieboldshöhe ins Spiel brachte. Was war Ihr Impuls?

    Christian Schuchardt: In den Haushaltsberatungen Ende vergangenen Jahres wurde im Stadtrat beschlossen, den Kickers einen weiteren Zuschuss für 2016 zu gewähren. Im Zuge der Diskussion wurde der OB beauftragt, mit den Vereinen über mögliche Entwicklungschancen, verstärkte Zusammenarbeit oder eine Fusion zu sprechen. Diesem Auftrag bin ich nachgekommen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Prozess als eine Art Moderator zu begleiten.

    Welches Ziel verfolgt die Stadt mit der Initiative?

    Schuchardt: Vor vielen Jahren waren die Heidingsfelder vorn, später der Würzburger FV, jetzt sind es die Kickers, die nun mit dem möglichen Zweitliga-Aufstieg eine historische Chance haben. Das sind Fenster der Gelegenheiten. Würzburg ist mit 125 000 Einwohnern eine relativ kleine Großstadt, deshalb müssen die Vereine entscheiden, ob es eine ähnliche Chance wie in Ingolstadt gibt. Dort wurde ein starker Verein gegründet. Solch ein Aushängeschild könnte die Region weiter nach vorne bringen, dessen sind sich alle Beteiligten bewusst, um die Kräfte zu bündeln.

    Halten Sie eine Fusion wirklich für realistisch?

    Schuchardt: Erst mal registriere ich auf allen Seiten Gesprächsbereitschaft, und man erkennt, dass durchaus eine gemeinsame Vision da ist. Die Vision von einem starken Verein in Würzburg, der im Profisport ist, aber auch, was mir sehr wichtig ist, im Breitensport seine breite Verankerung hat.

    Sie plädieren für einen neuen Verein mit neuem Namen?

    Schuchardt: Ich möchte das klar beantworten: Ein neuer Name würde sehr stark zur Identitätsstiftung beitragen. Zentral ist bei allen die lokale Verankerung. Würzburg hat viele Stadtteile. Es ist wichtig, dass in allen Stadtteilen, auch in der Zellerau, Jugendfußballmannschaften spielen, unabhängig von einem denkbaren Nachwuchsleistungszentrum. Es ist die Aufgabe, ein Schnittmuster zu finden, das für alle einen Mehrwert darstellt. Da wird es auch darauf ankommen, wie viel Blau künftig auf dem Trikot ist und wie viel Rot und wie viel Gelb.

    Gibt es schon Vorschläge bezüglich eines Klubnamens?

    Schuchardt: Das ist im Moment nicht der Kern der Gespräche.

    Was ist der Mehrwert für die Vereine? In welcher Größenordnung wird sich die Stadt einbringen?

    Schuchardt: Zunächst ist es Aufgabe der Vereine, eine gemeinsame Vision zu finden – oder auch nicht. Für die Stadt ist es wichtig, dass wir im Fußball gut aufgestellt sind. Nochmals: Wenn Sie das Thema Geld ansprechen, sprechen wir immer von Rahmenbedingungen. Das wird im Stadtrat sehr genau bewertet und ist nicht immer eine einstimmige Angelegenheit.

    Was verspricht sich die Stadt?

    Schuchardt: Profifußball ist ein wichtiges Thema. Wenn ich allein die Fernsehübertragungen der Drittligaspiele sehe, in denen Würzburg deutschlandweit wahrgenommen gibt, dann gibt es jetzt schon eine ungeheuer positive Standortwerbung. Ich würde niemals Imageanzeigen für die Stadt schalten, aber wenn wir es umrechnen würden, käme eine stattliche Summe zusammen.

    Als die Nachricht von den Fusionsgesprächen publik wurde, gab es Fanproteste sowohl in der Zellerau, als auch am Dallenberg. Es wird ein Verlust an Traditionen befürchtet.

    Schuchardt: Ein paar Zuschriften haben mich auch erreicht. Allen habe ich geantwortet, aber wenn man nachhakt und auf die Bewertung und Entscheidungshoheit der Mitgliederversammlung hinweist, stellt sich heraus, dass nicht jeder, der eine Meinung hat, auch zahlendes Mitglied ist. Eine Fusion muss das Ziel haben, dass alle Beteiligten etwas gewinnen. Eine gemeinsame Identität halte ich für ausgesprochen wichtig, sie muss in den Stadtteilen spürbar sein. Durch eine Bündelung der Kräfte käme Bewegung in mehrere Themen: Da ist der Profisport, aber die Vorstände müssen sich auch mit der Ausnutzung und Qualität der vereinseigenen Sportanlagen sowie dem Nachwuchsleistungszentrum für den Breitensport befassen.

    Wann rechnen Sie mit solch einem Vorschlag?

    Schuchardt: Das muss jetzt relativ zügig gehen.

    Noch im Mai?

    Schuchardt: Das denke ich nicht. Aber wenn der Aufstieg in die Zweite Bundesliga schon jetzt gelingt – was wir uns alle wünschen – werden sofort neue Anforderungen in Bezug auf Stadion und dessen Betrieb da sein. Entsprechend schnell muss reagiert werden. Bei vielem ist ja auch die Zustimmung des Stadtrats vonnöten.

    Was wäre die Folge, wenn es zu keiner Zusammenarbeit kommt?

    Schuchardt: Die Mehrheitsfindung im Stadtrat wäre schwieriger. Es gibt Vorgaben der Liga, insbesondere was das Stadion betrifft, das muss angegangen werden. Die Stadt wird unabhängig von einer Fusion versuchen zu unterstützen, aber nur unter der Bedingung, dass der Breitensport in der Stadt insgesamt nicht leidet.

    Fördert man nicht mit dem Profisport als Leuchtturm unmittelbar den Zulauf im Breitensport?

    Schuchardt: Ja, das stimmt. Geld hat aber einen Fehler, man kann es nur einmal ausgeben. Wir haben eine Deklination der Aufgaben: Erst die Feuerwehr, dann lange nichts. Dann kommen Schulen, die Kindergärten, der Straßenbau, dann der Breitensport, dann vielleicht das Theater, dann lange nichts, und dann kommt der Profisport. Das ist die Logik kommunalen Handelns, erst die Pflicht, dann die Kür.

    Wie begründen Sie beispielsweise die Bevorzugung des Theaters gegenüber dem Profisport?

    Schuchardt: Ich weiß, Profifußball ist das Theater des kleinen Mannes. Hinter dem Stadttheater steckt aber auch der Bildungsauftrag, Kultur näherzubringen von den deutschen Klassikern bis zu zeitgenössischen Stücken. Das ist ohne Arg und Bös‘ ein kleiner Unterschied zum Profisport.

    Sie selbst haben Ingolstadt als Beispiel genannt. Dort hat die Stadt nach der Klub-Neugründung den späteren Stadionneubau mit großen Investitionen in die Infrastruktur unterstützt sowie eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 20 Millionen Euro übernommen. Ist das Modell ein Vorbild für Würzburg?

    Schuchardt: Nein. Ausfallbürgschaften wird es in dieser Stadt nicht geben, um das klipp und klar zu sagen. Wir müssen unseren eigenen Weg finden, werden uns aber, was die Infrastruktur betrifft, auch finanziell engagieren müssen. Wenn es um den Standort des Stadions geht, wäre eine Investition in die Arena am Dallenberg wesentlich günstiger als ein Neubau auf der grünen Wiese. Da wäre man schnell beim Vielfachen.

    Würde die Stadt in eine mögliche Betreibergesellschaft des Stadions einsteigen?

    Schuchardt: Am Zug sind die Kickers und die anderen Vereine. Sie haben die Chance, ihre Vorstellungen zu konkretisieren und die Stadt wird unterstützen, wo es geht.

    Und eine Übernahme des Stadions durch die Stadt, wäre das denkbar?

    Schuchardt: Im Rahmen der kommunalen Aufgaben entspricht das nicht unseren Möglichkeiten.

    Einiges ist am Dallenberg schon in Planung, so soll es zur neuen Saison ein gemauertes VIP-Gebäude geben. Die Baugenehmigung ist noch nicht da. Gibt es Schwierigkeiten?

    Schuchardt: Nein, es gibt keine Schwierigkeiten. Vor dem Hintergrund ihres Erfolges befassen sich die Kickers mit der optimalen Ausschöpfung des Gesamtareals. Ansonsten wird es bald die ausstehende Genehmigung für den angesprochenen VIP-Bau in der bisher geplanten Form geben können.

    Ein weiteres Thema ist eine neue Multifunktionshalle als Spielstätte des Basketball-Bundesligisten s.Oliver Baskets. Wie ist da Stand der Dinge?

    Schuchardt: Eine neue Veranstaltungshalle wäre eine tolle Sache für die Stadt und hätte ein Einzugsgebiet, das sich über ganz Mainfranken erstrecken würde. Wenn es tatsächlich der Standort am Bahnhof wird, bin ich sogar sicher, dass durch die Fußläufigkeit zum Bahnhof auch Besucher aus Nürnberg und Frankfurt dazu kommen. Aber auch das kann die Stadt nicht alleine stemmen. Da gibt es verschiedene private Akteure, es gibt Grundstückseigentümer, es gibt Sponsoren.

    Woran hakt es?

    Schuchardt: Die Gespräche sind geführt und ich bin gespannt, welche Planung und Geschäftsmodelle einen in Bälde erreichen.

    Können Sie den Begriff 'Bälde' definieren?

    Schuchardt: Warum soll ich anderen Druck machen?

    Weil das Thema seit Jahren schwelt. Jüngst gab es auch das Gerücht, ein möglicher Standort sei das Hubland in der Nähe der Uni.

    Schuchardt: Das Hubland kann ich kategorisch ausschließen, da ist kein Platz mehr. Wenn, dann war das ehemalige Kasernengelände an der Nürnberger Straße im Gespräch. Ich habe sehr große Sympathie für den Standort am Bahnhof, einfach wegen der guten Erreichbarkeit und der Innenstadtnähe. Besucher könnten einkaufen gehen, die Gastronomie nutzen. Es soll auch kulturbeflissene Sportfans geben, die sich die Residenz anschauen würden.

    Herr Schuchardt, wir haben noch einen baulichen Mangel erkannt: Das Rathaus hat keinen Balkon. Wo würde eine mögliche Aufstiegsfeier der Kickers stattfinden?

    Schuchardt: Da sollte der Kickers-Präsident vielleicht mal mit Herrn Weiler von der Staatlichen Seen- und Schlösserverwaltung sprechen. Bei Dirk Nowitzki hat das mit der Residenz ja ganz gut geklappt. Aber letztes Jahr die Feier mit den Baskets auf dem Marktplatz war doch ultratoll. Jede Stadt muss ihre eigene Kultur und Tradition des Feierns finden. Eines ist sicher: Sollten die Kickers aufsteigen, wird die Mannschaft zum Empfang in den Wenzelsaal des Rathauses eingeladen.

    Wären Sie in den Relegationsspielen im Stadion dabei?

    Schuchardt: Ich bin immer gerne dort, aber das hängt von meinem Terminkalender ab. Doch allein die Aussicht, im nächsten Jahr mal die Frankfurter Eintracht gegen die Kickers spielen zu sehen, gefällt mir gut.

    Christian Schuchardt

    Seit 2014 ist der gebürtige Frankfurter in der Stadt Würzburg Oberbürgermeister. Erste kommunalpolitische Erfahrung sammelte Schuchardt im Stadtrat im hessischen Dreieich, wo Schuchardt aufwuchs. Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften in Kostanz ging er zur Hessischen Landesbank und wechselte nach einem Abstecher nach Schwerte 2007 als Kämmerer ins Würzburger Rathaus. Als Kind habe er gerne in der Freizeit Fußball gespielt, zu höheren Weihen in diesem Sport, erzählt er, habe es jedoch nicht gereicht. FOTO: Daniel Peter

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