Als Bruno Buchen der Leiter der Berufsschule Kitzingen/Ochsenfurt und der Friedrich-Bernbeck-Wirtschaftsschule Kitzingen, 1963 nach acht Schuljahren in einer einklassigen Volksschule eine Berufsausbildung zum Landwirt begann, dachte er wohl selbst im Traum nicht daran, dass er 50 Jahre später als Studiendirektor in den Ruhestand gehen würde. Buchen, der an diesem Mittwoch, 30. Januar, offiziell verabschiedet wird, sieht sich als Beispiel für die Durchlässigkeit unseres Schulsystems, in dem es auch Hauptschüler weit bringen können. Er hat in der Schullandschaft Spuren hinterlassen. Eine Bilanz.
Frage: Welche Situation fanden sie vor, als sie am 1. August 1998 Ihre Stelle als Leiter von drei Schulen antraten ?
Bruno Buchen: Da war zum einen das staatliche Berufsbildungszentrum Ochsenfurt, Außenstelle Würzburg, dazu die Berufsschule Kitzingen mit Außenstelle Ochsenfurt mit rund 1900 Schülern und die Wirtschaftsschule Kitzingen mit rund 200 Schülern. Die Ausstattung der Berufsschulen war in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß und die EDV-Ausstattung steckte in den Anfängen.
Was war die größte Herausforderung ?
Buchen: Das war zunächst die Zusammenführung der beiden Kollegien in Ochsenfurt und Kitzingen und die Zusammenführung der Berufsfelder innerhalb der Schulen. Dazu mussten zahlreiche Berufsfelder zwischen den Standorten Kitzingen, Ochsenfurt und Würzburg verlagert werden. Es gab starke Widerstände gegen die beabsichtigte Fusion des Berufsbildungszentrums mit Kitzingen, bis es gelang, die damaligen Landräte Siegfried Naser und Waldemar Zorn zu überzeugen.
Was war Ihre größte Enttäuschung ?
Buchen: Die größte Enttäuschung war am 16. März 2001. Wir hatten an beiden Schulstandorten für den 18. März über Monate hinweg einen großen Tag der offenen Tür vorbereitet, der dann wegen der Maul- und Klauenseuche von der Regierung abgesagt wurde. Die Motivation aller Kollegen war am Boden, meine Reputation im Kollegium ebenfalls.
„Der Ausbau der Berufsschule zum Kompetenzzentrum verlangte viele Opfer, brachte aber gute Ergebnisse und sicherte den Schulstandort.“
Bruno Buchen, scheidender Schulleiter
Und die Erfolge?
Buchen: Da gab es viele. Da war zunächst die Stärkung der Akzeptanz der Wirtschaftsschule im Kitzinger Stadtrat. Heute hat die Schule rund 100 Schüler mehr als damals und die Absolventen sind bei den Betrieben in der Region begehrte Mitarbeiter. Der Ausbau der Berufsschule zum Kompetenzzentrum verlangte viele Opfer, brachte aber gute Ergebnisse und sicherte den Schulstandort. Dies wäre ohne Unterstützung der Regierung von Unterfranken und der Landräte nicht möglich gewesen. Investitionen in Höhe von zwölf Millionen Euro in die Ausstattung bedeuteten einen Quantensprung und brachte die Schule teilweise an die Spitze in Bayern. Dies war ein Motivationsschub für Ausbildungsbetriebe, Schüler und Lehrer. Nicht zu vergessen ist die Einführung der Berufsbörse an der Wirtschaftsschule, die ein Erfolgsmodell wurde.
Wie entwickelten sich die Schülerzahlen?
Buchen: Sie stiegen an beiden Standorten teilweise sprunghaft bis 2008 an, seither gibt es einen sanften Rückgang aufgrund des demografischen Wandels und weil immer mehr Schüler höhere Schulabschlüsse anstreben.
Hat sich das duale Ausbildungssystem bewährt?
Buchen: Kollegen im Ausland, mit denen ich spreche, bewundern es. Die Durchlässigkeit bewirkt, dass inzwischen 43 Prozent aller Studierenden an Hochschulen aus beruflichen Schulen kommen. Das sollten auch Eltern bedenken, deren Kinder sich in der Grundschule befinden. Wenn der Übertritt ans Gymnasium nicht klappt, ist das noch lange kein Beinbruch. Mit Begabung und viel Fleiß, stehen alle Wege offen.
Was würden Sie ändern, wenn Sie es könnten ?
Buchen: Entweder sollte die Bildungshoheit der Länder aufgehoben werden oder der jetzt eingeschlagene Weg der Einigung auf gleiche Bildungsstandards deutlich beschleunigt und in die Praxis umgesetzt werden. Abgebaut gehört die Bürokratie im Zusammenhang mit internationalen Schulpartnerschaften. Um Gelder zu bekommen, müssen viele sachfremde bürokratische Hürden genommen werden. Das hemmt die Motivation der Lehrer stark.
Was haben Sie sich für den Ruhestand vorgenommen?
Buchen: Ich kehre zu meinen Wurzeln als Landwirt zurück. Bereits vor vier Jahren begann ich mit der Zucht der seltenen Schafsrasse „Graue gehörnte Heidschnucke“. Inzwischen haben wir 20 Mutterschafe. Dem Ziel der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln aus dem eigenen Garten, vor allem mit Gemüsearten aus der mediterranen Küche, sind ich und meine Frau schon sehr nah. Ich habe mir vorgenommen, das Weinparadies Franken mit dem Mountainbike zu erkunden und werde meine berufliche Erfahrung alleinerziehenden Eltern zur Verfügung stellen, die einen Wiedereinstieg in den Beruf suchen. Inzwischen ist auch das sechste Enkelkind da und hoffentlich bleibt dann noch hin und wieder Zeit für ein gutes Buch oder eine Zeitung.
Bruno Buchen
Geboren wurde Bruno Buchen dam 20. November 1948 in Wissen/Sieg (Kreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz)
Der Werdegang: 1955 bis 63: Acht Jahre Volksschule (alle Klassen in einem Unterrichtsraum); 1963 bis 66: Ausbildung zum Landwirt.
1966 bis 68: Landwirtschaftliche Fachschule.
1968 bis 70: Abendrealschule.
1970 bis 73: Fachhochschule für Landwirtschaft, Bad Kreuznach (Dipl. Ing. FH).
1973 bis 76: Studium des Lehramtes an beruflichen Schulen an der TU München, Fachrichtung Landwirtschaft, Zweitfach Biologie.
1976 bis 78: Referendariat an den Berufsschulen Freising und Schweinfurt.
1978 bis 1992: Unterricht am Staatlichen Berufsbildungszentrum Ochsenfurt.
1992 bis 98: Stellvertretender Schulleiter an der Fachoberschule und Berufsoberschule für Agrarwirtschaft, Triesdorf (Mittelfranken). Seit 1998: Leiter der Berufsschule Kitzingen/Ochsenfurt und der Wirtschaftsschule Kitzingen. FOTO: Weiskopf