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WÜRZBURG: Vom Papiertheater bis zum Museumsgespräch

WÜRZBURG

Vom Papiertheater bis zum Museumsgespräch

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    Gruppe „Kunstgespräche“: Christina Messerer (links) und Jule Hilgenberg von der Gruppe Kunstgespräche von der Leopold-Sonnemann-Realschule.
    Gruppe „Kunstgespräche“: Christina Messerer (links) und Jule Hilgenberg von der Gruppe Kunstgespräche von der Leopold-Sonnemann-Realschule.

    Was ist eigentlich alles Kultur und wie interessiert man Menschen dafür? Diese Frage stellten sich Schüler und Lehrer aus fünf Gymnasien und Realschulen in Würzburg und Umgebung. Was dabei herauskommt, war am Samstag im Kulturspeicher zu sehen. Den ganzen Nachmittag über präsentierten die Schüler hauptsächlich vor Eltern und Freunden ein umfangreiches Programm aus Tanz, Theater, Kunstgesprächen und - spielen.

    „Wir machen häufiger Projekte mit Schulen. Diesmal wollten wir etwas größeres veranstalten, etwas, das nachhaltiger ist”, sagt Museumspädagogin Christiane Rolfs. Zusammen mit ihrer Kollegin Anja Klinger hat sie sich überlegt, wie man möglichst viele Menschen in den Kulturspeicher bringen könnte. Am besten auch solche, die sonst nicht in das Museum gehen. Gerade ihnen möchte sie zeigen, dass Museum mehr sein kann, als stumm vor Bildern zu stehen. „Museum als einen lebendigen Ort wahrnehmen“, lautet deshalb einer ihrer Wünsche.

    Um dieses Ziel umzusetzen, sprachen die Pädagoginnen im September vergangenen Jahres die Schulen an. Als Beitrag war alles erlaubt, was mit Kultur zu tun hat. Die Leopold-Sonnemann-Realschule Höchberg, das Deutschhaus-Gymnasium, das Siebold Gymnasium, die Wolffskeel-Realschule und das Riemenschneider-Gymnasium sagten schließlich zu. Als Titel der Veranstaltung wählten die Organisatorinnen „Kultur für alle“ - in Anlehnung an den Leitspruch der Kulturpolitik der 70er Jahre.

    In fünf Räumen und im Außenbereich präsentierten die Schüler nun die ganze Bandbreite der Kultur – die Zuschauer sahen sich alle sechs Stationen nach dem Rotationsprinzip an.

    Leonardo-Brücke gebaut

    Bunte Dachlatten warten auf die Gäste vor dem Kulturspeicher. Hier gilt es, die sogenannte „Leonardo-Brücke“ zu bauen, eine Bogenkonstruktion, die erstmals in Form einer Skizze vom italienischen Renaissance-Künstler Leonardo Da Vinci dokumentiert wurde. „Wir haben nach einer Aktion gesucht, die nach einem einfachen Prinzip funktioniert. Die Kinder waren sofort begeistert“, erzählt Kunstlehrerin der Klasse 6m des Deutschhaus-Gymnasiums Angelika Rudloff-Seitz. Begeisterung und Spaß an der Kunst - ob beim Brückenbauen oder bei einem selbst gebastelten Kunst-Memory - waren die Gründe, weshalb die Lehrerin beim Projekt im Kulturspeicher zusagte.

    Spielerisch geht es auch in den Räumen des Kulturspeichers zu. Dort kommen Schüler der Wolffskeel-Realschule und der Leopold-Sonnemann-Realschule mit den Besuchern über Kunst „ins Gespräch“. Erstere klären über die „Op Art“ auf: Die Zuschauer lernen etwa, dass kinetische Kunst eine Ausdrucksform ist, in der es um Bewegung geht. Dies ist zum Beispiel bei einem Werk zu sehen, auf dem rote Scheiben aus dem Bild zu fallen scheinen oder bei einer Installation, die mechanisch funktioniert. „Wir möchten konkret etwas erzählen über konkrete Kunst“, erklärt Kunstlehrerin Daniela Weh.

    Auf eine Zeitreise in den Impressionismus entführt die Gruppe der Leopold-Sonnemann-Schüler um Lehrerin Karin Kasberger. Hier erfahren Neugierige zum Beispiel Genaueres über das Bild „Balletteuse im Atelier“ von Friedrich Fehr. „Das Projekt ist eine große Bereicherung. Sowohl für die Schüler, die ihr Wissen präsentieren, als auch für die Besucher, die etwas über das Bild erfahren“, findet Kasberger.

    Sehr lebendige Kultur

    Dass Kultur sehr lebendig und auch einmal laut sein kann, zeigen Schüler des Riemenschneider-Gymnasiums und die Oberstufe des Deutschhaus-Gymnasiums. Während erstere die Märchen Frau Holle, Rumpelstilzchen und Hänsel und Gretel in selbst gebauten Papiertheatern unter Leitung von Lehrerin Bernadette Posamentier präsentieren, führt die Theater-Gruppe um Lehrer Christoph Bauer Auszüge nach “Die Befristeten” von Elias Canetti auf. „Wir wollten etwas Modernes mit Hintergrund zeigen“, sagt die 17-jährige Schülerin Katharina Eckhardt. Nachdem die Schüler das Stück bereits Anfang Juli im Bockshorn aufgeführt hatten, wird im Kulturspeicher eine stark gekürzte Version gespielt. Der Inhalt: In einer fiktiven Zukunftswelt wird jedem Menschen eine Anzahl an Lebensjahren zugeteilt. Jeder Mensch weiß, wie lange er leben und wann er sterben wird. Im Laufe der Handlung lehnt sich ein Mann gegen das System auf und löst eine Revolution aus, die zur gegenwärtigen Welt zurückführt. „Wir möchten damit sagen: Nimm dein Leben selbst in die Hand, es ist nicht vorbestimmt“, sagt Christoph Bauer. Die Zuschauer applaudieren.

    Kunst tanzen – wie so etwas geht, zeigen eindrucksvoll Schüler des Siebold-Gymnasiums unter Leitung von Andrea Preger. Die Schüler der fünften bis zur elften Klasse holten sich an Kunstwerken der Ausstellung „Sammeln, was man liebt“ Inspiration und versuchten, zentrale Elemente tänzerisch umzusetzen nach dem Stil des Wuppertaler Tanztheaters. Die Idee: Jeder bringt sich ein, jeder darf Impulse geben. Auf diese Weise entsteht eine Aufführung mit Elementen des Ballett und kurzen Textpassagen. „Kunst ist die Möglichkeit des Selbstausdrucks“, so Koordinatorin Andrea Preger.

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