„Ich freue mich auf meinen Ruhestand“, sagt ein lächelnder Heinz Koch und schiebt die Unterlagen auf seinem wuchtigen Tisch im Rathaus ordentlich zusammen. Vielleicht hat der 67-Jährige einfach eine etwas originelle Auffassung von Ruhestand. Kreisrat ist Koch ja noch immer. Anfragen von Bauträgern, die von seiner Erfahrung profitieren wollen, hat er auch schon erhalten. In seinem neuen Zuhause, das er in der Wohnanlage am Kapellenberg bezogen hat, muss er sich auch erst noch einrichten. Und dann, ganz wichtig für ihn, ist da seine Frau Marika, die sich auf den Ruhestand ihres Gatten „freut wie eine Schneekönigin“, sagt Heinz Koch.
Lange genug hat sie ihn teilen müssen mit einer ganzen Stadt. Beide haben auf Freiheiten verzichtet, die ein Bürgermeister sich nicht gönnen kann, weil er kaum einmal privat sein darf. Wenn seine Frau nicht immer hinter ihm gestanden hätte, dann hätte er das Amt wohl nicht ausüben können. Davon ist Heinz Koch überzeugt. Das schönste politische Amt, das er sich vorstellen kann. Und er erzählt, wie er dorthin kam. Koch ist ein Eibelstadter, wie er originaler kaum sein könnte. „Ich war eine Hausgeburt“, sagt er stolz. Zur Welt gekommen ist er in dem alten Haus in der Falltorgasse, in dem er bis vor kurzem gelebt hat.
Aufgewachsen in der Nachkriegszeit, sollte der Schüler Heinz Koch einen Beruf erlernen, der finanziell etwas hergab. Der 14-Jährige entschied sich für eine Buchdruckerlehre. „Das war am lukrativsten“, erinnert sich der Sohn eines Schreiners. Da der Beruf außerdem Spaß machte, arbeitete er, abgesehen von einer kurzen Zeit in einem anderen Unternehmen, bis 1990 in der Handelsdruckerei in Würzburg.
Zu Hause in Eibelstadt dominierte schon seit seiner frühesten Jugend die Kommunalpolitik im Leben von Heinz Koch. Der Vater Eduard war lange Zeit zweiter Bürgermeister gewesen. 1978 wurde Heinz Koch zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt, sechs Jahre später in den Kreistag. 1986, der damalige Bürgermeister Eberhard Börner war verstorben, wagte Koch bei der Nachwahl einen ersten Anlauf als Bürgermeisterkandidat. Ein kurzer Wahlkampf und Querelen in der Fraktion wirkten sich nachteilig aus. 24 Stimmen fehlten ihm damals zur Stichwahl.
„Danach wollte ich eigentlich nicht mehr“, sagt Koch. „Ich habe mich dann auf meinen Beruf konzentriert.“ Und auf seine Familie, denn 1969 hatten Marika und Heinz Koch geheiratet und dann einen Sohn bekommen. Aber die Politik saß einfach in ihm drin. „Das war immer meins“, gesteht er. „Weil man da entscheiden kann.“ Und so musste ihn sein Freund und Parteigenosse, der Landtagsabgeordnete Herbert Franz, auch nicht lange drängen. 1990 kandidierte Heinz Koch erneut als Bürgermeister und hatte Erfolg. „Danach hatte ich nie mehr ein Problem beim Wahlergebnis“, sagt er und lächelt zufrieden.
Kaum ins Rathaus eingezogen, wühlte sich der frisch gebackene Bürgermeister durch Akten und Vorgänge. „Danach wusste ich, wie man es nicht machen darf“, verrät er. Sein Credo als Bürgermeister lautete: den Haushaltsplan so bald wie möglich fertigstellen und dann ein bestimmtes Projekt hartnäckig verfolgen.
Zuerst machte er sich an den Sportplatz. Verhandlungen, Grunderwerb, Flächentausch, Vorkaufsrechte – Koch klemmte sich hinter sein Vorhaben. „Ich war nur noch Makler“, amüsiert er sich. Dass er allein und nicht wie bisher der ganze Stadtrat verhandeln durfte, mit diesem Beschluss verschaffte sich Koch Handlungsspielraum. Das, was Koch sein Lieblingsprojekt nennt, ist inzwischen auch schon 14 Jahre alt. Im Jahr 2000 sollte das Hotelprojekt unter der Regie eines Investors am Kapellenberg seinen Anfang nehmen. Doch erst neun Jahre später, nachdem die Stadt sich der Sache selbst angenommen hatte, wurden aus den Ideen Gebäude. Neben dem Hotel entstanden ein Seniorenheim und eine Wohnanlage mit eigenem Blockheizkraftwerk.
„Bis zum Ende meiner Amtszeit wollte ich alles vermarktet haben“, sagt Heinz Koch. Es ist ihm gelungen. Der Kapellenberg ist ihm so ans Herz gewachsen, dass er mit seiner Frau dort eingezogen ist. Hier will er seinen Ruhestand genießen, der so ruhig vermutlich nicht ausfallen wird.