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WOLKSHAUSEN: Von Rindern und Rüben

WOLKSHAUSEN

Von Rindern und Rüben

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    Bauer werden: Philipp Markgraf, Johannes Michel, Stefan Fries und Johannes Karl (von links), im Bild mit dem kleinen Jonas, absolvierten auf dem Hof von Georg und Sebastian Dürr in Wolkshausen ihre Abschlussprüfung als Facharbeiter in der Landwirtschaft, weil sie ihren heimischen Hof im Nebenerwerb bewirtschaften wollen.
    Bauer werden: Philipp Markgraf, Johannes Michel, Stefan Fries und Johannes Karl (von links), im Bild mit dem kleinen Jonas, absolvierten auf dem Hof von Georg und Sebastian Dürr in Wolkshausen ihre Abschlussprüfung als Facharbeiter in der Landwirtschaft, weil sie ihren heimischen Hof im Nebenerwerb bewirtschaften wollen. Foto: Foto: Claudia Schuhmann

    An einem Bierzelttisch mit Blick auf den Misthaufen sitzt Stefan Fries in der Mittagshitze und rechnet. Er muss kalkulieren, wieviel Dünger er ins Wasser geben muss, um eine Feldspritze mit 800 Litern Fassungsvermögen zu befüllen. Stefan Fries ist mitten im praktischen Teil der landwirtschaftlichen Abschlussprüfung – und es läuft gut für ihn.

    „Die Prüfung ist nicht ohne“, sagt Ottmar Grieb, der dem Prüfungsausschuss angehört und Stefan Fries am Biertisch gegenübersitzt. Weil die Absolventen später verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, kommt es auch immer wieder vor, dass einige die anspruchsvolle Prüfung nicht bestehen. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob sich Stefan Fries aus Riedenheim deswegen Sorgen machen müsste.

    Schon seit einer Stunde ist Ottmar Grieb mit seinem Prüfling auf dem Hof von Georg und Sebastian Dürr in Wolkshausen zugange. Die Landwirte haben ihren Betrieb für die Prüfung zur Verfügung gestellt. In ihrem Rübenacker ist Stefan Fries bereits auf Herz und Nieren geprüft worden. Alles, was es über Zuckerrüben zu sagen gibt, hat Stefan Fries gesagt. Ottmar Grieb, ebenfalls Landwirt, ist zufrieden. Das sagt er dem Prüfling auch. Die Atmosphäre ist entspannt, man duzt sich.

    Für Nicht-Landwirte gleichen die Prüfungsfragen einer dem Deutschen nur entfernt verwandten Fremdsprache. Was passiert, wenn die Rübe zu viel Stickstoff erhält? Was, wenn nicht genügend Bor vorhanden ist? Um Wachstumsregulatoren geht es, um die Bekämpfungsschwelle, um Fungizide, Trockenfäule und Versauerung. Wer diese Prüfung bestehen will, muss richtig etwas auf dem Kasten haben.

    Sechs Prüflinge sind an diesem Tag dran. Vier von ihnen absolvieren den praktischen Teil bei Familie Dürr, weil dort Bullen gehalten werden. Wer den Schwerpunkt auf Schweinemast oder Milchvieh gesetzt hat, darf bei zwei anderen Betrieben zeigen, was kann. Die Prüflinge, allesamt aus dem Ochsenfurter Gau, haben ihre Ausbildung in Abendseminaren durchlaufen. Sie arbeiten eigentlich in ganz anderen Berufen und streben einen Abschluss als „Facharbeiter in der Landwirtschaft“ an, weil sie als Landwirt im Nebenerwerb arbeiten möchten. Meist ist es der elterliche Betrieb, in dem sie mitarbeiten.

    Während Stefan Fries noch einige letzte Fragen beantwortet, sitzt Johannes Karl schon breit grinsend im Schatten der großen Gerätehalle. Für ihn ist die Prüfung bereits vorbei. Auch er hat ein gutes Gefühl. Mit seinen schweren Schuhen und der derben blauen Arbeitshose kann man sich den 31-Jährigen aus Hopferstadt nur schwer als Beamten im gehobenen Dienst vorstellen. Genau das ist er aber im Hauptberuf. Johannes Karl arbeitet bei der Rentenversicherung in Würzburg. Aber sein Vater ist Vollerwerbslandwirt. Er hält 60 Mastbullen und bewirtschaftet 27 Hektar Fläche.

    „Da dachte ich: Es kann nicht schaden, wenn ich die Ausbildung mache“, sagt Karl. Früher hatte er mit der Landwirtschaft kaum etwas zu tun. Um den Hof kümmerte sich der Vater allein. Der aber wird auch einmal älter werden. Sein Sohn will die Bullenmast dann weiterbetreiben, allerdings im Nebenerwerb. Mit seinem Hauptberuf, in dem er in Gleitzeit arbeiten kann, vertrage sich das gut, sagt Johannes Karl.

    Das Ganze funktioniert aber nur mit dem entsprechenden Wissen. „Ohne die Ausbildung bräuchte ich gar nicht erst anfangen“, sagt der 31-Jährige. Ob Pflanzenschutzschein oder Agrarförderung – nur ausgebildete Landwirte kommen hier weiter. Das bestätigt Martin Mack, Ausbildungsberater Landwirtschaft beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. „Geschickt, fleißig und naturverbunden zu sein, reicht längst nicht mehr.“

    Mack ordnet den Beruf des Landwirts irgendwo zwischen kaufmännisch und handwerklich ein. Und Johannes Karl findet den Beruf sehr modern und interessant. Anfang Juli folgt der theoretische Teil der Prüfung. Nach dem erfolgreichen Praxistest dürfte den jungen Landwirten aber auch davor nicht bange sein.

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