Familiendramen, Krimis oder Schicksalsberichte sind der Stoff, aus dem Bestseller-Romane entstehen. Erzählt werden genau solche Geschichten aber auch von Feldsteinen und Wegkreuzen unserer heimischen Flur.
Jeder kennt sie, ist schon oft an ihnen vorbeigefahren oder – gewandert, hat sie betrachtet und sich gefragt, aus welchem Grunde sie wohl genau an dieser Stelle stehen.
Antwort darauf gibt jetzt ein Buch, das der gebürtige Gollhöfer Hermann Bertlein, jetzt wohnhaft in Oberntief bei Bad Windsheim, mit dem Titel "Steinkreuze und Gedenksteine im Altlandkreis Uffenheim" herausgebracht hat. Es enthält nicht nur genaue Ortsangaben, ausführliche Informationen und Bilder zu den einzelnen Flurdenkmalen, sondern erläutert auch, worin sich Steinkreuze, Gedenksteine und Bildstöcke in ihrer ursächlichen Bedeutung unterscheiden.
Gegliedert ist das Buch in zwölf Kapitel. Zunächst geht es um Steinkreuze als Rechtsdenkmale. Meist lag der Errichtung eines solchen eine Bluttat und ein damit verbundener Sühnevertrag zu Grunde. Denn nach altgermanischem Recht konnte sich ein Totschläger mit der Sippe des Erschlagenen vertragen, indem er mit den Angehörigen einen Schiedssprecher wählte, der einen für beide Teile akzeptablen Vertrag aushandelte, den sogenannten Sühnevertrag. Durch das Aufstellen des Sühnekreuzes sollte in der Öffentlichkeit an die Tat erinnert werden. Auch der Ablösung des Sühnebrauchs durch die erste staatliche Rechtsprechung 1532 ist ein Kapitel gewidmet.
Neben den Sühnekreuzen sind Gedenksteine und Bildstöcke weitere Schwerpunkte des Buches.
Verschwundene Personen
Gedenksteine wurden oft aufgestellt, um an aus mysteriösen Gründen verschwundene Personen zu erinnern oder zum Dank dafür, dass jemand aus einer gefährlichen Situation auf wundersame Weise gerettet wurde. Anders als Steinkreuze und Gedenksteine sind Bildstöcke nicht nur in Wald und Flur, sondern auch in Ortschaften zu finden. Sie wurden und werden aus Dankbarkeit aufgestellt, oft mit religiösen Bildern oder Symbolen versehen.
Manche dieser stummen Zeugen lässt Hermann Bertlein in seinem Buch zu Wort kommen und erzählt ihre spannenden, geheimnisvollen und manchmal sogar gruseligen Geschichten, in denen es zum Beispiel um den Totschlag von Mitbürgern, das mysteriöse Umkommen von jungen Frauen oder tragische Unfälle beim bäuerlichen Handwerk geht. Die Namen der Steine stellen schon einen Bezug zum Geschehen her. "Grafenstein", "Sautröglein", "Hexenstiefel", "Zur krummen Margret" oder "Die Spinnerin" machen neugierig auf die menschlichen Schicksale, die dahinter stehen.
Es sind aber nicht nur die Handlungen selbst, um die es Hermann Bertlein geht, sondern auch das geschichtliche Wissen um Alltagsleben und Rechtsprechung der vergangenen Jahrhunderte. Dieses zu bewahren, war dem Hobbyhistoriker, der bereits mehrere Bücher veröffentlicht hat, Antrieb zu diesem Buch.
Die Initialzündung dazu gab für den ehemaligen Lehrer die Ausschreibung eines "Denkmal-Wettbewerbes", an dem er sich im Jahr 2000 mit seiner 8. Klasse der Uffenheimer Mittelschule beteiligte. Die Mühe der Klasse wurde damals mit einem 2. Preis belohnt.
Stumme Zeugen
Bertlein nahm sich des Themas in den folgenden Jahren intensiver an, forschte weiter und herausgekommen ist dabei nun ein ganzes Buch. Damit will er Interesse für diese stummen Zeugen der Vergangenheit wecken, die oft verwittert ihr Dasein fristen oder zunehmend verschwinden. Er will dafür sensibel machen, sie zu erhalten. Denn, so seine Auffassung, wenn man die Geschichten kennt, die dahinter stecken, bekommen die Steinkreuze und Gedenksteine einen anderen Wert.
Das Buch ist ab sofort erhältlich in Uffenheim in den Buchhandlungen Seehars und Kamm, in Bad Windsheim in der Buchhandlung Dorn und an der Kasse des Fränkischen Freilandmuseums.