Ochsenfurt (uMe) Stolz ist Anna Rötzer auf ihren Geburtsort Au bei Neukirchen zum Heiligen Blut, einen berühmten Marienwallfahrtsort. Dort an der Grenze zum früheren Böhmen wurde sie heute vor 90 Jahren geboren. Als jüngste von neun Geschwistern wuchs sie auf einem Bauernhof auf und war der Landwirtschaft so sehr verbunden, dass sie später immer wieder in diesem Gebiet gearbeitet hat.
Gleich nach Beendigung der Schule arbeitete sie drei Jahre lang als Kindermädchen ganz in der Nähe des elterlichen Bauernhofes, um danach wieder zu Hause mitzuhelfen. 1935 verschlug es sie auf einen Bauernhof bei Weikersheim, wo es ihr, wie sie sagt, sehr gut ging, "Die haben mich behandelt wie ein eigenes Kind." Drei Jahre später zog es sie nach München, wo sie bei einem Professor den Haushalt führte.
Ihre Freundin Maria war damals in Sächsenheim tätig und schrieb immer wieder an Anna, sie solle doch hierher kommen, da es im Fränkischen so schön sei. Den ständigen Bitten konnte sich Anna nicht widersetzen und zog zu ihrer Freundin nach Sächsenheim.
Bevor sie mit fast 50 Jahren in Ochsenfurt sesshaft wurde, arbeitete sie in vielen unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben, so etwa in Strüth bei Röttingen, in Mergentheim oder im württembergischen Schwaigern.
In Ochsenfurt war sie dann 16 Jahre lang im Krankenhaus beschäftigt, davon zehn Jahre in der Badeabteilung und sechs Jahre in der Küche. Als sie mit 65 Jahren in Rente ging fragte sie Dr. Walter Eckl sen., ob sie nicht bei ihm im Haushalt arbeiten möchte. Dieses Angebot nahm sie bereitwillig an, da sie sich ein Leben ohne Arbeit gar nicht vorstellen konnte.
Als ihr Arbeitgeber dann starb, wurde sie von seinem Sohn Dr. Walter Eckl jun. "übernommen". Anna Rötzer ist auch heute noch in seinem Haus tätig. Obwohl sie eine eigene kleine Wohnung besitzt, hält sie sich überwiegend im Haus von Dr. Walter Eckl jun. auf und geht - wo sie kann - der jetzigen Haushilfe mit kleinen Tätigkeiten, wie Laub kehren oder Wäsche aufhängen, zur Hand.
Besonders wichtig für Anna Rötzer ist ihr täglicher Gang zur Kirche, auf den sie auf keinen Fall verzichtet. Sie ist noch so gut zu Fuß, dass sie manchmal auch fast rennt, um wirklich pünktlich zum Gottesdienst zu erscheinen.
Eine große Leidenschaft hat die Frau, die mit sich und der Welt zufrieden ist: Sie nimmt an allen Gewinnspielen und Preisrätseln teil, die sie in Zeitungen und Zeitschriften findet. So gerne möchte sie einmal "etwas Richtiges" gewinnen, was aber bisher nie der Fall war.
Selbst nie verheiratet - "ich bin ledig!", wie sie stolz sagt -, hat sie den Kontakt zu ihren Nichten und Neffen und deren Kindern immer gepflegt. Daher freut sie sich heute auf den Besuch ihrer Verwandtschaft aus dem Münchner Raum, die mit ihr ihren Ehrentag feiern.