Welche Maße haben die Flaggen auf dem Reichstagsgebäude? In welchem nationalen Parlament sitzen die meisten Frauen? Es sind keine leichten Fragen, mit denen der Jugendkreistag das Allgemeinwissen der Würzburger Direktkandidaten und -kandidatinnen zur Bundestagswahl abklopfte, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.
„7 mal 5 Meter“, weiß Paul Lehrieder (CSU) die Maße der Flaggen. Und Freya Altenhöner (SPD) muss bei der Frage zum weltweit höchsten Frauenanteil eines Parlaments nicht lange überlegen: „Das ist Ruanda mit 61 Prozent.“ Im Deutschen Bundestag seien hingegen nur 31 Prozent der Abgeordneten weiblich.
Sebastian Hansen (Bündnis 90/Die Grünen) punktete mit Wissen zum englischen Unterhaus. Welche Handlung ist vor jeder Sitzung zwingend erforderlich? Antwort: Ein großer Zeremonienstab müsse ins Parlament getragen werden. Fehle das Zepter, dürften die Abgeordneten keine Gesetze verabschieden.
Altenhöner, Hansen und Lehrieder sind einer Einladung des Jugendkreistags gefolgt. Zwei Monate vor der Bundestagswahl nutzten sie die Gelegenheit, sich den Jugendkreisräten und -rätinnen vorzustellen. Lehrieder vertritt seit 2005 als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter den Wahlkreis Würzburg Stadt und Land. Altenhöner und Hansen bewerben sich erstmals um das Direktmandat.
Die Moderation der Veranstaltung, in der die Kandidaten und Kandidatinnen auf Herz und Nieren geprüft werden, übernahmen die Jugendkreistagssprecher Clemens Fensterle und Jannis Müller.
Nach dem Quiz ging es in die zweite Runde. Die Kandidaten und Kandidatinnen sollten Sätze ergänzen. „Eine Herabsenkung des Wahlalters auf 14 Jahre finde ich…“, gaben die Moderatoren vor ...„sinnvoll und richtig“, vollendet Sebastian Hansen den Satz. Letztlich beginne auch die Strafmündigkeit im Jugendstrafrecht mit 14 Jahren.
Eine Absenkung des Wahlalters hält auch Freya Altenhöner für denkbar. In der SPD könne Parteimitglied werden, wer das 14. Lebensjahr vollendet habe. „Wer sich einer Partei anschließen kann, vermag auch eine Wahlentscheidung zu treffen“, glaubt sie.
Paul Lehrieder hingegen kann sich eine Absenkung des Wahlalters auf 14 Jahre nicht vorstellen. „Über eine Absenkung auf 16 Jahre ließe sich reden, allerdings sollte das mit anderen Verantwortlichkeiten einhergehen, beispielsweise mit einer Anpassung der Geschäftsfähigkeit“, sagte der CSU-Abgeordnete.
Und wie beurteilen die Jugendkreisräte und -rätinnen selbst die Debatte um eine Absenkung des Wahlalters? Ein spontan eingeholtes Stimmungsbild unter den Jugendlichen ergab eine Mehrheit für das Wählen ab 16. Bis es soweit sei, möchten die Jugendlichen ihre Einflussmöglichkeiten als Jugendkreisräte und -rätinnen weiter ausbauen.
Im dritten Teil des Checks stellen sich Altenhöner, Hansen und Lehrieder einer offenen Fragerunde. Dabei wurde deutlich, welche Themen den Jugendlichen unter den Nägeln brennen. Wie stehen SPD, Grüne und CSU zu einem Bürgergeld oder bedingungslosem Grundeinkommen? „Die Frage stellt sich schon“, so Kandidat Hansen, „denn durch die Digitalisierung und den Wandel der Arbeitswelt fallen zukünftig Jobs weg“.
In ihrem Programm haben die Grünen zunächst einmal eine Kindergrundsicherung sowie eine sanktionsfreie Grundsicherung für Arbeitssuchende verankert. SPD-Kandidatin Altenhöner befürchtet hingegen, dass die Wirkung eines Bürgergelds verpuffe, wenn jeder 1000 Euro mehr im Geldbeutel habe und Mieten sowie Lebenshaltungskosten entsprechend steigen. „Wichtiger ist deshalb ein sozialer Arbeitsmarkt mit guten Beschäftigungsverhältnissen“, sagte sie.
Auch bei Paul Lehrieder entfacht das bedingungslose Grundeinkommen keine Euphorie. „Wir wollen mit Hartz IV niemanden bloßstellen. Auf Arbeitslosengeld II besteht vielmehr ein Rechtsanspruch. Aber mit dem Grundsatz von Fördern und Fordern tragen wir dem Umstand Rechnung, dass die Leistung letztlich aus Steuergeldern bezahlt wird.“
Themawechsel: Auf jeder Tagesordnung seit der ersten Sitzung des Jugendkreistags im November 2019 stehe laut Pressemitteilung mindestens ein Antrag zur Mobilität. ÖPNV, Radwege und Schulbusverkehr seien ein Dauerbrenner bei den Jugendlichen. Das wurde auch in der Diskussion mit den Bundestagskandidaten und Kandidatinnen deutlich.
Es entwickelte sich eine Debatte über die Reaktivierung von Bahnstrecken, die Zukunft des Individualverkehrs und die Antriebswende in der Autoindustrie. „Bitte mehr Güterverkehr auf die Schiene“, gab ein Schüler den Kandidaten und der Kandidatin mit auf den Weg.