„Das gehe nicht, sagte mir die junge Frau hinter dem Tresen im Einwohnermeldeamt“, berichtet sie, „mein Sohn Sebastian müsse ,persönlich vorhanden' sein“. Man wisse ja nicht, ob er jemals wiederkomme, daher könne er in Würzburg nicht polizeilich gemeldet werden, habe es geheißen. „Wenn er wieder in Deutschland sei und irgendwelche amtlichen Unterlagen benötige, müsse er sich da anmelden, wo er gerade sei“, sagte sie mir, „wie das genau geregelt sei, wisse sie aber auch nicht“.
Seit November 2005 ist der 25-jährige Zimmermannsgeselle aus Würzburg auf der Walz, seine Wanderjahre führten ihn von Korsika bis hoch nach Norwegen, wo kürzlich erst eine Zeitung mit Text und Bild vom deutschen Zimmermann berichtete. So lange blieb Sebastian Jac bei seiner Mutter in der Sanderau gemeldet, wo er bis zum Antritt seiner Reise gewohnt hatte. „Das sei eine Ordnungswidrigkeit gewesen, bekam ich noch mit auf den Weg, da war ich ganz platt“, so Kathrin Jac.
„So etwas haben wir auch nur ein- bis zweimal im Jahr“, sagt Karl-Heinz Schwenkert, Leiter des Würzburger Einwohnermeldeamtes. „Der junge Mann hätte sich also ordnungsgemäß abmelden müssen und hätte dann im Ausweis den Vermerk ,ohne festen Wohnsitz' stehen gehabt“, so Schwenkert.
Das sei nichts Schlimmes, sagt der Meldeamtsleiter, damit bekomme ein Wandergeselle auf der Walz auch keine Probleme im Ausland. Benötige er dort eine Ausweisverlängerung oder andere Papiere, sei dies problemlos über das deutsche Konsulat möglich. Komme der wandernde Zimmermann zurück nach Deutschland, könne er seine Lohnsteuerkarte an dem Ort beantragen und erhalten, wo er das erste Mal wieder in Deutschland arbeitet.
„Die Wohnsitz-Meldung war eine Ordnungswidrigkeit. Da war ich platt!“
Kathrin Jac, Mutter eines Zimmermannsgesellen auf der Walz
Über Schwierigkeiten mit dem Vermerk „ohne festen Wohnsitz“ im Ausweis ist Hermann Lang aus Ochsenfurt nichts bekannt, er ist Innungsobermeister der Zimmerer-Innung Würzburg. „Allerdings geht von unseren 60 oder 65 Gesellen in Unterfranken pro Jahr höchsten einer noch auf die Walz“, sagt er.
Nur noch etwa 200 Zimmerer-Gesellen auf der Walz gibt es in Deutschland, rund 800 sind es in ganz Europa.
Demnächst wird es auch einige in Übersee geben. Denn schon bald, so berichtet Kathrin Jac, wird sich Sebastian mit rund 30 Kollegen am Frankfurter Flughafen treffen und ein Flugzeug besteigen. „Dann fliegen sie geschlossen nach Neuseeland“, sagt sie.