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Würzburg: Warum eine Würzburger Straße unter einem Altar verläuft

Würzburg

Warum eine Würzburger Straße unter einem Altar verläuft

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    Georg Götz nutzt diesen Durchgang besonders gerne – aus gutem Grund.
    Georg Götz nutzt diesen Durchgang besonders gerne – aus gutem Grund. Foto: Eva-Maria Bast

    Auch wenn Georg Götz schon sein ganzes Leben lang in Würzburg lebt und unzählige Male hier hindurchgegangen ist, über diese Tatsache freut er sich immer noch: „Wir haben hier in Würzburg die einzige Kirche, bei der man unter dem Altar durchgehen kann“, sagt das Gründungsmitglied des Main-Franken-Kreises, dessen Vorsitzender er seit 1968 ist. Gemeint ist die Burkarder Kirche, die auf den heiligen Burkard zurückgeht, der 742 zum ersten Bischof von Würzburg geweiht wurde.

    Dass Burkard Würzburger Bischof, dass die Stadt überhaupt Bischofssitz wurde, ist dem im Jahre 719 nach Franken gekommenen heiligen Bonifatius zu verdanken, der 741 das Bistum Würzburg gründete. In „Die älteste Lebensbeschreibung des heiligen Burkard – deutsche Übersetzung“ ist zu lesen: „Man sagt aber, daß der heilige Bischof vom ersten Augenblick an, als er den obengenannten Mann zu Gesicht bekam, von prophetischem Geiste erfüllt, seinen ergebenen Dienern folgende Prophezeiung verkündet habe. ‚Freuet euch Brüder! Seht, Gott schickte uns einen Freund, dem die in der Stadt Würzburg vom seligen Kilian versammelte Herde des Herrn anvertraut werden muß.‘“

    Bistumsgründer Bonifatius sprach sich beim Papst für Burkard aus

    Burkhard sei wegen der großen Aufgabe erstmal mächtig erschrocken, heißt es in der Beschreibung weiter, aber schließlich soll er Folgendes geantwortet haben: „‚Obwohl ich mich für ein so hohes Amt für unwürdig halte, widersetze ich mich dennoch nicht der Bürde, die mir aufgrund göttlicher Anordnung auferlegt werden soll. Denn ich glaube, daß er seine Last in Barmherzigkeit auferlegt, weil er sie in Gnade erleichtern wird.‘“ Die beiden reisten nach Rom, wo Bischof Bonifatius beim Papst vorsprach. Der gab sein Einverständnis, Burkard wurde zum Bischof geweiht und trat mit Bonifatius den Heimweg an – in Würzburg wurden sie herzlich empfangen.

    „Wir haben hier in Würzburg die einzige Kirche, bei der man unter dem Altar durchgehen kann.“

    Georg Götz, Vorsitzender Main-Franken-Kreis

    „Nachdem sie den Weg unter Lobeshymnen an Gott und geistlichen Gesängen zurückgelegt hatten, gelangten beide Bischöfe endlich zur Stadt Würzburg; ihnen ging eine gewaltige Menschenmenge entgegen, Menschen, die dort wohnten und Menschen aus den umliegenden Gebieten“, heißt es in dem Bericht weiter. Vor Freude zu Tränen gerührt, soll Erzbischof Bonifatius laut der „ältesten Lebensbeschreibung“ dann gesagt haben: „Glücklich wirst du sein, Würzburg, und unter den Städten Germaniens wohl bekannt; mag man dich auch jetzt noch für die geringste unter einigen Städten halten, so wirst du dennoch, ausgeschmückt mit den Leibern deiner Märtyrer, nicht für geringer gehalten werden.“

    Nun hatte Würzburg also einen Bischof – und der gründete dort 748 ein Kloster, das Andreaskloster. „Burkhard führte das bischöfliche Amt elf Jahre aus und musste dann aufgrund seiner geschwächten Gesundheit zurücktreten“, schildert Götz. „Als die Gebeine Burkhards im 10. Jahrhundert in das von ihm gegründete Kloster überführt worden waren, wurde es ihm zu Ehren in Burkarder Kirche umbenannt.“

    Der Durchgang entstand im Verlauf einer abwechslungsreichen Baugeschichte

    Damals gab es den Durchgang, unter dem Georg Götz so gerne hindurchgeht, aber noch lange nicht – der kam erst im Verlauf der langen und abwechslungsreichen Baugeschichte dazu: Nach einem großen Brand um das Jahr 1030, bei dem Kirche und Kloster in Schutt und Asche fielen, der Grundsteinlegung auf den Resten der Vorkirche durch Kaiser Heinrich III., der Errichtung des romanischen Teils durch Abt Willemund ab 1033 und der Weihe des romanischen Kirchenteils im Jahr 1042 durch Bischof Bruno, erfolgte ab 1168 zunächst der Bau der als „Paradies“ bezeichneten nördlichen Langhaus-Portalvorhalle. 1250 wurden die Osttürme erhöht, bevor es schließlich und endlich 1494 zur Erweiterung der romanischen Basilika um den Ostchor und um ein spätgotisches Querhaus kam.

    Die Burkarder Kirche, vorn der Durchgang unter dem Altarraum.
    Die Burkarder Kirche, vorn der Durchgang unter dem Altarraum. Foto: Dita Vollmond

    „Hätte man nicht die Variante mit den Schwibbögen gewählt, wäre die Straße nun von der Kirche versperrt gewesen“, bringt es Götz auf den Punkt. „Das war damals – bis 1494 – die einzige Nord- Süd-Verbindung. Die Saalgasse, die heute an der Kirche vorbeiführt, gab es noch nicht. Diese Kirche wurde wegen ihrer Größe so geschickt angelegt, dass man wegen der Enge die vorhandene Straße, die seit 764 nach Burkhard benannt ist, überbaute. In Würzburg sprach man oft davon, das man mit dem Fuhrwerk unter dem Altar durchfahren kann.“ Als diese Erweiterungsmaßnahmen erfolgten, war die Kirche, seit 1464 und bis 1803, ein Kollegiatsstift. Nach der Säkularisation war es eine eigenständige Pfarrei des Mainviertels. Übrigens: Wenn die Burkarder Kirche auch nach Osten hin wuchs, so „schrumpfte“ sie nach Westen: Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn ließ den Westchor in den 1660er-Jahren abreißen, da Platz für die neue Stadtbefestigung und den Umlaufkanal geschaffen werden musste.

    Text: Eva-Maria Bast

    Der Text stammt aus dem Buch „Würzburger Geheimnisse - Band 2“ von Eva-Maria Bast, das in Kooperation mit der Main-Post entstand. Das Buch enthält 50 Geschichten zu historischen Geschehnissen und Orten. Präsentiert werden die Begebenheiten jeweils von Würzburger Bürgern.

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