Ein sogenannter Preacher Slam, Musik, Tanz, Meditation, Gottesdienste - den Besuchern der 13. Würzburger "Nacht der offenen Kirchen" boten sich viele Möglichkeiten zur Begegnung und Besinnung. Für zahlreiche ökumenische Angebote und Aktionen hatten 18 Kirchen sowie das Burkardushaus am Mittwochabend ihre Pforten geöffnet. Die Resonanz bei den Besuchern war positiv, vereinzelt aber auch kritisch, wie ein Streifzug durch die abendlichen Aktivitäten zeigte.
In der katholischen St. Peter und Paul-Kirche nahm der Abend einen musikalischen Auftakt mit einem Orgelkonzert von Kantor Matthias Querbach, der aus der evangelischen St. Johannis-Kirche zu Gast war. Als „Perlen der Orgelmusik“ stellte Querbach Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Musikalisch war's auch im Kilianeum an, wo der ökumenische Gottesdienst als ausdrücklich für Konfirmanden und Firmlinge geeignet ausgeschrieben war. „Die Musik ist echt cool“, stellte denn auch einer der vielen jüngeren Besucher fest.
In der Adalbero-Kirche in der Sanderau stand der Gottesdienst im Zeichen von „Sonnengesang“, dem Gebet von Franz von Assisi. Im Anschluss konnten sich die kleinen Kirchenbesucher an Stationen in der Kirche spielerisch mit Themen wie Wasser, Sonne oder Tod, auseinandersetzen. Vor der Kirche erwartete die Kinder Stockbrot und ein Lagerfeuer.

Eien Mahnwache von Maria 2.0
Am oberen Markt bot die Initiative Maria 2.0, die sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche einsetzt, Informationen, sammelte Unterschriften für ihre Forderungen und veranstaltete eine Mahnwache. Parallel dazu konnten sich Interessierte in der dortigen Bauwagen-Kirche, die eigens für die "Nacht der offenen Kirchen" aufgestellt war, Impulse holen. „Die meisten kommen mit Sorgen aus der Arbeitswelt zu uns“, erläuterte Klaus Köhler, Diözesansekretär bei der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB), das gemeinsame Angebot mit der Betriebsseelsorge Würzburg und der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen. „Es geht dabei vor allem um Austausch und Zuhören.“

Ein Preacher Slam im Stift Haug
Im Stift Haug fand eine Würzburger Premiere statt. Der erste Preacher Slam zog als moderner Dichterwettbewerb zahlreiche Zuhörer an. Die mehrminütigen Vorträge drehten sich um das Thema "Nacht". Das Publikum kürte per Akklamation Inge Wollschläger, Seniorenreferentin von St. Johannis, für ihren Beitrag über den Umgang mit dem Sterben zur Siegerin.
Auch gesellschaftskritische Angebote hielt die Kirchennacht bereit. Während in der Marienkapelle Aurica Jax von der Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz in ihrem Vortrag „Die Erde war schon vor uns da“ Impulse zur Bewahrung und Schutz der Erde gab, stand der Abend in der Augustinerkirche im Zeichen von Flucht und Asyl.
Besucherkritik an politischen Themen
Nicht alle waren von diesem politisch gefärbten Aspekt begeistert: „Ich finde politische Themen gehören nicht in die Kirche“, kritisierte eine Besucherin aus Bamberg. „Der Alltag des Glaubens sollte vielmehr im Vordergrund stehen. "Ansonsten hatte ich aber einen sehr guten Eindruck von dem breit gefächerten Angebot.“ Als erfahrener Besucher der Kirchennacht resümierte Reinhard Kies: „Von der Meditation in der St. Martins-Kirche bin ich leider enttäuscht. Ich hatte mir etwas Substanzielleres vorgestellt.“ Den "Evensong" in St. Peter und Paul fand der Gerbrunner dagegen "sehr schön.“ Auch die kulinarische Verpflegung im Burkardushaus kam bei vielen Besuchern gut an.
Den Ausklang der Kirchennacht bildete der Abschluss-Segen auf dem Marktplatz. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht versammelten sich dort etwa 70 Menschen, um zu beten und die zahlreichen Eindrücke der Kirchennacht Revue passieren zu lassen.
