Bildhauer Joachim Koch, Kulturpreisträger der Stadt Würzburg 1996, ist bekannt für seine künstlerische Arbeit. Eine seiner Großplastiken steht seit der Wiedereröffnung des Zeller Bocks in der Mittelinsel des Kreisels. Und seine Werke sind in ganz Deutschland zu finden. Meist handelt es sich um große geometrische Formen aus Stahl und Eisen. Seine Heimat hat der gebürtige Mittelfranke in Kleinrinderfeld gefunden. Hier befinden sich seine Werkstatt und seine Wohnung. Ein Lagerraum steht in Moos.
Entwürfe in Mitleidenschaft
Bis zum Abriss der Schule in Kleinrinderfeld hatte er hier sein Atelier in zwei Räumen, die er auf eigene Kosten hergerichtet hatte. Die Gemeinde hatte ihm die Räume seinerzeit mietfrei überlassen. Als „weiteres Entgegenkommen“, so der geschäftsführende Beamte der Gemeinde, Ulrich Stadlbauer, stellte ihm die Gemeinde damals einen Raum im Erdgeschoss des ehemaligen Lagerhauses in der Schönfelder Straße zur Verfügung. „Bürgermeisterin Linsenbreder wollte Herrn Koch unbürokratisch helfen“, erklärt Stadlbauer. Und der freute sich auch: „In den neuen Räumen fühlte ich mich richtig wohl, konnte hier meine Entwürfe lagern und neue Ideen entwickeln“, erinnert sich Koch.
Alles war gut, bis ihm ein Wasserrohrbruch im ersten Stock alle positive Energie nahm. „Meine Entwürfe wurden in Mitleidenschaft gezogen und die Einrichtung zerstört. Als ich ins Atelier kam, stand das Wasser knöcheltief in meinen Räumen und es tropfte immer noch von der Decke. Die war teilweise schon eingestürzt und auch der Rest drohte herunterzukommen.“
Wer zahlt?
Koch versuchte mit Freunden und der Familie zu retten, was zu retten war: „Viel war es nicht und der Rest war größtenteils beschädigt.“ Wer sollte für den Schaden aufkommen und ihn ersetzen? Das Problem: Die Gemeinde ist nur Mieter der Räumlichkeiten, die Koch nutzte.
Inhaber Helmut Seubert hat eine Gebäudeversicherung, die den Wasserschaden am Haus übernahm, nicht jedoch Kochs Einrichtungsschaden.
Der Künstler wandte sich an die Bürgermeisterin. Da er selbst keine Hausratversicherung hatte bat er darum, seinen Schaden über die gemeindliche Versicherung ersetzt zu bekommen. Doch nichts geschah. „Ich fühlte mich vertröstet und habe mir daraufhin einen Anwalt genommen“, so der Künstler. Der Anwalt habe bei der Gemeinde mehrfach angefragt, ob man den Schaden seines Mandanten nicht übernehmen könne.
Erst nach mehreren Versuchen bekam er eine Antwort: Seine vorherigen Schreiben seien nicht angekommen – und man könne den Schaden nicht übernehmen. Das war im März.
Erst im Juni konnte Koch das Haus wieder betreten. So lange hatten die Sanierungsarbeiten gedauert. Und da kam der Schock: Ein Mitglied des Kleinrinderfelder Musikvereins teilte ihm mit, dass der Verein die Räumlichkeiten ab sofort für seinen Musikunterricht allein nutzen darf. Er müsse noch am selben Tag seine restlichen Gegenstände wegschaffen, hieß es.
Koch war damals vollkommen überrascht. Die Gemeinde habe ihn weder über die Neunutzung informiert, noch ihm gekündigt, sagt er.
Ulrich Stadlbauer bestätigt das: „Da wir Herrn Koch die Räume mietfrei überlassen haben, mussten wir ihm auch nicht kündigen“, erklärt er. „Einem offiziellen Mietvertrag hätte der Gemeinderat auf jeden Fall zustimmen müssen. Die Bürgermeisterin hat sowieso schon mehr für Herrn Koch getan als normalerweise üblich“, rechtfertigt Stadlbauer das Vorgehen.
Nach Hick-Hack: Räumung
Damals wechselte Koch den Anwalt. Der versuchte nochmals mit der Gemeinde ins Gespräch zu kommen. Doch die hatte Koch zwischenzeitlich auch die Nutzung der danebenliegenden „Galerie Lagerhaus“ fristlos untersagt.
Nur in einem Punkt kam die Gemeinde dem Künstler entgegen: Sie gestand ihm eine Räumung innerhalb der nächsten drei Monate zu. „Das war das Maximale, was wir Herrn Koch nach dem ganzen Hick-Hack noch anbieten konnten“, so Stadlbauer.
Joachim Koch sucht jetzt Räume für ein neues Atelier. Ungefähr 50 Quadratmeter braucht er. „Vielleicht findet sich ja ein Mäzen, der mir einen trockenen und lichten Raum zur Verfügung stellen kann“, wünscht sich Koch.