Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

RIMPAR: Wegbereiter der Begabten

RIMPAR

Wegbereiter der Begabten

    • |
    • |
    Engagiert in der Hochbegabtenförderung: Armin Hackl aus Rimpar ist jetzt Träger des Bundesverdienstkreuzes.
    Engagiert in der Hochbegabtenförderung: Armin Hackl aus Rimpar ist jetzt Träger des Bundesverdienstkreuzes. Foto: Theresa Müller

    Auch Hochbegabte sollen sich in der Regelschule wohl fühlen. Sie sollen dort ihre Persönlichkeit so weit entwickeln, dass sie ihre Talente später einmal umfassend privat, beruflich und sozial nutzen können. Das ist das Ziel der von Armin Hackl aus Rimpar mitentwickelten „Personenorientierten Begabtenförderung“. Für sein langjähriges, deutschlandweites Engagement in der Unterstützung besonders begabter Kinder erhielt Hackl nun das Bundesverdienstkreuz.

    Hochbegabte Kinder sind sensibel und überaus kritisch, sie hinterfragen Entscheidungen und sind oft wenig anpassungsbereit. Wie mit diesen Kindern umgehen? Das wusste niemand, als das bayerische Kultusministerium vor etwa 15 Jahren zu überlegen begann, wo man im Freistaat eine erste Modellklasse für Hochbegabte einrichten könnte. Deutschlandweit hatte es zu diesem Zeitpunkt keine einzige fünfte Gymnasialklasse allein für Hochbegabte gegeben.

    Dass Armin Hackl als Leiter des Deutschhaus-Gymnasiums (DHG) beauftragt wurde, eine solche Klasse einzurichten, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Noch hatte er sich nicht als Experte für das Thema Hochbegabung hervorgetan: „Doch hatte man wahrgenommen, dass mich Veränderungen faszinieren.“ So wurde seine Schule in Würzburg ausgewählt.

    Dass seine Verdienste um hochbegabte Kinder nun mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt werden, zeigt für Hackl vor allem eines: „Begabungsförderung ist heute ein echtes gesellschaftliches Thema.“ Das war 2001, als die ersten beiden Modellklassen im Deutschhaus-Gymnasium eingerichtet wurde, längst noch nicht der Fall. „Es gab immer wieder Spott und sogar Anfeindungen“, erinnert sich der 70-Jährige.

    Die als „hochbegabt“ identifizierten Kinder wurden ebenfalls misstrauisch beäugt: „Sie liefen irgendwo zwischen ,Genie‘ und ,Irrsinn‘.“ Dass sie besonders gefördert werden sollten, war nicht recht einsichtig: „Das Gymnasium galt ja als die Begabtenschule.“ Wem das vom Niveau her zu niedrig war, konnte in die in den 70er Jahren gängigen „Schnellläuferklassen“ wechseln: „Die Schnellläufer kamen in acht Jahren zum Abitur.“ Im Riemenschneider-Gymnasium, wo Hackl von 1979 an Seminarlehrer war, gab es einen solchen Zug für Hochleister.

    In so mancher Brandrede machten engagierte Eltern ab den 1990er Jahren auf den Leidensweg ihrer Kinder aufmerksam. Sie prangerten die Schule an, die nach ihrer Meinung bei der Förderung besonders begabter Kinder versagte – galten doch nicht wenige Hochbegabte damals als nicht schulfähig. „Genau solche Kinder hatten wir im ersten Jahr unserer Modellklassen auch“, so Hackl.

    In so manchem Vortragsabend räumte der Lehrer in den vergangenen Jahren mit Vorurteilen gegenüber Hochbegabten auf. Gleichzeitig machte er sich für eine andere Schulkultur stark. Bis 2008 tat er dies als Leiter des Deutschhaus-Gymnasiums. Danach gründete er zusammen mit einigen Mitstreitern das Weiterbildungsinstitut eVOCATIOn. Bis vor wenigen Tagen fungierte er dort auch als Vorstand. Nach seinem 70. Geburtstag legte er dieses Amt nieder: „Jetzt sollen Jüngere die Arbeit vorantreiben.“ Stolz ist Hackl auf das im August erschienene eVOCATIOn-Grundlagenbuch. Es legt auf 320 Seiten dar, was unter „Personorientierter Begabungsförderung“ zu verstehen ist.

    Dass Hochbegabte vor allem aus Familien kommen, denen es wirtschaftlich gut geht, ist ein fragwürdiges Faktum, das zunehmend problematisiert wird. Dazu meint Hackl: „Auch bei uns kamen zwei Drittel der Modellklassenschüler aus akademischen oder bildungsbürgerlichen Familien.“ Nur jedes dritte Kind stammte aus einer Arbeiterfamilie. Früh kam daher der Gedanke auf, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Warum sollten Kinder, die schlecht dran sind, was ihre familiären Verhältnisse anbelangt, weniger intelligent sein als Akademikerkinder?

    Bei der Auswahl der Modellschüler im Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg wurde versucht, das soziale Ungleichgewicht auszutarieren, schildert Hackl: „Meist bewarben sich 50 bis 60 Kinder. Bis zu 25 wählten wir aus. Dabei achteten wir darauf, dass vor allem Kinder aus bildungsferneren Schichten eine Chance bekamen.“

    Inzwischen gilt es als anachronistisch, bestimmte Schülergruppen auszugrenzen – sei es aufgrund zu geringer oder aufgrund zu hoher Begabung. Will doch die Inklusionsbewegung, dass alle Kinder gemeinsam mit- und voneinander lernen. Grundsätzlich sympathisiert Armin Hackl mit diesem Gedanken. Doch er weiß auch: „Dies umzusetzen, ist sehr schwer.“ Zum einen brauche es mehr Ressourcen. Noch wichtiger jedoch ist für ihn: „Wir brauchen eine andere Haltung.“ Eine Schule könne nur dann inklusiv werden, wenn sie sich als Lern- und nicht mehr als reiner Unterrichtsort versteht: „Und wenn es Lehrer gibt, die Kinder wirklich möge.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden