Der Altar sei der Ort, „wo wir im Brot des Lebens Nahrung und Stärkung erhalten“, fuhr Boom fort und schlug einen Bogen zur Spiritualität und dem Auftrag der Oberzeller Franziskanerinnen. Er wünschte den Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, dass sie selber zu einem Altar würden und sich hingeben für die Welt, damit die Menschen Orientierung finden und erfahren, dass sie nicht allein gelassen sind, sondern Gott sie hält.
In aller Individualität und Verlorenheit gehalten sein und einander tragen. Das bringt der neue Altar aus Stahl auch künstlerisch zum Ausdruck. Graue Stäbe in unterschiedlicher Länge streben nach oben, sind miteinander verbunden und bilden als Einheit die Altarfläche. Postmodern wirkt der Altartisch, der von nun an die Mitte der Kilianskirche bildet. Ebenso wie Ambo und Tabernakel stammt das sakrale Kunstwerk aus der Werkstatt von Silberschmied Matthias Engert (Kloster Oberzell).
Erhalten blieb der Hochaltar aus der ehemaligen Filiale Trunstadt (Erzdiözese Bamberg). Das holzgeschnitzte Altarbild stellt Jesus als Arzt und Heiland dar und illustriert die Stelle aus dem Markus-Evangelium: „Sie legten ihm die Kranken auf die Gasse, und alle, die ihn berührten, wurden gesund.“ Finanziert wurde die 30 000 Euro teure Neugestaltung des Altarraums überwiegend aus Spenden sowie ehrenamtlichen Leistungen von Künstler Matthias Engert und dem Architekten Rainer Kriebel (Würzburg).
An der Altarweihe nahmen Schwestern der Gemeinschaft, Bewohnerinnen und ihre Angehörige sowie Mitarbeiterinnen teil. Neben Weihbischof Boom konzelebrierten die Hausgeistlichen des Klosters Oberzell, Oberstudienrat Achim Wenzel, Monsignore Bruno Zeißner, Pfarrer Werner Vollmuth und Diakon Ulrich Wagenhäuser von der Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz und Sankt Elisabeth (Würzburg).
Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst vom Würzburger Diözesanmusikdirektor Gregor Frede (Orgel) und Schwester Regina Grehl (Gesang).
Antonia Werr (1813 bis 68), die Gründerin der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu OSF, hatte 1855 im Gelände des Kloster Oberzell ihre Gemeinschaft ins Leben gerufen. Noch im gleichen Jahr kaufte die gebürtige Würzburgerin das ehemalige Bauwirtshaus an der Frankfurter Straße, stellte es unter den Schutz des heiligen Antonius von Padua und errichtete dort ihre Besserungsanstalt sowie den Beginn der neuen Gemeinschaft. Die Kapelle ließ sie im ehemaligen Tanzsaal einrichten. Die jetzige Kirche im neugotischen Stil wurde 1890, ein Jahr nach dem Kiliansjubiläum der Diözese 1889, dem Bistumsheiligen geweiht.
Antonia Werr lebte im Antoniushaus bis zu ihrem Tod am 27. Januar 1868. Um den Bezug zur Gründerin auszudrücken, fand die Altarweihe bewusst an ihrem Gedenktag statt. Auch nach dem Tod der Gründerin blieb das Antoniushaus Mutterhaus der Gemeinschaft. Erst 1926 siedelte das Generalat in das 1901 erworbene ehemalige Prämonstratenserkloster Oberzell auf die andere Straßenseite über.
Als ältestes Haus der Kongregation hat das Antoniushaus eine wechselvolle Geschichte. Heute ist es Pflegeheim für Schwestern der Gemeinschaft und Frauen aus der Umgebung. Insgesamt verfügt das Antoniushaus über 40 Pflegeplätze und einen Schwesternkonvent. Kurzzeitpflege für Frauen ist möglich. An den täglichen Gottesdiensten um 9 Uhr können Bewohnerinnen, Angehörige und andere Interessierte teilnehmen.