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Weltpolitik mit Barbarossa und Beatrix

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Weltpolitik mit Barbarossa und Beatrix

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    I m Juni 2006 herrschte Kaiserwetter in Deutschland, Kaiser Franz begrüßte Gäste aus aller Welt und zeigte sich huldvoll dem Volk in Stadien und Fernseher, der deutsche Fußball präsentierte sich glanzvoll. So oder so ähnlich mag ein Geschichtsschreiber in 850 Jahren über unsere Zeit schreiben, so oder so ähnlich klingt es, wenn man heute über die Hochzeit Kaiser Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund vor 850 Jahren in Würzburg liest.

    Man liest von Prunk und Glanz. Vor 250 Jahren hat Tiepolo ein wunderschönes Deckenfresko gemalt, das die Erinnerung an die Kaiserhochzeit wach hält. Dabei sind über die Ereignisse damals in Würzburg mehr Fantasien als Fakten bekannt. Warum fand das Fest eigentlich in Würzburg statt?

    Der staufische Herrscher hatte großes politisches Interesse an der gut befestigten Stadt. Sie lag bei den Besitz-Landschaften der Staufer und in der Mitte zwischen den welfischen Herzogtümern Sachsen und Bayern, die Barbarossas Cousin und Konkurrent Heinrich der Löwe beherrschte.

    Beatrix von Burgund war nicht die Braut erster, sondern dritter Wahl. Nach seiner Wahl zum deutschen König trennte sich Friedrich von seiner erster Frau Adela, mit der er keine Kinder hatte. Weil er eine standesgemäße Gattin suchte, verhandelte er zunächst mit dem byzantinischen Kaiser in Konstantinopel über die Heirat mit einer oströmischen Prinzessin. Konflikte über die Herrschaft in Süditalien bedingten schließlich einen neuen Heiratsplan.

    Der Hoftag fand in der zweiten Woche nach Pfingsten vom 11. bis 17. Juni 1156 statt. Alle wichtigen geistlichen und weltlichen Fürsten des Reichs versammelten sich und fanden Unterkunft in den Höfen der adeligen Domherren, die Bürger nahmen ihr Gefolge auf. Wo aber wohnte der Kaiser? Seit ungefähr 25 Jahren bestand ein Königshof auf der anderen Mainseite (heute Amt für Ländliche Entwicklung, Zeller Straße), der für große Feiern zu klein ausfiel. Selbstverständlich wurde die Brautmesse im Chor des Würzburger Doms gefeiert, nicht in der kleinen Turmkapelle an der Zeller Straße, die wohl kaum eine staufische Königspfalzkapelle darstellte.

    Das öffentliche Jawort gaben Friedrich und Beatrix sich gemäß dem Brauch auf den Treppen vor der Vorhalle, die der westlichen Domfassade vorgebaut war. Das anschließende Fest mit den hohen Gästen, Musikanten, Gauklern und Artisten, Wettspielen und Prachtentfaltung fand wahrscheinlich im großen Garten der Bischofspfalz (heute: Kürschnerhof mit Blasiusgasse) und auf dem Markt (heute: Domstraße) statt. In der Bischofspfalz (heute: Museum am Dom), dem vornehmsten Palast in Würzburg, nahm der Bischof des Kaiser und die Kaiserin als seine Gäste auf.

    Der Hochzeitstermin lässt sich errechnen: Am 18. Juni 1155 war Friedrich im Petersdom zum Kaiser gekrönt worden. Genau ein Jahr später wollte der 33-jährige Bräutigam durch die Ehe mit der zwölf Jahre alten Beatrix die Begründung der staufischen Kaiserdynastie bestärken.

    "Kaiser Friedrich ist ein Pantoffelheld"

    Italienische Mutmaßung über das Eheleben bei Hofe

    Es handelte sich um eine politische Ehe, nicht um eine Liebesheirat. Der Altersunterschied spielte - entgegen heutiger Vorstellung - keine Rolle. Der Sonntag des 17. Juni 1156 beendete den feierlichen Hoftag, als auch der mächtige Cousin Heinrich der Löwe in Würzburg eingetroffen war.

    Die Eheverbindung sollte Friedrichs Stellung gerade gegenüber dem welfischen Herzog verstärken: Ihr Erbe, die Freigrafschaft Burgund, vermehrte seine Macht im Südwesten des Reichs und erlaubte den Zugang zu den westlichen Alpenpässen, denn der Brenner gehörte Heinrich dem Löwen. In Italien versuchte Friedrich lange vergeblich, seine Herrschaft über die reichen Städte zu festigen. Deren Steuern sollten ihn gegenüber Heinrich stärken.

    Wegen der langen Kriege gegen die Städte und den Papst musste Beatrix ihren Mann häufiger unter sehr beschwerlichen Umständen nach Italien begleiten. Die Italiener meinten sogar, Friedrich sei ein Pantoffelheld, weil er auch auf den Rat seiner Frau hörte und sich nur ungern von ihr trennte. Das spricht für eine Liebesbeziehung zwischen dem Kaiserpaar und die selbstständige, einflussreiche Stellung von Beatrix.

    Im Kaisersaal vermitteln die Fresken Tiepolos den Eindruck, wegen der Heiratsvermittlung habe der Kaiser 1167 dem Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg den Herzogtitel verliehen. Das ist jedoch eine Geschichtsklitterung des 18. Jahrhunderts. Tatsache ist, dass der umfangreiche Dienst für das Reich den Würzburger Bischof ruinierte. Deswegen ist der Würzburger Dom äußerlich so erhalten, wie ihn Friedrich und Beatrix sahen, denn den Würzburger Bischöfen fehlten die Mittel für eine Modernisierung.

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