Unzählige kulturelle Schätze in Bibliotheken haben im Laufe der Jahrhunderte auf vielfältige Art Schaden genommen. Das betrifft auch die Universitätsbibliothek (UB) am Hubland. Auch Insekten und Nagetiere haben an Büchern schwere Schäden verursacht. Um sie durch Restaurierung beheben zu können, reichen die finanziellen Mittel bei Weitem nicht aus, sagt UB-Chef Karl Südekum.
Und so muss woanders Hilfe herkommen. Wie im Vorjahr wird daher auch 2013 der Erlös aus dem Verkauf der Weihnachtskarten der Universitätsbibliothek für die Restaurierung einer ganz bestimmten Handschrift bestimmt, die vom Holzwurm schwer zerstört ist. Schon vor dem Fest gingen viele Karten an Interessierte, doch die Karten sind auch nach Weihnachten noch nutzbar und werden daher noch einige Zeit lang in der Unibibliothek verkauft.
Restauriert werden soll eine Sammelhandschrift, die von vielen verschiedenen Händen in den Jahren 1492 bis 1497 in Leipzig verfasst wurde. Die Texte sind größtenteils Kommentare zu den Werken des Aristoteles, wahrscheinlich Vorlesungsnachschriften. Sie stammen von Würzburgern, die in Leipzig studierten, da in Würzburg zu dieser Zeit keine Universität bestand. Diese Handschrift ist ein wichtiges Dokument für die Lehrinhalte an deutschen Universitäten an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit und stellt ein unersetzliches Zeugnis spätmittelalterlicher Bildungsgeschichte dar, sagt Südekum. Das Buch brachte wahrscheinlich einer der Studenten als Kleriker mit ins Stift Haug. Von dort gelangte es durch die Säkularisation 1803 in die Universitätsbibliothek.
Irreparable Schäden
Die Holzdeckel und der Bezug aus Schweinsleder sind völlig vom Holzwurm zernagt. Durch die Fehlstellen wurden die Papierblätter ungeschützt den Umwelteinflüssen preisgegeben und weisen nun ebenfalls schwere Schäden bis hin zu Textverlusten auf. Wenn diese Handschrift nicht restauriert wird, kann sie künftig nicht weiter für die Forschung zur Verfügung gestellt werden, da irreparable Schäden entstehen können, warnt Südekum.
Damit dies nicht geschieht, sollen Deckel, Einband und Papier fachkundig restauriert werden. Dafür ist mit Kosten in Höhe von 2500 Euro zu rechnen, die zum Teil mit dem Erlös aus dem Weihnachtskartenverkauf bezahlt werden können.