Seit eineinhalb Jahren unterstützt der Zonta Club Würzburg Electra junge Flüchtlingsfrauen, die in Würzburg Fuß fassen möchten. Im Dezember ging laut einer Pressemitteilung ein zweites Projekt an den Start, das sich an eine ganz andere Gruppe von Frauen richtet. „Wir möchten etwas gegen die wachsende Armut von Seniorinnen tun“, so Zonta-Präsidentin Edith Raab. Zu diesem Zweck kooperiert der Club mit der städtischen Beratungsstelle für Senioren.
Groß ist die Not vor allem bei älteren Frauen mit gebrochenen Erwerbsbiografien. Sie bekommen oft so wenig Rente, dass das Geld vorne und hinten nicht reicht. „Es fehlt für Zuzahlungen zu Hilfsmitteln wie Brillen, für Zahnersatz, Medikamente, Energiekosten oder Reparaturen, die im Haushalt anfallen“, listet Elisabeth Jentschke vom Zonta Club Würzburg Electra auf.
Die Psychologin gehört dem Seniorenbeirat der Stadt Würzburg an, außerdem leitet sie den fünfköpfigen Zonta-Arbeitskreis „Frauen in Altersarmut“. Auch Präsidentin Edith Raab ist AK-Mitglied. Als Kooperationspartner wählte der neue AK die Beratungsstelle für Senioren der Stadt Würzburg aus. Hier, erläutert Leiter Volker Stawski, gibt es einen bayernweit einmaligen Nothilfefonds für Senioren. 140 Menschen zwischen 60 und 95 Jahren wurden dadurch im vergangenen Jahr unterstützt: „80 Prozent waren Frauen.“
Oft suchen ältere Frauen die Beratungsstelle auf, weil sie nicht mehr wissen, wie es finanziell weitergehen soll, schildert Helmut Rahner, der den Fonds verwaltet. Erst vor wenigen Tagen kam eine Seniorin mit Rechnungen zu ihm. Seit Monaten schon konnte sie ihre Telefonrechnung nicht mehr begleichen, auch war sie mit der Rechnung für das Zeitungsabo im Rückstand. Hinzu kamen Schulden beim Energieversorger.
Über den Nothilfefonds können Senioren aus der Stadt Würzburg mit bis zu 300 Euro im Jahr unterstützt werden. „Manchmal reicht jedoch auch dieser Betrag nicht aus, um die Not zu lindern“, erklärt Stawski. Hier will Zonta in Zukunft einspringen. Die neue Kooperation bezeichnet der Leiter der Seniorenberatungsstelle als Glücksfall: „Denn die Not gerade von älteren Frauen in unserer Stadt wird weiter wachsen.“ Besonders wertvoll wird die Zusammenarbeit dadurch, dass sie sich keineswegs nur auf Geldleistungen stützt. Die Zonta-Mitglieder wollen den Seniorinnen auch psychosozial helfen.
„Armut kann psychisch stark belasten“, weiß Elisabeth Jentschke. Oft seien die Betroffenen regelrecht gelähmt. Was tun, wenn das Inkassobüro droht? Wie damit umgehen, dass der Strom abgestellt wurde? „In dieser Situation ist es hilfreich, einen Lotsen an der Seite zu haben“, bestätigt Altenhilfeexperte Volker Stawski.
Die Zonta-Frauen erklärten sich im Zuge der Zusammenarbeit bereit, mit den Seniorinnen Schritt für Schritt Wege aus der Armutsfalle zu gehen – etwa, indem sie Institutionen, bei denen Schulden aufgelaufen sind, kontaktieren, oder auch, indem sie alltagspraktisch unterstützen.