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SCHWARZACH: Wenn Mode zum Leben erwacht

SCHWARZACH

Wenn Mode zum Leben erwacht

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    Beste Nachwuchs-Modeschneiderin Deutschlands: Natalia Straube, die bei René Lezard in Schwarzach ihre Ausbildung gemacht hat. Das Foto zeigt sie mit dem Preis der Deutschen Industrie- und Handelskammer, dem „Prüfungs-Blazer“ und ihrem selbst genähten Standesamtkleid aus dem vergangenen Jahr.
    Beste Nachwuchs-Modeschneiderin Deutschlands: Natalia Straube, die bei René Lezard in Schwarzach ihre Ausbildung gemacht hat. Das Foto zeigt sie mit dem Preis der Deutschen Industrie- und Handelskammer, dem „Prüfungs-Blazer“ und ihrem selbst genähten Standesamtkleid aus dem vergangenen Jahr. Foto: Foto: Irene Konrad

    An den 13. Dezember 2010 wird sich die 25-jährige Natalia Straube aus Hausen ein Leben lang erinnern. An diesem Tag wurde sie bei einer großen Gala der Deutschen IHK-Organisation in Berlin als beste deutsche Modeschneiderin geehrt. Sie gehörte damit zu den 44 Super-Auszubildenden aus Bayern, die in ihrem Industrie-Ausbildungsberuf Bundesbeste wurden. Bei der Veranstaltung im Maritim-Hotel mit über 1000 Gästen wurden insgesamt 213 junge Frauen und Männer aus 209 IHK-Berufen als Spitzen-Absolventen geehrt.

    Dass Natalia am Ende ihrer dreijährigen Ausbildung in der Produktionsstätte beim Modeunternehmen René Lezard in Schwarzach eine wirklich gute Prüfung abgelegt hatte, war ihr angesichts des Zeugnisses mit lauter Einsern bewusst. Schließlich ist ihr auch das komplette Fertigen eines Blazers und das Beschreiben eines Arbeitsablaufplans in der praktischen Prüfung bestens gelungen. Dass sie aber zunächst als beste ihres Fachs in Bayern abschnitt und ihre Unterlagen von der IHK sogar nach Berlin weiter gereicht wurden, das hat sie dennoch überrascht.

    „Die ganze Familie hat sich riesig mit mir gefreut“, beschreibt die junge Frau die Reaktion auf die Nachricht, dass sie zur besten Modeschneiderin Deutschlands gekürt wurde. Ihr Mann Andreas, den sie im August am Ende ihrer Lehrzeit geheiratet hat und mit dem sie in Hausen (Lkr. Würzburg) lebt, die Eltern Olga und Johann Lerich aus dem benachbarten Opferbaum und alle Verwandten seien sehr stolz auf sie. Schließlich sei die Lehrzeit nicht gerade einfach gewesen. Natalia hat darum gebangt, dass sie ihre Lehre als Modeschneiderin bei René Lezard überhaupt beenden durfte, denn im Frühsommer 2009 hat das Textilunternehmen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und Stellen abgebaut. Zum Glück durfte sie nach ihrer zweijährigen Ausbildung als Modenäherin noch das dritte Lehrjahr als Modeschneiderin absolvieren.

    Heute sieht es Natalia als „Glück im Unglück“, dass die Lehrzeit so auf der Kippe stand, dass sie mit Arbeit überhäuft wurde und knifflige Dinge nähen musste, die ein Lehrling in ruhigeren Zeiten nicht zu Gesicht bekommt. Obwohl Natalia in ihrem Beruf „nur an der Nähmaschine sitzt“ ist es nicht das, was ihr am meisten Spaß macht. Als Modeschneiderin in der Mustergruppe gehört die enge Zusammenarbeit mit den Schnittmachern zum Berufsbild.

    Das Tüfteln an den Schnitten, das Herausfinden, ob ein Entwurf beim Nähen umgesetzt werden kann, das Nachdenken über Falten, Volants, Ärmeleinsätze oder passende Schulterpartien – das interessiert Natalia. „Es reizt mich, eine Modezeichnung praktisch umzusetzen. Ich will es schaffen, ein gemaltes Bild tatsächlich nähen zu können. Es soll am Ende genauso aussehen, wie es sich der Designer vorgestellt hat“, sagt die 25-Jährige. Modeschnitte haben Natalia nämlich schon als Kind interessiert, als sie mit ihrer Mutter aus der Burda-Modezeitschrift Schnitte aus- und Stoffe zuschnitt.

    Natalia hat Abitur und war damit eigentlich für die Ausbildung der Modeschneiderin überqualifiziert. Im Moment leistet sie ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Walderlebniszentrum Einsiedel ab.

    Am Ende ihres Berufsweges sieht sie sich noch lange nicht. Sie will in der Modebranche bleiben und deshalb im Oktober ein BWL-Studium beginnen. „Ich kann nun gut nähen. Später möchte ich in einer Modefirma auf höherer Ebene arbeiten.“

    Dass Natalia einmal ohne Stoffe und ohne Schneidern auskommt, scheint in der Tat undenkbar. Sie liebt es, bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber einzukaufen und hat genau im Kopf, welche Kleidung sie sich davon nähen wird. „Ich will anziehen, was mir gefällt, nichts von der Stange.“ Ihre nächste Anschaffung wird eine Industrienähmaschine sein. Die ist Natalia gewöhnt, die Haushaltsnähmaschine ist ihr einfach zu klein.

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