Seit einigen Wochen haben die Ermittler aus dem "Kommissariat gegen die höchstpersönlichen Rechtsgüter" die vor fast 33 Jahren angelegte Akte wieder vor sich liegen: Mit Hilfe der damals am Tatort und am Fundort der Leiche gesicherten Spuren sowie den heutigen Möglichkeiten der DNA-Analyse (siehe "Daten & Fakten") hoffen sie Licht in das Geschehen jener Nacht zu bringen - und schließlich den Täter überführen zu können.
Wie die MAIN-POST seinerzeit berichtete, ist die Leiche von Peter Röder am Morgen des 7. Dezember 1972 unter der Autobahnbrücke im Reichenberger Grund gefunden worden. Polizeibeamte hatten sich auf die Suche gemacht, nachdem ihnen früh um 4 Uhr auf der Standspur auf der Brücke der unbeleuchtete dunkelgrüne Simca des Opfers sowie Blutspuren am Brückengeländer aufgefallen waren. Auch im Inneren des Autos entdeckten die Beamten jede Menge Blut. Erste Vermutungen, hier habe jemand einen Verkehrsunfall vertuschen wollen, erwiesen sich schnell als falsch.
Denn noch während der Ermittlungen im Reichenberger Grund hatte ein Passant auf dem Gehsteig der Autobahnzubringer-Unterführung im Heriedenweg, zirka ein Kilometer Luftlinie vom Fundort der Leiche entfernt, eine Blutlache, Teile von Gehirn-Masse sowie eine Schleifspur bemerkt. Keine Frage, es handelte sich um den Ort, an dem dem kaufmännischen Angestellten Röder, der in der Stadt auch als Fußballer des FV 04 bekannt war, gegen Mitternacht mit einem - wie die Obduktion später ergab - scharfkantigen Werkzeug der Schädel eingeschlagen worden war, bevor ihn der Täter auf dem Beifahrersitz des Simcas auf die Autobahnbrücke brachte.
Was das Tatmotiv betrifft, ging die Polizei seinerzeit von Raubmord aus. Röder fehlte der Geldbeutel mit 500 bis 700 Mark Bargeld. Einen Täter konnten die Beamten indes trotz vielfältiger, langwieriger Bemühungen und 3000 Mark Belohnung für Zeugen nicht ermitteln.
Allerdings, so die Polizeidirektion an diesem Freitag, waren auch damals Spezialisten des Erkennungsdienstes am Tatort und am Fundort der Leiche tätig. Zudem wurde das Auto des Opfers unter die Lupe genommen. Weil Mord nicht verjährt und der Täter auch heute noch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, sind die im Fall Röder gesicherten Spuren nach mehr als 30 Jahren noch vorhanden. "Aus ermittlungstaktischen Gründen" wolle man diese Spuren momentan nicht näher beschreiben, sagt Polizeisprecher Wolfgang Glücker. Man verspreche sich aber, "unter Ausschöpfung der neuesten Technologie" noch auf auswertbares DNA-Material zu stoßen.
Angesichts vieler Erfolge, die die DNA-Analyse bei der Aufklärung von Verbrechen, die schon lange zurückliegen, gebracht hat, seien die Experten zuversichtlich, dass auch im Fall Röder die "bisher stummen Zeugen" die Polizei noch auf die Spur des Mörders führen.