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WÜRZBURG: Wie Einbrecher ins Haus einsteigen

WÜRZBURG

Wie Einbrecher ins Haus einsteigen

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    Einladung zum Einsteigen? Auch übers Dach könnte der Einbrecher kommen.
    Einladung zum Einsteigen? Auch übers Dach könnte der Einbrecher kommen. Foto: Thomas Obermeier

    Deine Chancen stehen 50:50“ – Genau auf Augenhöhe ist das Blechschild am Hoftor angebracht. Lautes Bellen von drinnen unterstreicht die Warnung. Ludwig Martin drückt die Klinke nach unten und öffnet die hölzerne Tür. Drei Schritte schafft der Kriminalhauptkommissar. Dann rast der Airedale-Terrier auf ihn zu, bremst Millimeter vor seinen Schuhen ab – und lässt ihm schwanzwedelnd einen Pantoffel vor die Füße fallen. „Es ist gut, wenn ein Hund da ist, das kann Sicherheit bringen“, lacht Martin. „Man sollte ihn aber nie als Bewachungsinstrument sehen.“ Statt auf einen tierischen Einbrecherschreck zu vertrauen, rät die Polizei zu mechanischen und elektrischen Sicherungen. Und zum richtigen Verhalten.

    Ludwig Martin ist Fachberater der Kripo in Würzburg, die Hausbesitzer beim Thema Einbruchschutz unterstützt. Vor Ort lassen sich die Beamten bei Beratungsterminen Wohnräume, Türen, Fenster und Keller zeigen und weisen auf Schwachstellen hin. Denn es gilt: „Je mehr Sicherungen vorhanden sind, desto schwieriger und risikoreicher wird es für Einbrecher und desto eher lassen sie sich abschrecken“, sagt Martin.

    Inspektion von Türe und Schloss

    An diesem Vormittag läuft der Kommissar mit einer Aktentasche voller Faltblätter und Infobroschüren durch den Hof eines Einfamilienhauses, irgendwo in einer kleinen Gemeinde im Landkreis Würzburg. Prüfend wandert sein Blick über die Wintergartenfront zum Eingang. Der Polizist öffnet die verglaste Haustüre, inspiziert das Schloss, fährt mit dem Daumen die Verriegelung entlang. „Wenn ein Einbrecher hier hebelt, wird das vermutlich nicht lange standhalten“, sagt Martin und zeigt, dass die runden Rollzapfen nur wenige Millimeter tief in die Schließteile greifen. Nachrüsten wäre möglich, etwa mit einem zusätzlichen einbruchhemmenden Schließblech und Schloss. Der Hausherr nickt und bittet Martin ins Wohnzimmer.

    Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen gibt es in Würzburg seit Anfang der 1970er Jahre. Auch wenn die Zahlen für Wohnungseinbruchdiebstahl in der Region zurückgegangen sind, wurden nach Polizeiangaben im Jahr 2015 mehr als 600 Fälle registriert. Aktuell gibt es einen leichten Einbruchsschwerpunkt am Untermain, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, Michael Zimmer. Grundsätzlich sind Gemeinden in der Nähe von überörtlichen Straßen wie beispielsweise Autobahnen häufiger betroffen.

    Und: Traditionell steigt im Winter, wenn es früher dunkel wird, das Risiko. Hilflos ausgeliefert sind Hausbesitzer den Langfingern aber nicht. „Wenn sie nach etwa drei Minuten nicht reingekommen sind, lassen Gelegenheitseinbrecher möglicherweise von ihrem Vorhaben ab“, sagt Ludwig Martin. Er rät deshalb, an Schwachpunkten technisch aufzurüsten.

    Schwachpunkt Wintergarten

    Einen Schwachpunkt in dem Haus im Landkreis Würzburg hat Martin im Wintergarten ausgemacht. Mit gerunzelter Stirn öffnet und schließt er die seitliche Fenstertüre, inspiziert den einfachen Griff. „Das Fenster könnten Täter leicht aufhebeln oder die Scheibe einschlagen und über den Griff öffnen“, sagt der Kriminalbeamte. Immer seien Fenster und Türen im Erdgeschoss stärker gefährdet. Durch geprüfte einbruchhemmende Materialien lässt sich die Sicherheit verbessern, sagt Martin. Damit gemeint sind etwa Verglasungen, Pilzkopfverriegelungen oder abschließbare Griffe. Fenster in Kellerräumen oder Gäste-Toiletten könnten auch vergittert werden. In oberen Stockwerken ist das Einbruchsrisiko meist geringer. Zweieinhalb oder drei Meter zu überwinden, ist für Gelegenheitsdiebe nicht einfach. Trotzdem rät Martin, Steighilfen wie Leitern oder Terrassenmöbel wegzupacken oder anzuschließen.

    Wo ein Täter angreift, ist schwer vorhersehbar. Manche Einbrecher gehen gezielt vor, andere sind Gelegenheitstäter, die durch den Ort streifen und verlassen wirkende Objekte aussuchen. „Gerade in der dunklen Jahreszeit kann es sinnvoll sein, per Zeitschaltuhr eine Lichtquelle zu aktivieren und so den Eindruck zu erwecken, dass jemand zu Hause ist“, sagt Martin. Auch an dunklen Kellertreppen oder Terrassenecken helfen zusätzliche Lichter. Und was bringen Alarmanlagen oder Kameras? Die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen empfehlen – über den mechanischen Einbruchschutz hinaus – elektrische Sicherungssysteme. Wichtig ist, dass diese nach einschlägigen Vorschriften und Normen geprüft und von Fachleuten installiert werden.

    Der Hausbesitzer: „Die Türe ist selten abgeschlossen“

    Geschützt werden sollte jedoch nicht nur die Haustüre. Bewusst lässt sich Ludwig Martin den Hintereingang zeigen. Die dicke weiße Holztür führt in einen kleinen Garten, an drei Seiten begrenzt von schulterhohen Mauern, über die die Nachbarhäuser spitzen. Ein alter Baum dominiert die Fläche, neben der Tür lehnt eine Trittleiter an der Wand. Diverse Schuhe stehen auf der Eingangsstufe.

    „Die Türe ist selten abgeschlossen“, gibt der Hausbesitzer zu und tritt hinaus. „Das sollte sich ändern.“ Martin nickt und deutet auf die Leiter, auch die wäre besser „weggeräumt oder angeschlossen“, sagt der Sicherheitsexperte. Das Argument, dass „die Nachbarn schon hinschauen werden und mit aufpassen“, lässt er nicht gelten. Nicht allein zumindest. Man sollte es Einbrechern immer so schwer wie möglich machen, in jedem Fall die Hintertüre abschließen und eventuell ein zusätzliches Schloss anbringen.

    „Gut funktionierende Nachbarschaftshilfe ist wichtig im Sinne der Einbruchsprävention“, sagt Martin. Deshalb rät er, Nachbarn über Urlaubsreisen zu informieren und ihnen gegebenenfalls den Haus- oder Wohnungsschlüssel zu überlassen. Offiziell sollte allerdings niemand bekannt geben, dass man unterwegs oder länger auf Reisen ist – weder in Facebook-Einträgen noch in Nachrichten auf dem Anrufbeantworter.

    Polizist Ludwig Martin: „Absolute Sicherheit gibt es nicht“

    „Ich merke schon, ich kann noch einiges verbessern“, sagt der Hausbesitzer und kratzt sich nachdenklich am Kinn. Ludwig Martin nickt. Angst will er aber keine machen. Jeder Mensch hat ein anderes Sicherheitsbedürfnis, sagt der Kriminalbeamte. Meist ist besonders vorsichtig, wer bereits Opfer von Einbrechern geworden ist. Der Hausbesitzer streichelt seinen Hund. Schwanzwedeln, ein treuer Blick zum Herrchen. Ein guter Hund, nur eben nicht unbedingt ein Wachhund. Ob der Vierbeiner im Ernstfall einen ungebetenen Eindringling abhalten würde, ob die Schuhe vor der Tür, teure Kameras oder verstärkte Türen tatsächlich abschrecken, kann Martin nicht versprechen. Es gibt keine Statistiken, die das beweisen würden. Sicher ist nur: „Absolute Sicherheit gibt es nicht.“

    Fakten und Zahlen zu Einbrüchen Wie oft werden Einbrecher gefasst? Im Jahr 2015 ist die Aufklärungsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Unterfranken um mehr als fünf Prozent auf 17,9 Prozent gestiegen. Damit liegt die Region über dem Schnitt: Bayernweit liegt die Aufklärungsquote bei 15,9 Prozent, bundesweit bei 15,2 Prozent. Markieren Täter lohnende Orte? Es gibt sie immer wieder: Geschichten über Gaunerzinken. Das sind angebliche Markierungen an Häusern, mit denen Einbrecher andere Täter auf lohnende Ziele hinweisen. Der Würzburger Kripo-Fachberater Ludwig Martin hält die Zinken allerdings eher für einen Mythos. Soll man den Einbrecher aufhalten? Täter wollen nicht entdeckt werden und vermeiden nach Möglichkeit jede Konfrontation, heißt es in einem Faltblatt der Polizei zum Einbruchsschutz. Hausbesitzer sollten sich einem ertappten Dieb keinesfalls in den Weg stellen und nicht den Helden spielen, sondern die Polizei alarmieren und eine genaue Beschreibung des Täters abgeben. Wann darf ich den Notruf 110 wählen? Für Einbrecher attraktive Wohnhäuser werden vor der Tat oft ausgekundschaftet. Anwohner sollten daher nach Polizeiangaben in ihrer Wohngegend auf verdächtige Personen und Fahrzeuge mit fremden Kennzeichen achten. Um Täter schnappen zu können, sei es wichtig, die Fahndung so schnell wie möglich beginnen zu können. Deshalb sollte bei verdächtigen Wahrnehmungen oder wenn ein Einbrecher ertappt wird, sofort über den Notruf 110 die Polizei verständigt werden. sp

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