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WÜRZBURG: Wie Mode fair sein kann

WÜRZBURG

Wie Mode fair sein kann

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    Alternative Kleidung: Diese drei Nachwuchsmodels präsentieren im Burkardushaus fair hergestellte Mode.
    Alternative Kleidung: Diese drei Nachwuchsmodels präsentieren im Burkardushaus fair hergestellte Mode. Foto: Foto: Theresa Müller

    Dichtes Gedränge im Foyer des neuen Burkardushaus am Bruderhof. Jung und alt stehen an den kleinen Ständen von Body & Nature und Another Love. Beides sind Geschäfte, die faire Mode in Würzburg anbieten. Auch der Weltladen und der Indio Basar sind mit eigenen Ständen vertreten. Die Auswahl ist groß: Socken, Mützen, Stirnbänder, Schals und Handschuhe für die kalten Wintertage. Dazu Hosen, Pullover, Hemden und Stofftiere. Manches sogar hergestellt aus Cannabis. Anlass ist das erste Fair Fashion Event der Stadt. Alle angebotenen Textilien werden unter fairen Bedingungen hergestellt. Doch wie sicher kann sich der Verbraucher sein? Maria Sauter vom Weltladen Würzburg sagt: „Die Textilien stammen von verschiedenen Partnern. Dazu gehören Genossenschaften oder El Puente“. Das Fairtrade-Siegel erfülle die Garantie für fairen Handel zwischen den Partnern, Arbeitern und Näherinnen. „Unsere Partner geben uns eine hundertprozentige Garantie für faire Arbeitsbedingungen. Darunter zählt das Erfüllen von Mindeststandards der ILO-Kernarbeitsnormen. Zwangsarbeit, unfaire Löhne und Kinderarbeit werden so abgeschafft“, sagt Sauter.

    Im Foyer wird es währendessen immer voller und wärmer, einige Leute müssen stehen. Im Anschluss der Fair Fashion Modeschau kommt Frank Braun auf die Bühne. Als Promoter von Eine Welt, Gründer und Vorsitzender von Blue Pingu sowie Vorsitzender der Steuerungsgruppe Fairtrade Nürnberg war er mit einer Gruppe in El Salvador: „Wir sind Teil des Spiels, Teil des Systems. Wir müssen uns dem nicht beugen, sondern mitgestalten“, sagt Braun in seinem Vortrag kämpferisch. Artensterben, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und der immense Verbrauch von Plastik – all das habe mit uns zu tun.

    Frank Braun zeigt am Beispiel des Aralsee, wie verschwenderisch die Textilindustrie mit den Ressourcen umgeht. Für konventionelle Baumwolle werden pro Tonne 3500 bis 27 000 Kubikmeter Wasser benötigt. Des weiteren gehen weltweit 25 Prozent des Insektizidbedarfs in die Baumwollindustrie. Und zehn Prozent der weltweiten Pestizide werden ebenfalls für die Baumwolle benötigt. Auch etwas weniger als ein Prozent des Erdöl steckt in der konventionellen Baumwolle. „Das tragen wir auf unserer Haut“, sagt Braun.

    In El Salvador durften Frank Braun und seine Mitstreiter nicht mit Näherinnen sprechen und keine Fabrik von innen sehen. Die Besucher der Fair Fashion Veranstaltung haben an diesem Abend jedoch die Möglichkeit sich selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen in El Salvador zu machen.

    Per Skype ist die Gewerkschafterin Marilyn Najarro zugeschaltet. Vor zwölf Jahren hat sie eine Frauengruppe gegründet, die zu den Näherinnen aufs Land fahren. „Wir motivieren sie, bei uns mitzumachen. Wir versuchen ihr Selbstbewusstsein zu stärken und für ihre Rechte einzustehen“, sagt sie. Dann nimmt die Näherin Cecile Najarros Platz ein und berichtet von ihrem Arbeitsalltag. Sie lebt in einem Dorf und arbeitet zu Hause. Cecile erzählt den Würzburgern von ihrem Alltag. „Ich bin alleinerziehend und habe drei Kinder. Morgens stehe ich um 3 Uhr auf und erledige den Haushalt. Um 6 Uhr gibt es Frühstück. Dann gehen meine Kinder zur Schule und ich fange mit der Arbeit an“, sagt Cecile. Sobald ihre Kinder von der Schule nach Hause kommen, helfen sie ihrer Mutter.

    Nach dem Abendessen werde bis 23 Uhr weitergenäht. „Meine Kinder müssen mir helfen, sonst schaffe ich die Arbeit nicht“, sagt sie. Cecile muss täglich ein bestimmtes Kontingent erreichen. Schafft sie es nicht, erhält sie keinen Tageslohn. Für hiesige Verhältnisse bedeutet das 1,02 Euro pro Stunde.

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