Weil im Ort verschiedene Gerüchte über den Vorfall kursieren, hat sich Jagdpächter Helmut Braungardt gegenüber der Main-Post geäußert. Ihm gehört einer der verletzten Jagdhunde.
„Die Hunde sollten in einer Hecke Hasen aufstöbern“, erzählt der Pächter des Reviers Winterhausen 1. Was weder Braungardt noch seine drei Jägerkollegen wussten: In der Schwarzdornhecke am Alten Berg saß ein Keiler versteckt. „Die Hunde sind ihn angegangen, und da hat er sich gewehrt.“ Braungardts Hund erlitt eine Verletzung am Vorderlauf, einer Hündin aus Goßmannsdorf schlitzte der Schwarzkittel den Bauch auf. Die Hündin wurde genäht und hat den Angriff überlebt.
Hecken meiden
Helmut Braungardt appelliert an alle Hundebesitzer, beim Gassigehen von Hecken bestandene Gebiete möglichst zu meiden. „Viele Leute wissen nicht, dass es in Winterhausen Wildschweine gibt“, sagt der Jäger. Sie ließen ihre Hunde ohne Leine laufen, denn in Winterhausen herrsche kein Leinenzwang. Kommt es zu einer Begegnung zwischen Hund und Wildschwein, geht der Schwarzkittel fast immer zum Angriff über. Manchmal sucht er zwar auch sein Heil in der Flucht, doch im Kampf mit einem so großen und wehrhaften Wildtier hat der Hund schlechte Karten.
Helmut Braungardt gibt den Wildschweinen keine Schuld an solchen Vorfällen. Es sei ganz natürlich, dass die Tiere sich verteidigten. Hundebesitzer müssten sich einfach im Klaren darüber sein, dass Hecken ein gefährliches Terrain für Hunde seien. Und eine Bache mit Frischlingen entschließe sich zum Schutz ihrer Jungen noch leichter zum Angriff. „Am besten ist es, in Winterhausen seinen Hund nur am Main auszuführen“, fasst Jäger Braungardt zusammen.
Für Menschen gehe von Wildschweinen allerdings keine generelle Gefahr aus, sagt Gerhard Klingler, Vorsitzender der Jägerkreisgruppe Ochsenfurt. Auf sie reagierten die Tiere völlig anders als auf Hunde. „Wenn Überläufer, also einjährige Wildschweine, oder Keiler einen Menschen riechen, bleiben sie fast immer liegen“, sagt Klingler.
Sie ließen den Menschen bis auf wenige Meter herankommen und nähmen, wenn der Abstand zu gering werde, Reißaus. „Wenn ein Keiler von Menschen aufgescheucht wird, flüchtet er“, erklärt der Jäger. Nur ein angeschossenes Tier, das bereits seit Stunden Schmerzen leide, könne sich auch einmal zu einer Attacke hinreißen lassen.
Anders sieht es auch hier wieder bei Bachen mit Frischlingen aus. Jede Bache, sagt Klingler, lege für sich und ihre Frischlinge einen Mindestabstand fest. Näher darf niemand ihren Jungen kommen. Unterschreitet ein Mensch diesen Abstand, greift die Bache an. Wie groß der Abstand sein müsse, sei immer unterschiedlich, sagt Gerhard Klingler. Deshalb gelte: Wer ein Wildschwein oder gar Frischlinge sehe, solle sofort den Rückzug antreten. Obwohl die meisten Frischlinge erst im Februar zur Welt kämen, seien diesmal bereits um die Weihnachtszeit herum die ersten kleinen Wildschweine gesichtet worden.
Manchmal startet die Bache auch erst einmal einen Scheinangriff. Sie geht auf den Menschen zu und gibt bedrohliche Geräusche von sich. Klingler rät, in einem solchen Fall ruhig stehen zu bleiben. Ein rasanter Fluchtversuch sei die falsche Reaktion, weil das Tier dann sofort die Verfolgung aufnehme. Hat sich das Schwein beruhigt, könne man sich vorsichtig zurückziehen.