Die niedrigen Zinsen machen es Banken schwer, mit dem Geld der Kunden selbst Geld zu verdienen. Einige Banken verlangen daher für Dienstleistungen inzwischen Gebühren. Ein Facebook-Nutzer aus Würzburg machte seinem Ärger in dem sozialen Netzwerk kürzlich Luft. Er wollte bei der Fürstlich Castell?sche Bank Bargeld auf sein Konto einzahlen. "Machen wir nicht, Münzgeld schon gar nicht“, sei es ihm von der anderen Seite des Schalters entgegengeschlagen.
Nur ein bedauerlicher Einzelfall
Auf Anfrage der Redaktion bestätigte die Bank diese Begebenheit und betont, dass es sich dabei um einen Einzelfall gehandelt habe, den man sehr bedauere. „Konkrete ähnliche Beschwerden liegen uns zum aktuellen Zeitpunkt nicht vor“, sagt Pressesprecher Sascha Gründl. Man habe die Mitarbeiter zu den Abläufen beim Einzahlen von Bargeld nochmals sensibilisiert, da die Zufriedenheit der Kunden oberste Priorität habe.
Dennoch erfordere die andauernde Niedrigzinsphase, dass bestimmte Dienstleistungen nicht mehr kostenlos angeboten werden können. Im Jahr 2016 führte die Fürstlich Castell?sche für die Einzahlung von Münzgeld Bank daher Gebühren ein. Diese sind abhängig von der Höhe des Einzahlungswertes. Unter 50 Euro Münzgeld ist die Einzahlung kostenfrei. Ab 500 Euro werden mindestens 10 Euro Gebühren fällig.
„Das Zählen von Münzgeld ist ein hoher manueller und zeitintensiver Aufwand für unsere Mitarbeiter in der Filiale“, so Gründl. Daher habe man sich dazu entschlossen, diese Aufgabe von einem externen Dienstleister erledigen zu lassen.
Dienstleistungen kosten Geld
Auch bei der Commerzbank bleiben Geldgeschäfte am Automaten kostenlos. Jedoch wird die Bank ab dem 1. Juli für manche Dienstleistungen in Filialen Gebühren verlangen, teilt der Pressesprecher Peter Tiefenbach mit. Wollen Kunden künftig Bargeld am Schalter einzahlen, Bargeld ausgezahlt bekommen oder Schecks einreichen, kostet dies bei gängigen Kontomodellen jeweils 1,50 Euro pro Vorgang.
Auch bei der Sparkasse Mainfranken hängt die Gebühr vom Kontomodell ab. Für Bargeschäfte am Schalter fallen bis zu 0,30 Euro Gebühren an. „Zahlreiche Banken und Sparkassen mussten ihre Dienstleistungspreise neu berechnen, da eine Quersubventionierung durch Zinserträge nicht mehr möglich ist“, erklärt der Pressesprecher Stefan Hebig.
Bei der Deutsche Bank richtet sich der Preis für die Bargeldeinzahlung nach der Anzahl der Münzen. Ab 50 Münzen nehmen die Mitarbeiter Münzgeld nur in Rollen oder speziellen Geldtaschen an und verlangen dafür fünf Euro. „Beim Kontomodell für Schüler, Azubis und Studenten bleibt der Service kostenlos“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank.
Nicht alle Banken verlangen Gebühren
Ein mittelständisches Bankhaus mit Sitz in Schweinfurt sah sich bisher noch nicht dazu gezwungen, die Preise für Dienstleistungen zu erhöhen. Beim Bankhaus Max Flessa ist die Bareinzahlung für Privatkunden gebührenfrei. „In absehbarer Zeit werden wir keine Kosten für die Einzahlung von Münzen erheben“, sagt der Bankdirektor Jürgen Hein.
Alle erwähnten Banken und Kreditinstitute versicherten auf Anfrage, dass die Einzahlung von Münzen und Scheinen an entsprechenden Automaten für Privatkunden kostenlos bleibe. Das befürwortet auch Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern, da Bargeld noch immer einen hohen Stellenwert unter Verbrauchern genieße.
Bargeld kostet Banken Geld
Straub kann nachvollziehen, dass die Banken in Zeiten der niedrigen Zinsen Gebühren für das Einzahlen von Bargeld verlangen. Transport, Sicherheitsmaßnahmen und Verwaltungsaufwand schlagen auch in Zeiten niedriger Zinsen zu Buche. Der Referent für Finanzdienstleistungen pointiert: „Bargeld kostet Banken Geld, das bekommt jetzt auch der Verbraucher zu spüren.“ Er gibt jedoch zu bedenken, dass Verbraucher in der Regel nur selten Bargeld einzahlen. Das Thema betreffe vor allem Einzelhändler, die eingenommenes Geld zur Bank bringen. Für Geschäftskunden gelten jedoch andere Konditionen.