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Würzburg: Woher kommt der massive Platzmangel an den Feuerwehrschulen?

Würzburg

Woher kommt der massive Platzmangel an den Feuerwehrschulen?

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    Eine Übungseinsatz an der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg: Lehrgangsplätze sind hier heiß begehrt.
    Eine Übungseinsatz an der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg: Lehrgangsplätze sind hier heiß begehrt. Foto: Angie Wolf

    Ob lodernde Flammen in einer Spenglerwerkstatt, der Brand in einem Hochhaus oder ein Keller voller Wasser: An der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg können Feuerwehrleute diverse Szenerien zur Vorbereitung auf den Ernstfall trainieren. Allein im Jahr 2020 sollen dort rund 250 Lehrgänge mit circa 5500 Teilnehmern stattfinden. Diese verlassen die Feuerwehrschule als frischgebackene Zugführer, Drehleitermaschinisten oder Gerätewarte. Der Wunsch sich weiterzubilden ist unter ehrenamtlichen Feuerwehrleuten offenbar verbreitet – aber nicht jedem kann er erfüllt werden.

    In Unterfranken haben die Feuerwehren für das Jahr 2019 angemeldet, dass sie rund 3400 Lehrgangsplätze brauchen. Doch die Kapazitäten an den drei bayerischen Feuerwehrschulen in Würzburg, Regensburg und Geretsried sind endlich. Zugestanden wurden den unterfränkischen Brandbekämpfern letztlich rund 1500 Plätze, also weniger als die Hälfte. Die Zahlen der vergangenen Jahren sind ähnlich, die Lage in den anderen Bezirken ebenfalls.

    Auch im Landkreis Schweinfurt mehr Bedarf als Plätze

    "Es gibt wesentlich mehr Bedarf als Plätze zur Verfügung stehen", sagt Holger Strunk, Kreisbrandrat des Landkreises Schweinfurt. Zu bestimmten Lehrgängen würde er gerne weitaus mehr Feuerwehrleute schicken. Übungen im "Brandhaus" der Würzburger Feuerwehrschule sind laut Strunk zum Beispiel sehr wichtig. Dabei handelt es sich um die Nachbildung eines Wohnhauses, das die Ausbilder per Knopfdruck anzünden können. Es sei nötig, dass Feuerwehrleute den Umgang mit der hohen Temperatur und dem Brandrauch trainieren, so Strunk.  

    "Das ist so wie nach dem Führerschein. So richtig Auto fahren kann ich erst, wenn ich es viel übe." Das grundlegende Handwerkszeug lernen angehende Feuerwehrleute in der Regel auf Kreisebene. Vertiefen können sie ihr Wissen durch Lehrgänge an den Feuerwehrschulen. Und wer Führungsaufgaben übernehmen will, ist sogar verpflichtet, bestimmte Kurse an den staatlichen Schulen zu absolvieren. Gerade für diese Lehrgänge ist der Bedarf in den vergangenen Jahren offenbar gewachsen. Und das hängt mit der Fluktuation unter den Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren zusammen.  

    Führungskräfte bleiben nicht mehr so lange im Amt

    Als Ursache dafür gilt der gesellschaftliche Wandel. "Für viele rückt die Familie immer deutlicher in den Vordergrund; Väter interpretieren ihre Rolle heute wesentlich stärker im Kreis der Familien", antwortete das bayerische Innenministerium auf eine schriftliche Anfrage der FDP im Landtag. Aber auch die berufliche Inanspruchnahme habe zugenommen; Arbeitgeber verlangen mehr Flexibilität und Mobilität von ihren Beschäftigten. 

    Dass Führungskräfte oft schon nach einer Periode ersetzt werden müssen, bestätigt Michael Reitzenstein, Kreisbrandrat des Landkreis Würzburg. Vor 20 Jahren sei das noch anders gewesen. Zwei Wahlperioden, also 12 Jahre, im Amt zu bleiben, war für einen Kommandanten laut Reitzenstein damals noch normal. "Das kann man heute nicht mehr voraussetzen." Und wenn Führungskräfte immer schneller ihren Dienst quittieren, müssen auch in kürzeren Abständen neue Zugführer, Gruppenführer und Kommandanten ausgebildet werden.

    Technische Entwicklung führt zu höherem Ausbildungsbedarf

    Einen anderen Grund für den gestiegenen Ausbildungsbedarf sieht Reitzenstein in der technischen Entwicklung. Es genüge ein Blick auf die Autobahn. Neben Dieseln und Benzinern seien heute zum Beispiel auch Elektro- und Hybridautos auf den Straßen unterwegs; während es früher nur den Airbag gab, haben moderne Fahrzeuge diverse Sicherheitssysteme. Einsatzkräfte müssen sich auf diese Gegebenheiten einstellen. "Von der Ölspur auf dem Wasser bis hin zum Drohneneinsatz: Das Spektrum an Ausbildungen ist heute breiter gefächert als in der Vergangenheit", sagt Reitzenstein.

    Erst 2016 wurde die 21 Millionen Euro teure Übungshalle der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg eingeweiht: Darin befinden sich unter anderem ein Lebensmittelladen, ein Hochhaus und eine Arztpraxis.
    Erst 2016 wurde die 21 Millionen Euro teure Übungshalle der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg eingeweiht: Darin befinden sich unter anderem ein Lebensmittelladen, ein Hochhaus und eine Arztpraxis. Foto: Angie Wolf

    Auch im Landkreis Würzburg gehen der Bedarf und die Zahl der tatsächlich genehmigten Lehrgangsplätze auseinander; im Jahr 2019 waren es 324 zu 175. Als kritisch bewertet Kreisbrandrat Reitzenstein die derzeitige Situation nicht. Durch die Nähe zur Feuerwehrschule in der Stadt habe man allerdings den großen Vorteil, bei Absagen einzelner Teilnehmer kurzfristig Plätze übernehmen zu können. Dadurch lasse sich der Mangel an Lehrgangsplätzen kompensieren. "Außerdem benötigen wir keine Übernachtungsmöglichkeit. Das spielt auch eine Rolle."

    Innenministerium verspricht mehr Betten und Lehrer

    Tatsächlich ist die Bettenzahl der Feuerwehrschulen einer der Hauptgründe, warum diese an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Wenn mehr Lehrgangsplätze verteilt werden sollen, müsste aber auch mehr Personal eingestellt werden. An beiden Baustellen arbeitet das Innenministerium laut eigener Aussage. Ziel des Projektes "Zukunft der Feuerwehrschulen" sei es, die Kapazitäten der bayerischen Feuerwehrschulen auszuweiten. Seit 2011 habe man dazu insgesamt 60 zusätzliche Stellen geschaffen, das sei eine Steigerung von fast 50 Prozent. Weiteres Personal soll in den kommenden Jahren folgen. 

    Auch die Unterkünfte der Schulen will das Ministerium erweitern. An der Feuerwehrschule Würzburg sei geplant, die Bettenzahl bis 2022 von 94 Betten auf 146 Betten auszubauen, berichtet Schulleiter Roland Demke. 17 zusätzliche Stellen wurden bewilligt. Bis 2028 sei laut einem "Masterplan" außerdem vorgesehen, die Feuerwehrschule Würzburg um ein Werkstattgebäude und ein Lehrsaalgebäude zu erweitern. 

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