Der Firmenname rührt noch aus der Zeit, als sich das Unternehmen mit gusseisernen Gartenmöbeln beschäftigte. Vor ein paar Jahren hat Petsch mit seiner Frau in Estenfeld einen privaten Solarpark gebaut und sich dabei geärgert, dass es keine guten Nachführsystem gibt, die die Solarzellen mit der Sonne drehen. Das hat Petsch geändert. 2004 entstand an der Louis-Pasteur-Straße nahe seinem Firmensitz eine erste Pilotanlage, die er zweieinhalb Jahre getestet hat. Heute stehen Kunden aus aller Welt Schlage, um seinen „SunCarrier“ in Augenschein zu nehmen und Aufträge zu erteilen.
Sieben Millionen Umsatz
2007 hatte das Unternehmen, das inzwischen eine 100-prozentige Tochter des Bielefelder Werkzeugmaschinenbauers Gildemeister AG ist und von Petsch als Geschäftsführer geleitet wird, einen Umsatz von sieben Millionen Euro, in diesem Jahr werden es 200 Millionen sein. Dabei geht es für Petsch erst jetzt richtig los. „Der Ölschock hat uns noch einmal richtig Rückenwind gebracht“, sagt er. Das hat sich auch auf der größten Messe für Solarstrom, der Intersolar in München, gezeigt, wo das Würzburger Unternehmen Interessenten aus 45 Nationen zu Gast hatte, darunter sogar Nordkoreaner.
Erst in diesen Tagen hat die a+f GmbH erneut einen Großauftrag im Wert von 21,6 Mio Euro abgeschlossen. Im spanischen Pozohondo (Region Castilla La Mancha) wird ein weiterer Solar-park mit 90 „SunCarrier“ errichtet. 27 Baustellen auf der ganzen Welt mit Schwerpunkt Südeuropa haben die Ingenieure vom Main bereits abgewickelt. Die bisher größte Anlage liefert mit einer Leistung von 13 Megawatt den Strom von etwa zehn Windkrafträdern. Im laufenden Jahr wurde 75 000 Menschen mit Strom aus Würzburger Anlagen versorgt. Und Petsch hat ein ehrgeiziges Ziel: Schon in acht bis zehn Jahren soll Solarstrom mit Strom aus der Steckdose konkurrenzfähig sein.
Der Boom hat zu drangvoller Enge am Firmensitz in der Faulenbergstraße geführt. Im Hof stapeln sich bereits Container für Ausweichbüros. Jetzt entsteht daneben „das innovativste Bürogebäude der Republik“, so Petsch. Geplant hat es das Eibelstädter Architekturbüro Roth und Haas. Das dreigeschossige Gebäude mit markanter Rundung und freiem Blick auf die Stadt ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Thomas Petsch ist, wie er sagt, Überzeugungstäter. Und dazu gehört, dass es keinen Sinn mache, fossile Brennstoff, die über Jahrmillionen gewachsen sind, in 150 Jahren zu verbrennen. „Verabschieden wir uns von Öl und Gas, bevor sie sich von uns verabschieden“, ist sein Credo. Im neuen Bürogebäude wird nichts von beidem verbrannt.
Saug- und Schluckbrunnen
Zur Energiegewinnung wie zur Kühlung hat er zwei 128 Meter tiefe Saug- und Schluckbrunnen bohren lassen. Über eine reversible Wärmepumpe wird erwärmtes oder gekühltes Wasser durch zwölf Kilometer lange Leitungen durch den Betonkern des Hauses und weiteren neun Kilometern im Estrich gepumpt. In Verbindung mit einem Wärmetauscher für Ab- und Zuluft wird die nötige Energie gewonnen. Den Strom liefert eine Fotovoltaikanlage an der Fassade, die zusammen mit der Pilotanlage 50 Prozent mehr Strom erzeugt als das Haus verbraucht. Und noch eine Besonderheit: Die Grundfläche, die das aufgeständerte Gebäude überdeckt, wird als Dachgarten wieder ersetzt.
Am 22. Juli ist Richtfest, im Herbst soll das Gebäude bezugsfertig sein. Die Zahl der Mitarbeiter, die sich binnen eines Jahres auf 54 verdoppelt hat, wird dann auf 78 ansteigen. Das größte Hindernis für Petsch ist derzeit, die Mitarbeiter auch zu bekommen. Gesucht werden Ingenieure aller Fachrichtungen, die in Würzburg Bodengutachten und Beschattungsanalysen erstellen, die Solar- und die Elektro-Technik planen und auf Wunsch der Betreiber die Anlage auch über Internet fernüberwachen.