Die vermeintliche Ruhe der Adventszeit geht meist spurlos an mir vorbei. Zwischen dem Ehrenamt bei der Würzburger Kindertafel und meinem Unternehmen bleibt in den letzten Wochen des Jahres wenig Zeit für Glühwein und Besinnlichkeit. Doch gerade deswegen freue ich mich jedes Jahr ganz besonders auf Weihnachten.
Wenn ich am 23. Dezember alle Weihnachtspost versendet, den Helfern der Kindertafel meinen größten Dank ausgesprochen habe und spät am Abend mein Büro schließe, kehrt bei mir innerlich Ruhe ein. Und dann beginnt für mich Weihnachten – mit meiner Familie und den besten Freunden auf dem Marktplatz mit einer Feuerzangenbowle. In diesem Jahr finden wir sicher auch ohne den Weihnachtsmarkt einen Weg für beschauliche gemeinsame Stunden.
Am Morgen des 24. Dezember halten sich dann die innere Ruhe und die unvermeidliche weihnachtliche Hektik die Stange. Damals wie heute gehen wir in unserem kleinen Dorf jedes Jahr um die Mittagszeit zu den Nachbarn, um frohe Weihnachten zu wünschen und kleine Geschenke vorbeizubringen.

Als unser Sohn noch klein war, musste Mama komischerweise dann immer dringend frühzeitig wieder nach Hause, um schnell noch "die ganze Wäsche zu waschen". So entstand durch ihn der für uns heute noch geflügelte Spruch "Meine Mama wäscht gerne!". Tatsächlich habe ich mich natürlich in unser Wohnzimmer geschlichen, um dort den Christbaum mit vielen Lichtern und Kugeln weihnachtlich zu schmücken und die Geschenke neben der Krippe aufzubauen.
Zurück von den Nachbarn, stand mein Sohn jedes Jahr mit glänzenden, neugierigen Augen vor der verhängten Türe und machte sich viele, viele Gedanken, wie das Christkind es nur schaffen konnte, in so kurzer Zeit und jedes Jahr genau während unseres Besuchs bei den Nachbarn wieder bei uns vorbeizukommen. Zufällig immer gerade dann, wenn wir fertig waren, uns auf den festlichen Abend vorzubereiten, klingelte das Christkind und ruck zuck stand der kleine Mann vor dem Weihnachtsbaum zur Bescherung. Nichts ist schöner, als Kindern in die glücklichen strahlenden Augen zu schauen, die ein leuchtender Weihnachtsbaum hervorrufen kann.
Den Ausklang findet das Fest mit der Familie nach der Kindermette in meinem Elternhaus. In Heidingsfeld, mit einem Blick über ganz Würzburg und die wundervoll beleuchtete Festung Marienberg, wird an der festlich gedeckten Tafel Fondue gegessen, viel gelacht und es werden gute Gespräche geführt. Spätestens, wenn alle "Stille Nacht, heilige Nacht" vor dem großen Weihnachtsbaum schmettern und Würzburg uns dabei anstrahlt, ist allen warm ums Herz und der Geist der Weihnacht ist auch bei uns angekommen.
Text: Ute Kremen
Ute Kremen ist Vorsitzende des Vereins Würzburger Kindertafel.
In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.