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Würzburg: Würzburger Adventskalender: Der entdeckte Wellensittich

Würzburg

Würzburger Adventskalender: Der entdeckte Wellensittich

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    Würzburger Adventskalender: Der entdeckte Wellensittich
    Würzburger Adventskalender: Der entdeckte Wellensittich Foto: Symbolbild Britta Merkel

    Weihnachten war für uns Kinder eine der aufregendsten und ganz besonderen Zeiten im Jahr. Die Vorbereitungen waren immer mit viel Trubel und Herausforderungen verbunden, um das Weihnachtsfest so schön wie nur möglich zu gestalten. Besonders unsere Mutter hatte alle Hände voll zu tun mit Plätzchen backen, die Wohnung auf Hochglanz zu bringen und das Weihnachtsmenü auf alle Gäste, Tanten und Großmütter abzustimmen. Und so wurde der Heilige Abend immer zum schönsten Abend im ganzen Jahr für uns Kinder – mit Weihnachtsbeleuchtung und Christbaum.

    Eine meiner liebsten Weihnachtserinnerungen spielt Ende der 70er Jahre in meiner Kindheit. Meine Schwester und ich haben uns wie so viele Kinder damals (und sicher auch noch heute) ein Haustier gewünscht – ein Wellensittich sollte es sein. Auch wenn unsere Mutter weniger begeistert von der Idee war, hofften wir sehr darauf, zu Heiligabend einen Wellensittich geschenkt zu bekommen.

    Am Tag vor Heiligabend waren meine Schwester und ich durch einen Zufall bei unserem Nachbar zu Besuch, der auch ein guter Bekannter unserer Eltern war. Als wir hereinkamen, erblickten wir einen grünen Wellensittich in einem wunderschönen, runden Käfig. Der Nachbar sah sich sofort in Erklärungsnot, denn wie sich herausstelle, sollte er den Vogel aufbewahren, damit die Überraschung am Heiligabend groß war.

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    Wenn er uns nicht eingeweiht hätte, wären wir sicher sofort zu unseren Eltern, um zu erzählen, dass der Nachbar genau so einen Vogel zuhause hat, wie wir ihn uns wünschen! Er beschwor uns, dass wir unseren Eltern nicht erzählen durften, dass wir den Wellensittich bei ihm entdeckt hatten und am Heiligen Abend ja überrascht sein sollten über das schöne Weihnachtsgeschenk. Und so hielten wir dicht.

    Am Weihnachtsabend selbst war dann für uns Kinder alles so aufregend mit dem Kerzenschein, den Geschenken und dem guten Essen, dass wir den Wellensittich ganz vergaßen. Und auch unsere Eltern schienen sich nicht zu erinnern. Erst spät am Abend rief unsere Mutter "Oh, jetzt haben wir das tollste Geschenk fast vergessen!" – und die Eltern holten den Wellensittich, den wir später Fridolin tauften, aus dem Schlafzimmer, wo er so lange versteckt gewesen war.

    Die Freude war trotz der verfrühten Entdeckung riesig! Und so wurde dieses Weihnachtsfest für uns Kinder unvergesslich. Fridolin hat uns in seinem besonderen, von der Decke hängenden Käfig viele Jahre als Mittelpunkt unserer Wohnung begleitet.

    Unsere Eltern haben nie erfahren, dass wir den Wellensittich schon einen Tag zuvor bei unserem Nachbarn entdeckt hatten. Naja – bis jetzt zumindest!

    Text: Jochen Bähr

    Jochen Bähr ist Geschäftsführer des mainfränkischen Literaturfestivals "Mainlit".

    In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

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