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Würzburg: Würzburger Adventskalender: Geheimes Truthahn-Essen im Keller

Würzburg

Würzburger Adventskalender: Geheimes Truthahn-Essen im Keller

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    Würzburger Adventskalender: Geheimes Truthahn-Essen im Keller
    Würzburger Adventskalender: Geheimes Truthahn-Essen im Keller

    Es war wohl das Weihnachtsfest 1962 oder 1963, als meine "Karriere" als Puppenspieler begonnen haben muss. Meine Eltern, mein Bruder und ich verbrachten die Weihnachten, wie immer, bei den Großeltern mütterlicherseits in Rheine/Westfalen. Kannte man nicht anders!

    Hier gab es schon einen Fernseher, zuhause noch nicht. Und hier, war's vielleicht am Heiligen Abend, bei "Warten auf das Christkind" oder doch eher am 1. Feiertag – das Gedächtnis des damals Sechsjährigen gibt’s nicht mehr genau her – sah ich alle vier Folgen (!) einer spannenden Geschichte mit Marionetten. Es war die Geschichte um den chinesischen Prinzen So-Hi und sein weißes Zauberpferd, gespielt von der Augsburger Puppenkiste, die mir damals noch kein Begriff war. Was genau ich da gesehen hatte, habe ich allerdings erst als Erwachsener herausgefunden.

    Ich saß da, völlig gebannt und mit hämmerndem Herzen, denn wenn dieses weiße Pferd nicht dreimal mit dem Huf auf den Boden klopfte, dann könnte man sich ja nichts wünschen und die Geschichte wäre schlecht ausgegangen. Nun, sie ging gut aus, denn das Pferd klopfte endlich (am Ende der vierten Folge) auf den Boden und es gab das ersehnte Happy-End.

    Ich glaube wirklich, es war der Startschuss für meine Begeisterung für das Puppentheater! Ich habe die Geschichte in Kopf und Herz bewahrt und, als ich schon längst Puppenspieler war, versucht herauszufinden, woher sie kam und wer sie gespielt hat. Herausgefunden habe ich es erst, als ich 2016 an einer Ausstellung der Augsburger Puppenkiste zum Thema "Puppen, Tiere, Sensationen" teilnehmen durfte, mit den Figuren aus meinem Stück "Puppke's Zirkus" (das spiele ich schon seit längerem nicht mehr, aber die Augsburger haben die Geschichte vom Prinzen So-Hi, glaube ich, noch immer im Repertoire).

    Zurück in das Jahr 1962 oder 1963: Noch aufgewühlt von dem langen Fernsehnachmittag bemerkte ich später im Flur, dass die Kellertür nur angelehnt war. Vom Ausgang der Geschichte "kühn"geworden, schlich ich die Kellertreppe runter und sah im Dämmerlicht – meinen Opa, der sich Stücke vom Weihnachtstruthahn absäbelte und regelrecht verschlang. Wir waren wohl beide gleichermaßen erschrocken und ertappt: Ich konnte grade noch rufen "Op-mpf", da hatte ich schon ein Stück Fleisch im Mund und wurde quasi zum Mittäter…

    Ob sich beides an jenem schicksalhaften Weihnachtsfest zugetragen hat, kann ich nicht mit Gewissheit sagen – vielleicht lagen ein oder zwei Jahre dazwischen? Aber beide Geschichten haben sich zugetragen und wollten erzählt werden.

    Text: Thomas Glasmeyer

    Foto: Thomas Obermeier

    Thomas Glasmeyer ist Puppenspieler und wurde kürzlich für sein Schaffen mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet.

    In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

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