Wenn ich an die Weihnachtszeit meiner Kindheit zurückdenke, fällt mir – außer, dass es früher gefühlt mehr Schnee gab – sofort ein besonderes Weihnachtsfest ein. Es war vermutlich 1986 und ich ein Junge voller Vorfreude auf das, was unter dem Baum auf mich warten würde. Der Inhalt des großen Geschenkpakets sollte mich die folgenden und viele weitere Nächte und Tage wachhalten: ein Commodore 64! Der "C64"-Heimcomputer war für viele meiner Generation der erste Schritt in die faszinierende neue Welt der Computertechnologie. Und die ersten Spiele, die einen natürlich begeisterten, sorgten für viele Nächte mit wenig Schlaf – natürlich nur solange die Eltern nichts mitbekamen und für Bettruhe sorgten.
Der C64 war aber nicht nur ein Geschenk, sondern ein Fenster in eine andere Welt. Natürlich ist die Technik von damals aus heutiger Sicht "von vorgestern": Der Computer war langsam, die Ladezeiten ewig, die Disketten (wer sich noch erinnert: anfangs die 5,25-Zoll-Version, beim Amiga, dem späteren Fortschritt im Kinderzimmer, die 3,5-Zoll-Diskette) speicherten gerade mal 720 Kilobyte und die Grafik mit pixeligen 8-Bit-Bildern war weit entfernt von der fotorealistischen Darstellung, die wir heute gewohnt sind. Aber das war für mich DIE Innovation schlechthin, der C64 war für uns Jugendliche das Tor hin zu neuen, aufregenden Welten, zum Zeitvertreib mit gleichgesinnten Freunden und zugleich die Einladung, selbst kreativ zu werden. Die Möglichkeiten schienen endlos!
In den vier Jahrzehnten seither haben uns Technik und Digitalisierung früher unvorstellbare Möglichkeiten eröffnet. Vom PC zum Internet, vom Smartphone zur Künstlichen Intelligenz – heute bedienen wir wie selbstverständlich Technologien im Alltag, die damals Science-Fiction im Raumschiff Enterprise vorbehalten waren. Vielleicht wirkt mein nostalgischer Blick zurück zur damaligen Einfachheit gerade deshalb so nach, weil er in krassem Kontrast zu den digitalen Möglichkeiten von heute steht. Aber trotz aller technologischen Fortschritte und dem Einzug der Digitalisierung in Privatleben und Arbeitsalltag bleibt der C64 für mich das Symbol für die Anfänge dieser Reise. Die Faszination, die das "tool" damals auf mich ausübte, begleitet mich bis heute und erinnert mich daran, dass Fortschritt immer mit Neugierde und einem kleinen Schritt beginnt – für mich damals bei einem Weihnachtsfest in Hessen!
Möge auch dieses Weihnachtsfest 2024 uns allen Freuden bringen, die auch Neugier und Faszination wecken! In diesem Sinne, eine frohe und besinnliche Adventszeit!
Sascha Genders ist Hauptgeschäftsführer IHK Würzburg-Schweinfurt.
In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.