Der Forum-Bau auf dem Marktplatz ist eröffnet. Für die Befürworter ein Meilenstein der Neugestaltung der unteren Marktplatz-Hälfte, für Gegner ein schwarzer Tag in der Stadtgeschichte. Auf jeden Fall aber ein Anlass, Bilanz zu ziehen.
Positiv ist festzuhalten, dass den Würzburgern samt Besuchern nicht egal ist, was auf dem Herzstück der Stadt geschieht. Davon zeugen unzählige Leserbriefe, Diskussionsbeiträge im Internet oder Gespräche am Tresen. Das Ergebnis: Die Gegner sind – gefühlt – in der Mehrheit, wobei bekanntlich sich meist nur derjenige laut beschwert, der mit etwas unzufrieden ist. Dessen ungeachtet ist eine kritische Bürgerschaft zu begrüßen. Beim Forum-Bau haben leider einige zu emotional, bisweilen sogar hasserfüllt, diskutiert – auf Kosten einer konstruktiven Sachlichkeit. Die Anhänger um Denkmalschützer wie CSU-Stadtrat Willi Dürrnagel müssen aufpassen, dass sie als notwendige Wächter des Stadtbildes weiter ernst genommen werden. Wer immer nur aufschreit, sobald in der Stadt ein Stein umdreht wird, setzt – als „Ewiggestriger“ gebrandmarkt, Glaubwürdigkeit aufs Spiel.
Gefordert sind auch die Architekten und ihre Gremien, die sich bei der Beurteilung des „Forum“ vornehm zurückgehalten haben. Frank Zumkeller, bauleitender Architekt des Forum, sagt, dass die Beurteilung von Städtebau und Architektur etwas mit Wissen zu tun hat. Schön, dann sollte die Kreativ-Gilde, sofern sie kein Herrschaftswissen beansprucht, ihre Kunst verstärkt erklären. Ansonsten kommt beim gemeinen Volk höchstens an, das zeitgemäßes Bauen prinzipiell viel Glas und wenig Beton oder umgekehrt bedeutet.
Die Rolle der Politik, sprich des Stadtrats, ist einfach zu beschreiben: Erst ein Projekt beschließen und dann nicht dazu stehen. Diesen Eindruck gewann der Betrachter im Wahlkampf. Dort wurde geschwiegen oder bestenfalls das komplette Marktplatz-Konzept mit Sanierung und autofreiem Flächengewinn gepriesen, der „Forum“-Bau dagegen eher zum notwendigen Anhängsel zur Finanzierung der Neugestaltung erklärt. Gradlinigkeit hört sich anders an.
Von geraden Linien geprägt ist das „Forum“. Der Marktplatz, von unterschiedlichsten Baustilen umsäumt, wird den Neubau nicht nur verkraften, sondern durch den „ordentlichen“ Abschluss am unteren Ende und der autofreien Fläche vor der Marienkapelle sogar gewinnen. Zu sehen ist das frühestens am Jahresende. Dann könnten sich die Wogen ums „Forum“ erfahrungsgemäß schon geglättet haben. Mindestens ebenso heftig war schließlich der Neubau des Kilianshauses vor sechs Jahren kritisiert worden, heute ist das kein Thema mehr.