Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Würzburger Drogenhändler muss in Spanien acht Jahre in Haft

Würzburg

Würzburger Drogenhändler muss in Spanien acht Jahre in Haft

    • |
    • |
    Sackweise Ecstasy fand die spanische Polizei bei einem Würzburger Drogenschmuggler. Dafür muss er nun acht Jahre ins Gefängnis.
    Sackweise Ecstasy fand die spanische Polizei bei einem Würzburger Drogenschmuggler. Dafür muss er nun acht Jahre ins Gefängnis. Foto: Polizei

    Zumindest in seiner Heimatstadt blieb einem 39-jährigen Würzburger der vertraute Platz auf der Anklagebank diesmal erspart. Wegen Drogenschmuggel im großen Stil verurteilte die spanische Justiz in Madrid jetzt den früheren Nachwuchspolitiker zu acht Jahren Haft. Im Sozialen Netzwerk Facebook hatte er noch immer zahlreiche "Freunde" unter namhaften unterfränkischen Politikern.  Manche löschten die Verbindung flugs, als diese Redaktion die Festnahme meldete.

    Dem Würzburger wird das Einschmuggeln von 74 Kilogramm MDMA (Ecstasy) nach Spanien zur Last gelegt. Er sitzt seit elf Monaten in Untersuchungshaft. Vom Gefängnis Soto del Real schrieb er Bettelbriefe an alte Freunde in Würzburg. Darin bat er um Geld zum Bezahlen seiner Verteidigerin, wie diese Redaktion erfuhr. Dies sei aber abgelehnt worden, heißt es. Er erzählte in den Briefen, ein anderer Verdächtiger sei bereits wegen Verfahrensfehlern bei der Festnahme frei gekommen. Darauf hoffe auch er, während er als Bibliothekar und bald auch als Bademeister im Knast arbeite.

    Bettelbriefe aus dem Madrider Knast nach Würzburg

    Das war wohl zu optimistisch. Die Verurteilung zu acht Jahren Haft wurde der Redaktion jetzt aus Ermittler-Kreisen bestätigt. Unterfränkische Drogenfahnder hatten bereits seit 2018 eine internationale Bande von Rauschgifthändlern im Visier, darunter den Würzburger und einen der Bosse aus Bad Kissingen. Der war bereits vor zwei Jahrzehnten mit 700 Kilo Amphetamin in Holland erwischt worden, was ihm mehr als zehn Jahre Haft eintrug. Er lebt inzwischen in Spanien.

    Säckeweise Ecstasy

    Im Januar hatte die spanische Polizei nach grenzüberschreitenden Recherchen zugegriffen. Bilder im spanischen Fernsehen zeigten, wie sie unter der offiziellen Ladung eines Wagens säckeweise Ecstasy aus dem Versteck hervorzog, volle 69 Kilogramm im Verkaufswert von drei Millionen Euro.

    Weitere fünf Kilo wurden in Madrid sichergestellt. Man ermittle "wegen internationalen Rauschgifthandels und Geldwäsche gegen 31 Tatverdächtige aus fünf europäischen Ländern", teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium in Würzburg im Frühjahr mit. "Drei Tatverdächtige warten in Spanien auf ihre Auslieferung nach Würzburg."

    Doch dann überlegten es sich die Spanier anders. Den Bad Kissinger mussten sie wieder laufen lassen. Den Würzburger und einen Komplizen stellten sie selbst vor Gericht.

    In Berufung gegangen

    Der Würzburger Anwalt des 39-Jährigen wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Sein Mandant ist nach Informationen der Redaktion mit Unterstützung seiner spanischen Verteidigerin in Berufung gegangen – und sauer darüber, dass der Fall in seiner Heimatstadt bekannt wurde. 

    Die 21 Verdächtigen waren zum Teil über Jahrzehnte vernetzt und verfügten "über direkte Kontakte zum Medellín-Kartell in Bogota", heißt es in der Pressemitteilung. Sie stehen im Verdacht Haschisch, Marihuana, Kokain, Ecstasy und MDMA-Kristalle "im mehrstelligen Kilobereich" in Europa verkauft zu haben.

    Auf die schiefe Bahn geraten

    Der 39-jährige aus Würzburg war noch vor 15 Jahren in einem Atemzug mit anderen aufstrebenden Politikern genannt worden, die später Abgeordnete, Oberbürgermeister oder Stadtrat wurden. Heute sitzt er  im Gefängnis – auch wenn er in Briefen schwärmt, er sei inhaftiert mit katalanischen Separatisten. Der Verurteilte war früher erfolgreicher Wasserballer, geriet aber immer stärker auf die schiefe Bahn und war zuletzt Geschäftsführer im Rotlicht-Milieu.

    Drogenfahnder kennen seinen Namen seit Jahren von zwei großen Fällen, die ihn vor Gericht brachten: Bereits vor mehreren Jahren war er an der holländischen Grenze mit erheblichen Mengen "Gras" erwischt worden. Und einige Jahre später saß er mit einem Freund auf der Anklagebank, nachdem Ermittler kiloweise Amphetamin im Würzburger Stadtteil Grombühl gefunden hatten – "versteckt im Keller eines Nachbarn", wie sich ein Insider erinnert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden