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WÜRZBURG: Würzburger Flüchtlingsrat gegründet

WÜRZBURG

Würzburger Flüchtlingsrat gegründet

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    Burkhard Hose, der katholische Studentenpfarrer, trifft sich beinahe täglich mit Flüchtlingen, die in Würzburg untergebracht sind. Er kenne etliche, sagt er und erzählt von Flüchtlingen, die aus dem Zellerauer Zelt umgezogen sind aufs Hubland in eine 300-Leute-Halle. Lebendig seien sie zu Beginn gewesen, nun lägen sie apathisch auf ihrem Bett. Er berichtet unserer Redaktion, die Schutzsuchenden würden innerhalb Bayerns viele Male von Quartier zu Quartier verlegt, ohne zu wissen warum und ohne Rücksicht auf gewachsene Beziehungen. Die Flüchtlingsaktivistin Eva Peteler schildert den Frust eines ehrenamtlichen Sprachlehrers, der seine erwachsenen Schüler zur vereinbarten Stunde erwartete und alleine blieb. Alle seien von jetzt auf nachher von einem Lager ins nächste geschafft worden. Jetzt baue er wieder einen Kurs auf, ohne zu wissen, wie lange die neuen Lernbegierigen bleiben dürfen. Hose berichtet von einem Flüchtling, dessen Notunterkunft in Würzburg seine elfte ist. Hose meint: „Wir erleben, wie Menschen gebrochen und Beziehungen verunmöglicht werden.“ Die vielfache Umverteilung raube den Flüchtlingen Energie und Zuversicht und die ungezählten ehrenamtlichen Helfer seien empört und frustriert. Wenn Flüchtlinge oder Helfer nach dem Sinn der „willkürlichen“ Umverteilung fragen, bekämen sie keine Antwort.  

    Peteler sagt, so könne Integration nicht gelingen. Sie unterstellt wie Hose, dass der Freistaat sie gar nicht beabsichtige. Der ziele trotz einer Änderung der Asyldurchführungsverordnung immer noch auf Abschreckung und Förderung der Rückkehrbereitschaft. Die vielen Helfer stießen „in der praktischen täglichen Arbeit immer wieder an die gleichen Grenzen“. Sie hat gemeinsam mit Hose, dem Augustiner-Bruder Jürgen Hess und der Flüchtlingsaktivistin Kerstin Richmond den Würzburger Flüchtlingsrat gegründet. Das Quartett, vernetzt im Bündnis für Zivilcourage und im Würzburger Ombudsrat, hat einen fünfköpfigen Beirat, zu dem Professor August Stich, der Chefarzt der Missionsärztlichen Klinik gehört, die evangelische Pfarrerin Jutta Müller-Schnurr von St. Johannis, Thomas Kipple, bei der Caritas hauptamtlich verantwortlich für die Flüchtlingshilfe, und die Rechtsanwälte Michael Koch und Joachim Schürkens.

    Peteler sagt, der Flüchtlingsrat arbeite nicht „per se gegen andere“. Aber an vielen Stellen fehle es an Transparenz und Kooperation, ehrenamtliche Angebote würden nicht angenommen. Immer wieder gebe es Zwist zwischen der Regierung von Unterfranken und den Kommunen. Hess, der Augustiner, spricht von „undurchsichtigen Zuständigkeiten, Strukturen und Verwaltungswust“. Der Flüchtlingsrat sieht keine Flüchtlingskrise, sondern „eine Krise der Struktur und der Humanität“. Die Flüchtlinge seien „kein Problem, sondern Menschen“. Tatsächliche Probleme seien lösbar „und es gibt sehr viele Menschen“, sagt Peteler, „die das auch tun, ohne großes Aufhebens. Wenn Politik und Verwaltung die Zivilgesellschaft wertschätzen und einbinden, „dann werden wir das auch schaffen“. Der Flüchtlingsrat will sie als politische Stimme unterstützen. Der Würzburger Flüchtlingsrat ist über seine Geschäftsstelle zu erreichen, im Augustinerkloster am Dominikanerplatz, Telefon (0175) 2 18 21 64, E-Mail info@wuerzburger-fluechtlingsrat.de. Mehr Infos soll es bald geben unter www.wuerzburger-fluechtlingsrat.de  

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