Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Würzburger Student: Einsatz für obdachlosen Freund

WÜRZBURG

Würzburger Student: Einsatz für obdachlosen Freund

    • |
    • |
    Der Würzburger Obdachlose Andreas (rechst) soll von seinem Freund einen Neustart geschenkt bekommen. Dafür sammelt der Würzburger Psychologiestudent Adrian Wangerin Geld. FOTO Wangerin
    Der Würzburger Obdachlose Andreas (rechst) soll von seinem Freund einen Neustart geschenkt bekommen. Dafür sammelt der Würzburger Psychologiestudent Adrian Wangerin Geld. FOTO Wangerin Foto: Adrian Wangerin

    Ob das Salamibrötchen schmecke, habe der Obdachlose gefragt. Adrian Wangerin muss lachen, wenn er sich an die Situation erinnert: „Eigentlich wollte Andreas nur die aktuellen Sportergebnisse wissen“, fährt Wangerin fort. Vor mittlerweile zwei Jahren wurde der heute 26-jährige Psychologiestudent in der Würzburger Semmelstraße von dem obdachlosen Andreas angesprochen. „Wir waren direkt auf einer Wellenlänge“, sagt Wangerin. Seitdem sind die beiden gute Freunde und der Student hat es sich zur Aufgabe gemacht, Andreas einen Neustart zu ermöglichen. Mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne.

    Nachdem Adrian damals im Sommer 2014 die Sportergebnisse im Internet recherchiert hatte, hätten sich die beiden auf die Straße gesetzt und einfach geredet, erzählt Wangerin. Andreas sei studierter Tiefbauingenieur, habe sich selbstständig gemacht und sei an der Vorfinanzierung für ein Projekt gescheitert. Bankrott. Obdachlosigkeit. „Seit 16 Jahren lebt er mittlerweile auf der Straße.“

    Über Gott und die Welt philosophiert

    Immer wieder hat sich der Student zu Andreas auf die Bank am Stift Haug gesetzt. „Wir haben stundenlang über Gott und die Welt philosophiert.“ Immer mehr hat sich Wangerin so auch mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigt: „Andreas muss immer von Landkreis zu Landkreis reisen, da Wohnungslose innerhalb eines Landkreises nur befristet in den Obdachlosenunterkünften verweilen dürfen und ihr Hartz IV beziehen können“, weiß Wangerin.

    Er sei von Andreas' Bescheidenheit und seiner Zuversicht so beeindruckt, dass er seine Geschichte mit anderen Menschen teilen und ihnen vor Auge führen wollte, wie schnell es bergab gehen kann: „Ich habe mich schon länger fürs Filmen interessiert, habe aber immer nach einem passenden Thema gesucht. Als ich Andreas getroffen habe, wusste ich, dass ich seine Geschichte erzählen will.“

    „Arbeitsintensiver als der Psychologiebachelor“ sei das Filmprojekt letztlich gewesen, sagt Wangerin mit einem Lachen. Der Film ist nun aber auch das Aushängeschild für die Crowdfunding-Kampagne, mit der der Student auf der Online-Spendenplattform betterplace.com Geld für seinen obdachlosen Freund sammelt.

    Mit dem Geld soll Andreas die drei ersten Monatsmieten und einen Teil der Möbel für eine neue Wohnung finanzieren können. „Momentan befindet sich Andreas in einer Langzeittherapie in Norddeutschland“, sagt Wangerin. Denn wie viele Obdachlose habe auch Andreas ein Alkoholproblem. „Wir stehen aber nach wie vor in Kontakt und er ist auf einem sehr guten Weg.“ Ende September ist die Therapie zu Ende. Danach könnte Andreas zunächst in einem betreuten Wohnen unterkommen, bevor er es mit einer eigenen Wohnung versucht. „Wobei ich glaube, dass es gut für seinen Neustart wäre, wenn er erst eine Arbeit bekäme.“

    „Wangerin ist für Andreas ein Anker“

    Günther Purlein, Geschäftsführer der Würzburger Christophorus Gesellschaft, sieht in dem Projekt eine „tolle Idee“ und unterstützt Wangerins „Vision“. Jedoch rät er aus Erfahrung zu professioneller Hilfe während des Neustarts: „Nach 16 Jahren auf der Straße muss man die Wohnfähigkeit erst wieder trainieren.“ Das sei nicht einfach. „Eigentlich wäre nach einer so langen Zeit mindestens ein halbes Jahr in einer stationären Einrichtung die richtige Wahl“, sagt Purlein. Dort wären die Menschen zwar relativ selbstständig, müssten aber auch gewisse Pflichten erfüllen. „Das hilft, wieder einen festen Tagesablauf hinzukriegen.“

    Direkt in ein betreutes Wohnen zu ziehen, erfordere hingegen viel Eigeninitiative, weil die Menschen viel mehr auf sich alleine gestellt seien, sagt Purlein. „Das braucht auch Zeit. Mit ein paar Monaten ist es da nicht getan.“

    In Andreas' Fall sieht Günther Purlein aber einen äußerst positiven Aspekt: „Gerade der persönliche Kontakt ist ein nicht zu unterschätzender Punkt“, sagt Purlein. „Wangerin ist für Andreas ein Anker.“ Auf einen solchen privaten Einsatz bei einem Neustartversuch könnten nicht viele Obdachlose zurückgreifen. „Ich hoffe, dass Andreas dieser Anker hilft.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden