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WÜRZBURG: Wut und Verzweiflung in Schlecker-Filialen

WÜRZBURG

Wut und Verzweiflung in Schlecker-Filialen

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    Prominente Lage: Die Filiale am Würzburger Marktplatz.Foto: N. Schwarzott
    Prominente Lage: Die Filiale am Würzburger Marktplatz.Foto: N. Schwarzott

    Die Tage sind gezählt. Ende des Monates sollen auch die letzten Schlecker-Drogerien in Stadt und Landkreis Würzburg dichtmachen. Aus für das Unternehmen, Aus für die Verkäuferinnen. Am Montagmorgen ging in den Filialen ein dürres Fax aus der Zentrale ein. Das Ende schwarz auf weiß. Ausverkauf ab kommenden Freitag. Die Beschäftigten sind wütend und enttäuscht. Nicht nur über die eigene Firma, auch über „die Politiker“, wie eine langjährige Filialleiterin schimpft: „Die haben uns hängen gelassen.“

    In einem weiteren Rundschreiben wurden die Mitarbeiter gewarnt, Firmeninterna an die Öffentlichkeit zu geben. So trauen sich am Montag nur wenige, mit Medienvertretern zu sprechen. Spürbar ist die Angst. Und doch können die Mitarbeiterinnen ihre Verzweiflung nicht verbergen. Einer jungen Verkäuferin in Randersacker treibt sie die Tränen in die Augen. „Ich weiß nicht, wie es weiter geht“, sagt sie schulterzuckend und tupft sich mit einem Taschentuch über die Augen. Wirklich überraschend war das Fax vom Montag nicht. „Seit Wochen haben wir keine Ware mehr bekommen. Ich bin mir sicher, dass die Schließungen lange geplant waren", so die Mitarbeiterin. Sie ist verärgert: „Wenn man gewollt hätte, wäre eine Rettung bestimmt möglich gewesen.“

    Ihre letzte Hoffnung ist der Sozialplan: „Ich arbeite seit 17 Jahren für das Unternehmen, vielleicht übernehmen sie mich in eine der XL-Filialen in Ochsenfurt oder Uffenheim.“ Doch große Chancen rechnet sie sich nicht aus, sie fühlt sich im Stich gelassen. „Jetzt bleibt nur noch das Arbeitsamt“, sagt sie. Es ist bereits die zweite Filialschließung, die sie miterlebt. „Das geht auf die Psyche“, sagt die Verkäuferin.

    Auch für die Randersackerer Bürger hat die Schlecker-Schließung Konsequenzen. „Ich gehe hier sehr oft einkaufen", sagt Olga Müller. Die 75-Jährige hat kein Auto: „Ich muss jetzt wohl meine Nachbarin fragen, ob sie mich mit in die Stadt nimmt, wenn ich etwas aus der Drogerie brauche.“ Die Schlecker-Frauen tun ihr leid: „Ich denke, der Chef hat geschlampert und die Kleinen lassen sie jetzt einfach fallen.“

    Eine der frequentiertesten Filialen ist jene am Würzburger Marktplatz. Hier war am Montag viel los. Schnäppchenjäger hielten nach Angeboten Ausschau. Sie müssen noch bis Freitag warten. Dann soll es überall 30 Prozent aufs Normalsortiment und 50 Prozent auf Altware geben. Auch am Würzburger Markt verliert eine Handvoll Mitarbeiter ihre Jobs. Wie Hohn wirkt das Plakat im Schaufenster: „Der neue Schlecker sucht seine künftigen Führungskräfte.“

    Ortswechsel: Verzweiflung, Frust und Schulterzucken auch in der Rimparer Filiale hinter der Norma: Die beiden Mitarbeiterinnen kommen aus Hammelburg, hatten bis vor kurzem in der dortigen Filiale gearbeitet. Sie wurde vor einigen Wochen bei der ersten Stilllegungswelle geschlossen. Dennoch war die Hoffnung bei beiden noch groß, dass es mit einem Wechsel nach Rimpar vielleicht doch weiter gehen könnte. Die beiden Frauen in Rimpar haben bis zum Freitag ihre vertraglichen Stunden vorerst voll. Zwei Kolleginnen kämen am Montag aus dem Urlaub zurück. Wie es dann bis zum Monatsende weitergeht und ob sie noch mal kommen sollen oder müssen? „Wir wissen es nicht.“ Und was sagen die Kunden zur Schließung? Nichts. Es war keiner da. Das dürfte sich am Freitag allerdings ändern. Wenn es Schnäppchen gibt, so lange der Vorrat reicht.

    In der kleinen Schlecker-Filiale in der Würzburger Sanderstraße deutet nichts auf das nahe Aus hin. Nur das Schaufenster ist nicht recht dekoriert. Nicht lange ist es her, dass die Filiale modernisiert und aufgefrischt wurde. Im Laden sind die Regale noch voll. Mehr als eine Handvoll Kundinnen sind nicht da. Die Frau an der Kasse will nichts sagen. Wann wird die Filiale geschlossen? „Weiß ich nicht.“ Wie viele Mitarbeiterinnen sind noch da? „Weiß ich nicht.“ Ist die Filialleiterin zu sprechen? „Nein, ist nicht da.“ Wann kommt sie? „Am Freitag.“ Wo ist sie jetzt? „Beim Betriebsrat. Hinter einer Trennwand sind Stimmen zu hören. Die Nerven liegen offensichtlich blank. „Wir stehen da wie Idioten und wissen nichts.“

    Schlecker-Filialen

    In Stadt und Landkreis Würzburg schließen zum 29. Juni folgende Schlecker-Drogeriemärkte:

    Stadt Würzburg:

    • Juliuspromenade (Innenstadt)

    • Unterer Markt (Innenstadt)

    • Sanderstraße (Innenstadt)

    • Wagnerplatz (Grombühl)

    • Friedrich-Spee-Straße (Sanderau)

    • Versbacher Straße (Versbach)

    • Klosterstraße (Heidingsfeld)

    • Pariser Straße (Heuchelhof)

    Landkreis Würzburg:

    • Gerbrunn (Casteller Platz)

    • Waldbüttelbrunn (A.-Bebel-Straße)

    • Randersacker (Theilheimer Straße)

    • Rimpar (Burggrumbacher Straße)

    • Eibelstadt (Oberer Graben)

    • Giebelstadt (Langenwiesengraben)

    Vor Verkauf: Schlecker-XL-Markt Ochsenfurt (Marktbreiter Straße)

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