Als zweiter Bürgermeister Sebastian Rüthlein (SPD/Junge Liste Zell) die 63 Gäste zur Bürgerversammlung begrüßte, war vieles anders als gewohnt. Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte – Freie Wähler) konnte aufgrund seiner Covid-Erkrankung nicht kommen. Es handelte sich um einen Nachholtermin der für November 2021 geplanten Sitzung, bei dem die Themen des Jahres 2021 präsentiert und besprochen werden sollten.
Die Margetshöchheimer Margarethenhalle diente als Ausweichoption, da die Maintalhalle in Zell derzeit als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt wird. Im Zuge dessen zeigte der geschäftsleitende Beamte Christian Öder in seinem Bericht aus der Verwaltung Bilder aus der Halle, in der zahlreiche Räume mit Trennwänden gebaut wurden. Öder und alle im Saal bedankten sich mit langem Applaus bei der Freiwilligen Feuerwehr Zell.
Rüthlein übernahm die Präsentation von Joachim Kipke und führte durch die Projekte die 2021 begonnen oder fertiggestellt wurden. Diese reichten vom Anbau der Mittagsbetreuung über die Fertigstellung der Sudetenstraße oder den sanierten Skatepark bis hin zu den Lüftungssystemen in der Grundschule. Im Ausblick auf die kommenden Jahre stehen unter anderem der Ersatzneubau des Feuerwehrgerätehauses, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED sowie eine Hangsicherung am Eingangsbereich des Bürgerbräustollens auf der Agenda.
Bürgeranträge für die Tagesordnung
Dritte Bürgermeisterin Silvia Schlagmüller (CSU/Freie Zeller Bürger) moderierte die anschließende Diskussion. Es wurden Anträge von Bürgerinnen und Bürgern verlesen oder persönlich vorgetragen. Es wurde jeweils darüber abgestimmt, ob ein Antrag angenommen und somit künftig auf der Tagesordnung im Gemeinderat berücksichtigt wird oder nicht.
Eine Zellerin griff das vieldiskutierte Thema eines fehlenden Ärztehauses auf und erwirkte hierzu eine Beratung und Beschlussfassung im Gemeinderat. Mehrere Personen stellten die Frage, wie man mit den ungepflegten Grundstücken der Kleingartenanlage verfahren könnte. Christian Öder erklärte, dass man prüfen werde, welche Kleingärten verpachtet sind und bei welchen eine Neuverpachtung möglich wäre.
Ein Bürger stellte fest, dass es seit dem 1. Mai 2021 eine neue Richtlinie zur Bekämpfung von Korruption in öffentlichen Verwaltungen gebe und monierte, dass die Umsetzung dieser Richtlinie in der Öffentlichkeitsarbeit nicht kommuniziert wurde. Schlagmüller versprach, diesen Schritt zeitnah nachzuholen. Ein weiterer Zeller erinnerte die Verwaltung an den Erlass einer Verhaltensrichtlinie für alle Beschäftigten und Gemeinderatsmitglieder vom Januar 2021. Diese soll bisher nicht umgesetzt worden sein. Rüthlein entgegnete, dass die Richtlinie damals beschlossen wurde, allerdings bis heute nur für Mitglieder des Marktgemeinderats gilt. "Für alle weiteren Beschäftigten bedarf es noch einer Dienstanweisung durch den Bürgermeister", so Rüthlein.
Ukraine-Appell
Auch Altbürgermeister Dieter Weidenhammer ergriff das Wort. Er bemängelte die Situation auf dem Edeka-Parkdeck und schlug vor, die Problematik der abgestellten Anhänger mit einem einfachen "Parken nur für Pkw"- Schild zu beheben. Ein weiterer Bürger hatte sich über Lärmbelästigung und Vandalismus im Bereich des Parkdecks beschwert und forderte deshalb eine Überdachung.
Lobend erwähnte Weidenhammer den Neuen Friedhof und sprach dafür dem Bauhof seine Anerkennung aus. Er beendete seinen Beitrag mit einem Plädoyer für die Unterstützung der geflüchteten Menschen aus dem Kriegsgebiet und schlug weitere Möglichkeiten der Unterbringung vor. "Ich wohne am Scheckert. Da gibt es aktuell einige nicht vermietete Wohnungen, die dafür genutzt werden können", sagte Weidenhammer.