Bedeutsam ist, ob sich beim Wechsel vom kommunalen zum kirchlichen Träger um einen Betriebsübergang handelt. Dann würde die Kirche von Anfang an Zuschüsse erhalten, während für Schulneugründungen eine sechsjährige Förder-Karenzzeit gilt.
Derweil sitzt der evangelische Stadtdekan Günter Breitenbach auf feurigen Kohlen. Am 10. Mai beginnt die Schuleinschreibung und den Dekan drückt der Gedanke, Eltern könnten ihre Kinder nicht am Moz/Schonbörn einschreiben, wegen der ungeklärten Zukunft des Instituts. „Es brennt, weil wir nicht möchten, dass die Anmeldungen einbrechen“, sagt er. Es hänge an Abstimmungen zwischen dem Kultus- und dem Finanzministerium, „das haben wir nicht in der Hand“. „Vielleicht bis Samstag“, hofft der Kirchenmann.
Am gestrigen Mittwoch wollten weder das Finanz-, noch das Kultusministerium Auskunft zu Fortschritten geben. Das Verfahren liege „nicht auf der langen Bank“, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums, aber es werde „sehr sorgfältig geprüft“. Bis wann Stadt und Landeskirche den Bescheid erwarten können, konnte oder wollte er auch nicht sagen. Ein Datum wäre „reine Spekulation“.
Stimmt der Freistaat der Übernahme wie erhofft zum Schuljahr 2011/12 zu, kommt ihn das teurer als die bisherige Lösung. Freie Träger wie die evangelische Landeskirche haben einen gesetzlichen Anspruch auf höhere Personal- und Sachkostenbeiträge als kommunalen Schulen. In Frage stehen offenbar auch erhebliche Summen für die Sanierung des Gymnasiums.
Seit vielen Jahren will sich die Stadt von ihrem Gymnasium mit derzeit 560 Schülern trennen, um Personal- und Sachkosten einzusparen. Versuche, anstelle des Moz/Schönborn in den gleichen Räumlichkeiten ein bestehendes staatliches Gymnasium (Röntgen, Siebold) zu erweitern, waren gescheitert.
Insofern war die Nachricht im Dezember, die evangelische Landeskirche wolle die Schule übernehmen, eine positive Überraschung. Würzburgs Schulreferent Muchtar Al Ghusain spricht von einer „Win-win-Situation für alle“. Die Stadt müsse künftig weniger bezahlen, die Protestanten könnten ein erstes evangelisches Gymnasium in Unterfranken etablieren und der Freistaat müsse seine Kapazitäten in Würzburg nicht erweitern.
Stadt garantiert Bestandsschutz
Laut Al Ghusain müssen sich Eltern, die ihre Kinder am Moz-/Schönborn anmelden, keine Sorgen machen. Unabhängig von der Entscheidung in München werde ihre Schullaufbahn nicht beeinträchtigt.
Zum einen gelte die Entscheidung des Stadtrats, den aktuellen Schülerjahrgang auf alle Fälle noch zum Abitur zu führen. Zum zweiten garantiere die Stadt, dass Schüler, die sich beim städtischen Gymnasium anmelden, auch bei einem neuen privaten Träger kein Schulgeld zahlen müssen. „Da gilt Bestandsschutz.“ Laut Breitenbach können auch künftig Schüler aller Konfessionen das Gymnasium besuchen. Auch die Ausbildungsrichtungen, allen voran der beliebte soziale Zweig, sollen wie gehabt erhalten werden.