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Würzburg: Zum Tag des Wassers: Ist es im Klimawandel noch sinnvoll, am trockenen Würzburger Stein Wein anzupflanzen?

Würzburg

Zum Tag des Wassers: Ist es im Klimawandel noch sinnvoll, am trockenen Würzburger Stein Wein anzupflanzen?

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    Unser Foto zeigt die Weinlage Würzburger Stein im September 2022.
    Unser Foto zeigt die Weinlage Würzburger Stein im September 2022. Foto: Christoph Weiss

    "Nach wie vor gibt es keine Gesamtbetrachtung, welche die Auswirkung auf den Main durch alle bestehenden und geplanten Wasserentnahmen untersucht und bewertet", kritisiert Steffen Jodl, Geschäftsführer des Bund Naturschutzes Würzburg. Zum internationalen Tag des Wassers am 22. März haben BN und der Agenda 21 Arbeitskreis „Wasser am Limit“ zum Gespräch über das Thema eingeladen.

    Projekte zur Weinbergs-Bewässerung mit Mainwasser gibt es zum Beispiel in Iphofen, Nordheim und Oberschwarzach (Lkr. Kitzingen), aber auch in anderen unterfränkischen Winzergemeinden wird darüber nachgedacht. Die Stadt Würzburg hat ein Bewässerungsprojekt für 150 Hektar Reben am Steinberg in Auftrag gegeben. 1,4 Millionen Liter Wasser wollen Gemüsebauern in der Bergtheimer Mulde jährlich dem Main entnehmen. "Die Begehrlichkeiten, Mainwasser in den trockenen Sommermonaten für die Bewässerung im Wein- und Gemüsebau einzusetzen, nehmen rasant zu“, sagt Armin Amrehn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg.

    Frankfurt deckt mit Flusswasser 20 Prozent seines Trinkwasserbedarfs 

    Auch wenn das Wasser im Winter entnommen werden soll, wenn ohnehin genug davon Richtung Meer fließt, meint Jodl: "Diese Entnahmen addieren sich und werden das Ökosystem des Flusses und auch die Neubildung von Grundwasser durch Uferfiltrat beeinflussen." Man müsse auch bedenken, dass bereits jetzt Wasser aus dem Main genommen wird - und das nicht nur in unserer Region. Die Stadt Frankfurt deckt zum Beispiel 15 Prozent ihres Bedarfs an Trinkwasser durch Entnahme von Main- und Rheinwasser, das durch Versickerung im Stadtwald aufbereitet wird. In Zukunft sollen es laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung 30 Prozent werden

    Große Sprenger-Anlagen in der Weinlage Sommerhäuser Ölspiel im Sommer 2022. 
    Große Sprenger-Anlagen in der Weinlage Sommerhäuser Ölspiel im Sommer 2022.  Foto: Antje Roscoe

    Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin der Würzburger Umweltgruppe "Wasser am Limit" kritisiert, dass Alternativen zur Mainwasser-Entnahme nicht ernsthaft verfolgt würden. „Die Stadt Würzburg muss endlich zur Schwammstadt werden, anstatt Mainwasser für die Bewässerung von Grünanlagen verwenden zu wollen.“

    Hierzu müsse das bisherige Mischkanalsystem umgebaut, Niederschlagswasser gesammelt und den Grünanlagen direkt zugeleitet werden. Auch könne man mehr Niederschlagswasser in landwirtschaftlich genutzten Flächen halten, wenn die Böden höhere Humusanteile enthalten oder Hecken offene und windanfälligen Flächen schützen.

    Da der Bedarf an Bewässerung sowie auch an Trinkwasser im weiter fortschreitenden Klimawandel steigt, ist es laut Jodl blauäugig, auf Mainwasser zu setzen. Auch im Süden Bayerns würden die Grundwasserspiegel fallen und der Main werde vermutlich nicht für alle Zeiten mit Wasser aus dem Brombachsee gefüllt werden. Statt Millionen Euro in Mainwasser-Projekte zu investieren, die vielleicht nicht lange funktionieren, sollte man Steuergelder besser für umfassenderen Klimaschutz und nachhaltigere Klimaanpassung nutzen.   

    „Es ist klar, dass wir in Regionen, die immer trockener werden, nicht mehr alle Kulturen wie bisher anbauen können", sagt Jodl. Er meint damit nicht nur den Anbau von bewässerungsintensiven Gemüsesorten wie Gurken in der Bergtheimer Mulde, die nicht nur regional, sondern auch international verkauft werden. Sondern auch den Weinbau.

    Muss man trockene Steillagen wie den Würzburger Stein bewässern? 

    "Durch die Klimaerhitzung muss man Reben nicht mehr unbedingt an südlichen Steilhängen anbauen, damit sie viel Sonne und Wärme bekommen", argumentiert Jodl. In Zukunft seien diese Bedingungen auch in flachen Lagen gegeben, wo gleichzeitig mehr Regenwasser versickert. "Warum soll man trockene Steillagen wie den Würzburger Stein dann noch mit viel Aufwand bewässern?", fragt der BN-Geschäftsführer. Würzburger Weingüter wollen, wie berichtet, dort künftig bewässern, weil nur so die größte zusammenhängende Weinlage Frankens eine Zukunft habe.

    Zum Argument, dass Weinberge Teil der Kulturlandschaft sind und ohne sie die Hänge am Main kahl und öde wären, meint Angenvoort-Baier: "In aufgelassenen Weinbergen können wertvolle Trockenrasen und Hecken wachsen." Sie nennt als Beispiel den Kleinochsenfurter Berg, wo aus aufgegebenen Weinbergen ein Landschaftsschutzgebiet geworden ist. "Man muss mutig für Veränderungen sein", sagt Jodl. Die Dürresommer der vergangenen Jahren hätten dramatisch gezeigt, dass "weiter so wie bisher" keine Option mehr sei.     

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