Über eine lebhafte, internationale Berichterstattung konnten sich Konzeptkünstler Akimo und Perkussionist Bernd Kremling schon damals freuen, als sie am 27. Oktober 2001 in der ausverkauften Neubaukirche das weltweit erste Handykonzert veranstalteten: „Von der Hand zum Handy“. Pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum des Konzerts findet dieses nun Eingang in ein italienisches Schul-Lehrbuch – und damit gewissermaßen in den Kanon der Musikgeschichte.
„Soundcheck – Corso di musica“ heißt das Lehrwerk von Marco Pasetto und David Conati, das soeben im märkischen Raffaelo-Verlag erschienen ist, drei Bände umfasst und das Konzert gleich in Band A unter „zeitgenössische klassische Musik“ präsentiert – eine angemessene Begriffsfindung ist bei der Vielfalt des Gemeinten ja immer schwierig.
Zwischen Porträts komponierender Großmeister des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter Arvo Pärt, John Cage, Philip Glass und Luciano Berio, nimmt das Handykonzert der beiden Würzburger einen prominenten Platz ein. Die Unterrichtseinheit liefert neben zwei Kurzporträts der beiden Initiatoren einen Abriss über das Konzert und seine Hintergründe sowie etliche Tonbeispiele aus der Uraufführung, die auf einer beigelegten CD zu hören und zu analysieren sind.
„Von der Hand zum Handy“, von Bernd Kremling für Körperpercussion, Schlagwerk und 30 Mobiltelefone komponiert, stellt nach Akimos konzeptioneller Vorgabe in fünf Nummern die Wandlung der menschlichen Kommunikationsmöglichkeiten dar – von archaischen Urformen über Klopfzeichen und Trommelsprache bis hin zur neuesten Handytechnologie. Dabei wird der Gebrauch der „Instrumente“ umgekehrt: Was Musik entstehen lässt, wird zum Kommunikationsgerät, das Handy dagegen zum Instrument.
Dass die zehn Würzburger Musikstudenten des „Schlagzeug-Ensembles Bernd Kremling“ jeweils mit bis zu drei Handys gleichzeitig hantierten, ist der Aufnahme nicht anzuhören: Kein hektischer Aktionismus, sondern Raum zum Lauschen (und zum Lachen) bestimmen das gut 30-minütige Werk, das auch vor Ohren führt, dass es eben nicht egal ist, ob Bachs berühmtes C-Dur-Präludium aus dem Handy piepst oder auf einem echten Vibrafon erklingt.
Auch heute noch werde „Von der Hand zum Handy“ gelegentlich im Radio gespielt, so Bernd Kremling. Natürlich hat sich die Handy-Technologie rasant weiterentwickelt, muten die damaligen Telefone im Vergleich zu den allgegenwärtigen Smartphones wie antike Spielzeuge an. So ist das Würzburger Handy-Konzert, damals geradezu futuristisch, heute offenbar ein Klassiker geworden.