Zum zweiten Mal hat Laura Lewandowski im August das Musikfestival Life Act in Berlin organisiert, dessen Erlöse zu hundert Prozent an humanitäre Hilfsprojekte in Ostafrika und den Jemen gehen. Aufgewachsen ist die 27-jährige Journalistin im Würzburger Süden – in Eibelstadt, Sommerhausen und Winterhausen. Das Abitur machte sie am Siebold-Gymnasium. Ihr Studium führte Lewandowski nach Bamberg, ein Volontariat bei der Deutschen Presseagentur (dpa) über Frankfurt und Brüssel in die Bundeshaupstadt. Dort hat sie nach ihrer Übernahme die Social-Media-Redaktion der dpa aufgebaut.
Im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet Lewandowski, warum sie im April zusammen mit der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), die ihren Sitz in Würzburg hat, selbst nach Uganda und Äthiopien gereist ist, und was sie sich davon verspricht, ihre Reise-Erlebnisse in einem Blog und auf Instagram festzuhalten.
Frage: Frau Lewandowski, wie kamen Sie im April 2017 auf die Idee, ein eigenes Festival zu organisieren?
Laura Lewandowski: "Ich war in Berlin und habe einen Spaziergang mit einem Freund gemacht, der elektronische Musik produziert. Kurz zuvor haben wir in den Medien von den UN-Berichten über die humanitäre Katastrophe in Ostafrika erfahren. Wir waren beide erschrocken, dass wir so wenig darüber wussten, obwohl wir sonst politisch interessiert sind. Wir wollten helfen, und da stellte sich für uns die Frage: Entweder wir spenden jetzt fünf Euro oder wir stellen ein eigenes Festival auf die Beine. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Vier Wochen später war es dann soweit, wir konnten 4000 Euro sammeln."
Warum Ostafrika?
Lewandowski: "Wir sind der Meinung, dass in Zeiten von weltweiten Unruhen und Konflikten gerade Länder wie Südsudan, Jemen oder Somalia zusehends in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl die UN vor der schlimmsten Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg warnt. Unser Ziel war es, nicht nur Geld zu sammeln, sondern auch auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Mit dem Life-Act-Event haben wir einen neuen Zugang gefunden. Die Leute gehen auf eine Party und bekommen on Top Informationen. Die Idee ist ganz simpel: Warum nicht das Schöne mit dem Guten verbinden?"

Im April sind Sie mit der DAHW selbst nach Afrika gereist. Was war das Ziel dieser Reise?
Lewandowski: "Ein besonderes Anliegen war mir immer, zu hinterfragen, wohin unsere Spenden eigentlich gehen. Im April bin ich dann als freie Reporterin durch Uganda und Äthiopien gereist, habe mir dort Projekte in der Humanitären Hilfe und Entwicklungshilfe angeschaut. Wir waren in den größten Flüchtlingscamps der Welt, und via Dolmetscher bekam ich die Möglichkeit, mit den geflüchteten Menschen Interviews zu führen. Daraus sind Reportagen entstanden,die ich über unseren Blog www.lifeact.de veröffentlicht habe. Auch über meine Instagram-Seite habe ich von dieser Reise berichtet. Natürlich nicht wie ein Tagesschau-Reporter, aber ich habe mich dabei trotzdem an journalistische Kriterien gehalten."
Auf Ihrem Instagram-Account sind nicht nur journalistische Inhalte zu sehen, sondern auch viele Selfies und Urlaubsfotos. Wie passt das zusammen?
"Ich sehe das als Chance. Ich bin einfach ich selbst, ich bin authentisch. Wenn ich Essen, Freunde und Urlaub gut finde, dann ist das halt so. Warum kann man nicht alles auf einem Kanal platzieren? Für die Zielgruppe, die ohnehin an Politik interessiert ist, gibt es genug andere Angebote. So kriegt aber auch meine 19-jährige Schwester etwas von Afrika mit, die sich sonst nur für Foodfotos interessiert. Das ist keine bewusste Strategie, sondern hat sich sehr organisch entwickelt. Ich will schon zeigen: Auch als stinknormales Mädel kannst du politisch aktiv sein.
Fehlt es jungen Leuten heutzutage an Engagement oder am Interesse für Politik?
Lewandowski: "Ich selbst bin von vielen Menschen umgeben, die sich sehr engagieren. Aber ich lebe auch in einer Filterblase, darüber bin ich mir bewusst. Ich glaube nicht, dass es der Jugend am Willen fehlt, etwas zu bewegen. Viele fühlen sich allerdings nicht als Teil eines großen, ganzen politischen Systems. Das ist für viele zu abstrakt. Würden einige Politiker anders kommunizieren, könnte man sich als junger Mensch vielleicht auch besser mit diesem System identifizieren."
Was müssen Journalisten tun, um junge Leute zu erreichen?
Lewandowski: "Ein neues Kostüm für Nachrichten schaffen. Nachrichten sind für viele etwas Trockenes. Das ist schade, weil es unfassbar wichtig ist, um gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und Barrieren abzubauen. Viele junge Leute schalten ab, weil sie denken, sie checken das nicht. Es erscheint vielen zu weit von ihrer eigenen Lebenswirklichkeit entfernt. Unsere Aufgabe als Journalisten ist es auch, Nachrichten cool zu machen. Wenn sie Spaß machen, kann man auch politische Zusammenhänge besser verstehen."