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WÜRZBURG: Zwischen Sägespänen und Papierbergen

WÜRZBURG

Zwischen Sägespänen und Papierbergen

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    Der neue Chef Johann Schweiger zeigt stolz Schulräume und Werkstätten in der Josef-Greising-Schule.
    Der neue Chef Johann Schweiger zeigt stolz Schulräume und Werkstätten in der Josef-Greising-Schule. Foto: Thomas Obermeier

    Die Straße draußen ist kaum befahren; der Schulhof des Gewerblichen Berufsbildungszentrums II (Josef-Greising-Schule) in der Tiefen Gasse Nummer sechs wirkt ein bisschen leer, herbstlich kühl, und so, als wären kaum Schüler hier. Eine kleine Gruppe junger Leute unterhält sich am Rand des Hofes. Hier, wo auf großen Stufen und unter einzelnen Bäumen im Sommer Schulleben sichtbar ist, wo es im Herbst und Winter aber vor allem innen in den Räumern pulsiert, ist Johann Schweiger neuer Schulleiter.

    Man kennt sich

    Als Nachfolger von Günther Beuchert hat er sich seit Beginn des Schuljahres gut eingelebt, kennt einen Teil seiner Kollegen ohnehin von früher, weil er immer wieder mit ihnen in Kontakt stand. 28 Jahre lang gehörte er nämlich dem Lehrerkollegium eines anderen Berufsbildungszentrums an, dem des städtischen Berufsbildungszentrums I (Franz-Oberthür-Schule) im Frauenland.

    Keine FOS und BOS mehr

    Ein wenig geändert hat sich die Schülergruppe; die jungen Leute hier lernen Bauberufe. Im BBZ I dagegen sind andere Sparten untergebracht wie Berufsschüler der Bereiche Metall, Kfz-Technik, Sanitär- und Heizung und viele mehr. Die Oberthürschule, an der Schweiger war, beherbergt noch bis zum Schuljahresende die städtische Fachoberschule (FOS). Sie war zwischenzeitlich auch Heimat der städtischen Berufsoberschule (BOS). Jetzt gibt es dort nur noch sieben FOS-Klassen unter der Regie der Stadt. Ab dem nächsten Schuljahr existiert die städtische FOS/BOS nicht mehr, in der Schweiger gelehrt hat. Sie wird aufgelöst.

    Bautechniker mit FH-Reife

    Aber auch im städtischen gewerblichen BBZ II, der Josef-Greising-Schule in Heidingsfeld, hat Schweiger Gelegenheit, zu lehren. Er hat allerdings weder FOS- noch BOS-Schüler vor sich; die Strukturen sind andere. Der einzige Ausbildungszweig, der hier mit dem Abschluss der Fachhochschulreife endet, ist die Fachschule für Bautechnik.

    Und noch eine Besonderheit stellt das BBZ II dar, nämlich mit seinen Meisterschulen: Sie enden mit der Meisterprüfung, die zwar keinen Abschluss vergleichbar mit Fachhochschulreife oder Abitur verleiht, aber den Meistern wurde 2009 der allgemeine Hochschul-Zugang geöffnet. Voraussetzung dafür ist ein Beratungsgespräch an der jeweiligen Hochschule. Die Schulen und Hochschulen entwickeln sich weiter, sie wurden bereits durchgängiger.

    Würzburger Verhältnisse

    Der studierte Mathematiker und Physiker Johann Schweiger, der aus Augsburg stammt und in München und Würzburg studiert hat, erlebte in den Jahren um 2000 die Würzburger Schulrochade mit, war Lehrer an der damaligen städtischen FOS (damals Balthasar-Neumann-Schule) in der Frankfurter Straße (Zellerau), kehrte mit seiner Schule wieder zurück unters Dach des BBZ I im Frauenland, wo sie früher schon einmal war.

    Entwicklung beruflicher Schulen

    Nun ist Schweiger 60 Jahre alt und fängt noch einmal Neues an: vom Stellvertreter avancierte er zum Schulleiter – und doch ist er wieder in einer Position, die er schon lange kennt: Im Bereich der Weiterentwicklung beruflicher Schulen ist er kein Unbekannter, er hat sich seit Jahren dafür engagiert. Es ging um Reformen und das Fördern von Eigenverantwortlichkeiten in Personal-, Finanz- und Bildungsangelegenheiten.

    Innenleben des BBZ II

    Das Gewerbliche Berufsbildungszentrum II in Heidingsfeld hat unter seinem Dach Berufsschulen für Schreiner und Zimmerer, Bautechniker, Straßenwärter, Bauzeichner. Hinzu kommen Fachstufen verschiedener Ausbildungen (also nicht die gesamte Ausbildung) für Hochbautechnik (Maurer, Betonbauer, Fliesenleger, Bauzeichner), Tiefbautechnik (Straßenbauer, Straßenwärter, Kanalbauer), Holztechnik (Schreiner, Zimmerer, Fachkraft für Küchen-, Möbel- und Umzugsservice) und Farbtechnik (Maler, Lackierer, Bauten- und Objektbeschichter), außerdem Meister- und Technikerschulen in entsprechenden Berufen, und Fortbildungskurse. 1420 Schüler hat das BBZ II; davon besucht täglich ein Drittel bis die Hälfte den Unterricht am BBZ, die anderen sind in ihren Betrieben.

    Geben und Nehmen

    Stolz präsentieren Schreinermeister Jürgen Krümpel (Kürnach) und Schulleiter Johann Schweiger in der Werkstatt eine noch neuwertige CNC-Maschine, auf der gestanzt, gesägt, gefräst und gebohrt werden kann, computergesteuert nehmen 30 Werkzeuge nach Bedarf ihre Arbeit auf. 130 000 Euro kostet so ein Gerät. Die Stadt als Sachaufwandsträger hat einen Anteil gezahlt, aber ohne die Georg-Eydel-Stiftung, die Freunde der Meisterschulen und den Förderverein Josef Greising Schule stünde die Maschine heute nicht da. Und nicht nur die Förderer sind großzügig; auch die Schüler gestalten mit. Schon vor Jahren haben sie einen Niedrig-Energie-Anbau errichtet, handgemacht, vom Fundament bis zum Dach.

    100 Flüchtlinge kamen

    Bei verschiedenen Veranstaltungen der Schule wie dem Tag der offenen Tür, zuletzt im Frühjahr, kamen rund 100 Flüchtlinge, um sich über die Ausbildungen zu informieren, und sie erhielten Einblicke in Schulräume und Werkstätten.

    Ob Fortbildung der Lehrkräfte – zum Beispiel zum Thema Depression, oder der Besuch von mongolischen Berufsschullehrern wie im vergangenen Januar: Schweiger hat ein weites Feld vor sich in einer Schule, in der aufgrund der konjunkturellen Situation die Anmeldezahlen steigen - zuletzt um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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