Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, an dem Forderungen nach familienfreundlichen Arbeitszeiten sowie angemessenen Löhnen und Gehältern im Mittelpunkt stehen. Der Ursprung für diesen heutigen Feiertag liegt in den Vereinigten Staaten: Am 1. Mai 1886 legten dort Hunderttausende die Arbeit nieder, um den Achtstundentag durchzusetzen. In Chicago kam es zu blutigen Auseinandersetzungen, bei denen es mehrere Tote gab. Einige Anführer wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Diese Ereignisse beeinflussten die Entscheidung, den 1. Mai zum internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterinnen und Arbeiter zu proklamieren.
Auch in Schweinfurt begannen Ende des 19. Jahrhunderts die Arbeiterinnen und Arbeiter sich zu organisieren und auf Missstände aufmerksam zu machen. Elf- oder Zwölf-Stunden-Tage waren die Regel, man musste arbeiten, bis die Aufgabe erledigt war. „Work-Life-Balance“ gab es zu den damaligen Zeiten nicht, stattdessen war Kinderarbeit weit verbreitet. Lärm, Staub und schädliche Dämpfe belasteten die Gesundheit. Hinzu kam die Wohnraummisere mit mangelhafter Beheizung, Belüftung und Beleuchtung und inakzeptablen hygienischen Verhältnissen.
Geschichte der Bewegung gewürdigt
Das für den Monat Mai ausgewählte Objekt aus den Beständen des Kulturforums würdigt die Geschichte der Schweinfurter Arbeiterbewegung. Es ist ein Prägestempel aus Metall, der für die Prägung von Münzen diente. In der Mitte sind zwei einander greifende Hände mit der Umschrift: „100 Jahre Arbeiterbewegung Schweinfurt 1889-1989“ abgebildet.
Darüber erkennt man drei stilisierte Alpenrosen – das Symbol für die „Naturfreunde“, eine Organisation der Arbeiterbewegung, die sich insbesondere um die Erholung in der Natur einsetzt, und die in Schweinfurt das bekannte Naturfreundehaus hatte, das heute noch bewirtschaftet wird.
Um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter durchzusetzen, wurde 1883 eine Schweinfurter Filiale des „Unterstützungsverein Deutscher Schuhmacher“ gegründet, sechs Jahre später schlossen sich die Metallarbeiter gewerkschaftlich zusammen. Es folgten Buchdrucker (1893), Brauer und Schneider (1895). Gemeinsam gründeten sie 1896 das Schweinfurter Gewerkschaftskartell, die erste gewerkschaftliche Dachorganisation in der Stadt. Im Laufe des Jahres kamen weitere neue Verbände hinzu, die Mitgliederzahl stieg auf über 830. 1914 waren bereits rund 5000 Arbeiterinnen und Arbeiter gewerkschaftlich organisiert.
Auch die Sozialdemokratie fasste 1889 mit der Gründung eines „Wahlvereins zur Erzielung volksthümlicher Wahlen“ in Schweinfurt Fuß. Die Gewerkschaften waren Teil der sozialdemokratischen Bewegung, sie verbesserten die Versorgung der Arbeiterinnen und Arbeiter mit Lebensmitteln und Wohnungen. Eigene Kultur- und Sportvereine (z. B. Naturfreunde, Freie Turner, RKV Solidarität u. v. a.) boten umfangreiche Betätigungsfelder und stärkten die Zusammengehörigkeit.
In den 1920er Jahren schlossen sich die Schweinfurter Arbeitervereine im „Kartell für Bildung, Sport und Körperpflege“ zusammen. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begann allerdings die Zerschlagung der Organisationen, die jedoch schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ins Leben gerufen wurden.
Stark gefordert waren die Gewerkschaften in der Strukturkrise der Schweinfurter Industrie 1992/93. Die großen metallverarbeitenden Betriebe bauten Personal ab. Um bundesweit auf die Lage in Schweinfurt aufmerksam zu machen, gingen Tausende auf die Straßen. Eine Gruppe von Schweinfurter Metallerinnen und Metallern machte sich damals auch zu Fuß auf den Weg nach Bonn, um im Bundeskanzleramt (1999 nach Berlin verlegt) eine Petition zu übergeben.
Und auch aktuell gibt es viele Probleme in der Industrie, die mit der Transformation zur Elektromobilität kämpft: schwache Auftragslage, Abwanderung der Produktion ins Ausland, Abbau vieler Hundert Arbeitsplätze in der Industrie.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden