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Reiten: Die Vielseitigkeit des Vielseitigkeitsreitens

Reiten

Die Vielseitigkeit des Vielseitigkeitsreitens

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    Zwei Tage lang gehörte die Stiege oberhalb von Sulzthal wieder den Reitern samt Pferden. Insgesamt knapp über 100 Teilnehmer auf mehr als 170 Pferden absolvierten Vielseitigkeitsprüfungen. Diese kombinierten Prüfungen stellen wohl die anspruchsvollsten Anforderungen an Ross und Reiter.

    „Vielseitigkeitspferde müssen eigentlich alles können“, so Mitorganisatorin Gundula Deschner. „Sie müssen in der Dressur gehorsam sein, vorsichtig beim Springen und mutig und schnell im Gelände, um aus vollem Tempo die Sprünge angehen zu können.“ Sehr gut war all dies beim Stilgeländeritt zu sehen. Dabei kam es ja nicht nur darauf an, wer am schnellsten und mit den wenigsten Fehlern durchs Ziel gelangte. Entscheidend war auch die Art und Weise, also wie gut Reiter und Pferd harmonierten. „Es wird geschaut, wie weit man vom Ideal weg ist“, so Deschner.

    Das Springen, das an sich schon bei den Zuschauern gut ankam, wurde durch die Kommentierung von Springrichter Dieter Hesselbach noch anschaulicher und attraktiver. So erhielten auch Pferdesport-Laien einen Einblick in die Punktevergabe. Dass eine Verweigerung des Pferdes vor dem Hindernis Strafpunkte nach sich zieht, war vielleicht noch bekannt. Aber auch wenn das Pferd nur zögernd an die Hindernisse herangeht oder im Zick-Zack-Kurs, fließt dies in die Bewertung ein. Hie und da wurde „ein leichter Sitz“ hervorgehoben, das bedeutet: Der Reiter beherrscht mit wenig Aufwand das Pferd. Die Punktvergabe war damit nicht nur interessant, sondern auch nachvollziehbar.

    Höchste Konzentration war auch angesagt beim Einhalten der Streckenführung. „Da braucht man ja ein Navi, um durchzukommen“, so eine junge Reitern nach dem Springen. Und dies, obwohl die Reiter vorher stets den Parcours ablaufen und sich die Hindernisse einprägen. Wenn der Wettkampf dann im Gange war, war für die Orchideen am Wegesrand, die es dort im Kiefernwald zuhauf gibt, kaum Zeit zur Beachtung. „Dann haben die Reiter den Tunnelblick und sehen nur noch das nächste Hindernis“, so Deschner.

    Am ersten Wettkampftag beherrschte Brigitte Kalthoff vom RSC Hungen EV auf Tabasco die Konkurrenz. Bei der kombinierten Prüfung der Klasse A (Dressur/Springen/Gelände), die die Zuschauer in ihren Bann schlug, setzte sie gleich am Vormittag entscheidende Akzente, in dem sie die Dressur gewann. Im folgenden Stilspringen und dem abschließenden Geländeritt genügte der Reiterin aus Hessen jeweils eine gute Platzierung, um am Ende Kombinationssiegerin zu werden. Antonia Fürst vom gastgebenden RFV Sulzthal, die eines der Stilspringen für sich entschied, wurde auf ihrem Pferd Soleil de Coeur in der Gesamtwertung immerhin noch Vierte.

    Bei der Vielseitigkeitsprüfung der Klasse A war nach der Dressur tags darauf dann der Geländeritt mit 19 Hindernissen und insgesamt 23 Sprüngen das Highlight. Insgesamt galt es, eine Strecke von knapp 2,3 Kilometern zu bewältigen in einer erlaubten Zeit von gut viereinhalb Minuten. Man spricht hier von einem 500-Meter-Tempo, also einem Durchschnitt von 500 Metern pro Minute. In dieser Disziplin siegte am Ende mit Sarah Sander eine Einheimische. Die Sulzthalerin startete mit zwei Pferden. Mit ihrem Schimmel Cerasus Cornfee ging sie als Dritte aus der Dressur hervor. Im abschließenden Geländeritt, bei dem es darauf ankam mit möglichst wenigen Fehlern und in der erlaubten Zeit anzukommen, blieb sie ohne Fehler. Lediglich wegen acht Sekunden Zeitüberschreitung musste sie drei Strafpunkte hinnehmen, ließ aber damit immer noch die Konkurrenz hinter sich.

    Spätestens nach dieser Disziplin war auch Nicht-Reitern klar, dass dies kein leichter Sport ist. Und Gundula Deschner, die Betreuerin der Meldestelle, unterstrich: „Das ist ein sehr anspruchsvoller Reitsport, bei dem viel abgefragt wird“. Die Vielfältigkeit beginnt schon mit der Dressur, also mit dem Stil. Und bei den Sprüngen ist keiner wie der andere. „Da gibt es Baumstämme, Hecken, Gräben mit und ohne Wasser – und beispielsweise das Eulenloch.“ Letzteres ist schwer zu meistern, weil nach oben die Sprungmöglichkeit begrenzt ist. Ein Hindernis, das gleich mehrere Pferde verweigerten.

    Vielseitigkeit ist vor allem in Sulzthal gegeben. Aikje Fehl, eine Nachwuchsreiterin aus Schwandorf, die zuletzt in Kreuth im hochklassigen Starterfeld Dritte geworden war, lobte die Strecke. „Das war hier ganz toll“, so die Oberpfälzerin, die mit zwei jungen Pferden an den Start ging. Ihr Fazit: „Hier können die Pferde sehr viel lernen.“

    Lernen konnten auch die Jüngsten unter den Reitern. In den Führzügelklassen präsentierten Kinder ab zehn Jahren, wie sie bereits Ponys, aber auch Pferde durchs Gelände führen. Die Besonderheit hierbei war, dass die Talente bereits im Gelände die eine oder andere Schwierigkeit überwinden mussten. Den 18 teilnehmenden Kindern waren der Spaß und die Begabung anzusehen.

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