Eishockey
Freundschaftsspiel Kissinger Allstars – Sky Allstar Team 5:6 (3:2, 2:2, 0:2)
Dass der Mann vor ihr in der Kissinger Eishalle wichtig ist, hat Lea sofort kapiert. Acht Jahre ist die Bad Kissinger Schülerin alt und von Erich Kühnhackl hat sie noch nie in ihrem Leben gehört. Aber wenn so viele Menschen um so einen großen Mann herum schwirren, dann muss der wichtig sein. Also, Herz in die Hand und gefragt: „Ich möchte bitte ein Autogramm haben“, erklärt die Kleine, setzt ihr bestes Kinderlächeln und strahlende Augen durch ihre Brille auf und streckt ihm ihre kleine Kinderhand entgegen. Da schmilzt der „Kleiderschrank auf Kufen“, wie ihn seine Fans nennen, und schreibt auf die Hand seinen Namen. Wäre Kühnhackl ein Rockstar, die kleine Lea würde sich wahrscheinlich nie mehr die Hand waschen. Aber auch so wird sie sich noch lange an diesen Abend und diesen netten Mann mit dem niederbayerischen Dialekt erinnern.
Die Nacht der Eishockey-Legenden in der Kissinger Eishalle war ein Erfolg. Das Sky-Allstar-Team um den deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts Erich Kühnhackl sowie Bernie Engelbrecht, Andreas Niederberger, Harald Birk oder Andreas Lupzig hatte seinen Spaß auf dem Eis und darum herum und die 650 Zuschauer sahen ein kurzweiliges Eishockey-Spiel, in dem der Spaß am Spiel im Vordergrund stand. Und natürlich der gute Zweck. Im Dezember vergangenen Jahres hatte Andreas Goerke, Abteilungsleiter der Kissinger Wölfe, im Internet das All-Star-Team ersteigert. Er bot die höchste Summe für die Erich-Kühnhackl-Stiftung, bekam den Zuschlag. „Wir sind der bisher kleinste Club, bei dem die All Stars spielen“, erzählt Goerke und trotz des Stresses in der Vorbereitung und Durchführung des Spiels ist ihm der Stolz anzumerken. „Ich denke, es war ein schöner Abend, der den Eissport in Bad Kissingen vorangebracht hat“, zog Goerke Bilanz. Das sah auch der Bad Kissinger Oberbürgermeister Kay Blankenburg so, „das Eishockey in Bad Kissingen hat eine Zukunft.“
Nachdem die Eishalle vor einigen Jahren nach dem tragischen Unglück in Bad Reichenhall geschlossen und saniert wurde und das Kissinger Eishockey vor dem Nichts stand, ist die Nacht der Legenden nun der vorläufige Höhepunkt des Wiederaufbaus. Auch sportlich lief es trotz des Nicht-Aufstiegs für den Bezirksligisten EC Bad Kissingen in der untersten Klasse in dieser Saison gut, der Ende März stattfindende Sonnenhügel-Cup für Nachwuchsmannschaften erhöht das Renommee noch.
„Eishockey in Bad Kissingen hat eine Zukunft.“
Oberbürgermeister Kay Blankenburg
Da passt das Spiel zu Gunsten der Kühnhackl-Stiftung, die sich die Förderung des Eishockey-Nachwuchses auf die Fahnen schreibt, gut ins Konzept. „In einer Mannschaft lernt man auch in sozialer Hinsicht Dinge, die in der Entwicklung eines Jugendlichen enorm wichtig sind“, sagt Erich Kühnhackl. Was er in seiner einmaligen Karriere mit 774 Bundesligaspielen, 211 Länderspielen und vier deutschen Meisterschaften sowie der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck alles an Positivem erlebt hat, will der derzeitige Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes auch weitergeben.
Und nebenbei hat der 59-Jährige auch auf dem Eis mit dem Schläger nichts verlernt. Natürlich ist er nicht mehr so schnell wie früher, für eine Stunde im Oval mit alten Kumpels gegen ein wirklich motiviertes Kissinger Allstar-Team reicht es aber noch. Übrigens gibt es auch dort welche, die ganz genau wissen, wie wichtig Erich Kühnhackl ist. Eine Minute und 51 Sekunden waren im ersten Drittel gespielt, als Holger Selenka für die Kissinger zum 1:1 traf. Ein schönes Tor freistehend aus acht Metern, Bernie Engelbrecht hatte keine Chance. Der Puck rollte wieder aus dem Tor aufs Eis und als Selenka die kleine Hartgummischeibe sah, schnappte er sie sich, steckte sie geschwind unters Trikot und zwinkerte dem Schiedsrichter zu: „Das ist doch ok, oder?“ Klar, man trifft ja nicht alle Tage Legenden.
ONLINE-TIPP
Viele Bilder von der Nacht der Legenden: www.mainpost.de/sport/badkissingen