Die italienische Staatsanwaltschaft hat gegen die Fußball-Klubs AC und Inter Mailand Anklage wegen Bilanzfälschung erhoben. Champions-League-Sieger Milan und Meister Inter sollen zwischen 2003 und 2005 ihre Bilanzen durch überhöhte Spielerwerte frisiert haben. Sollte das zuständige Gericht der Anklage stattgeben und ein Verfahren einleiten, drohen im Falle einer Verurteilung den Vereinen Geldstrafen. Mit einer Bestrafung durch den italienischen Fußballverband (FIGC) müssten die Klubs zunächst nicht rechnen.
Ermittelt wird insbesondere im Fall des Wechsels des unbekannten Torhüters Simone Brunelli vom AC zu Inter Mailand im Jahr 2004. Der Transfer wurde von Inter mit drei Millionen Euro bewertet, obwohl Brunelli seit drei Jahren wegen eines Schulterproblems nicht spielt. Weitere Transfers unbekannter Spieler zu überhöhten Preisen weckten den Verdacht der Ermittler.
Staatsanwaltschaft: Künstliche Steigerung des Vermögens
In den Sog der Untersuchungen sind dabei Inter-Chef Massimo Moratti sowie Vizepräsident Rinaldo Ghelfi und Ex-Geschäftsführer Mauro Gambaro geraten. Laut Ermittlungsstand hätte Inter ohne Bilanzfälschung die Lizenz für die Saison 2004/05 nicht erhalten. Ermittelt wird auch gegen den AC-Vizepräsidenten Adriano Galliani, für den die Staatsanwaltschaft bereits die Eröffnung eines Prozesses beantragt hat.
Milan und Inter wiesen die Vorwürfe von Staatsanwalt Carlo Nocerino erneut zurück und gaben sich am Dienstag gelassen. "Unsere Bilanzen sind absolut einwandfrei und dies wird sich sehr schnell zeigen", teilte Milan mit. Auch der angeklagte Vize-Präsident Adriano Galliani wies die Beschuldigungen zurück: "Wir haben absolut gemäß den Vorschriften gehandelt", betonte Galliani. Inter-Präsident Massimo Moratti zeigte sich "zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe schnell klären werden". Dass das Verfahren gegen ihn persönlich wegen Verjährung eingestellt wurde, begrüßte der 62-Jährige.
Ausgangspunkt für die Mailänder Ermittlungen ist eine groß angelegte Untersuchung der Staatsanwaltschaft in Rom. Diese beschäftigt sich seit Jahren mit angeblich gefälschten Bilanzen bei den großen Fußballklubs. Die sollen vor allem durch die Ansetzung völlig überhöhter Spielerwerte ihr Klub-Vermögen künstlich gesteigert haben. Die Staatsanwälte sprechen von einer Art "Bilanz-Doping".
(mit sid/dpa)