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Glosse: Diskussion um die Binde: Warum eigentlich kein Einhorn?

Glosse

Diskussion um die Binde: Warum eigentlich kein Einhorn?

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    Die Spielführerbinde der deutschen Nationalmannschaft geriet während der WM zum Politikum.
    Die Spielführerbinde der deutschen Nationalmannschaft geriet während der WM zum Politikum. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Das Prinzip des Bindentragens mutet geradezu urdeutsch an und hat natürlich – was auch nicht – seine Wurzeln im Krieg. Weil etliche Soldaten hörgeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt waren, sollten sie eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten tragen. Als Zeichen an die anderen Verkehrsteilnehmenden: Obacht, hier reagiert jemand nicht auf Pöbeleien und Gehupe. Das Zeichen wurde anschließend auch von den Sehbeeinträchtigten übernommen.

    Später dann die Binde als Auszeichnung. Mit dem Hakenkreuz am Arm stach man aus dem Heer der Mitläufer heraus. Das Stoffteil erfüllt mittlerweile manigfaltige Aufgaben. Symbolisiert Funktionen, Beeinträchtigungen oder die Zugehörigkeit zu einem Personenkreis. Eishockey-Schiedsrichter beispielsweise tragen einen orangefarbigen Armüberzieher; dabei hielten die meisten Fans die gelbe Binde mit den drei schwarzen Punkten für geeigneter. 

    Binde beim DFB: Ein Einhorn wäre noch schön gewesen

    Auf dem Fußballfeld kennzeichnet die Binde den Kapitän. Über Jahrzehnte hinweg fristete sie ein unscheinbares Dasein. Wer sie trägt, darf den Schiedsrichter noch ein wenig lauter anpöbeln als das zeternde Spielerfußvolk, ohne gleich mit einer Gelben Karte rechnen zu müssen. Aussehen der Binde aber: egal. Das änderte sich, als Manuel Neuer während der Weltmeisterschaft eine Sonderanfertigung tragen sollte. Fantasieregenbogen mit unverfänglichem "One-Love"-Schriftzug. Ein Einhorn hätte noch gut gepasst.

    Die Fifa hatte andere Pläne, und weil im deutschen Wesen offenbar ein Binden-Fetisch angelegt ist, war die Aufregung gar groß. So groß, dass mancher Experte mutmaßte, die für das Ausscheiden verantwortlichen schlechten 30 Minuten gegen Japan ließen sich auf die Binden-Diskussion zurückführen. Das ist in seiner Monokausalität möglicherweise etwas vereinfacht, immerhin aber lässt sich simpel Abhilfe schaffen. Fortan wird der Kapitän der Nationalmannschaft wieder mit einer schwarz-rot-goldenen Binde am Arm das Team auf das Feld führen . Das will Sportdirektor Rudi Völler so, das befürwortet auch Bundestrainer Hansi Flick. Die Vergangenheit auch einfach mal Vergangenheit sein lassen.

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