Selbst sein privates Glück hat er in seinem Lieblingssport gefunden: Beim Erstliga-Spiel der DJK s. Oliver am 17. Januar 1999 gegen den deutschen Basketball-Rekordmeister Bayer Leverkusen saß „Eleonore mit einer Freundin direkt hinterm Korb“, wie Klaus Perneker sich lächelnd erinnert. Es wurde für den seinerzeit 32-jährigen Trainer ein besonders erfolgreicher Sonntagnachmittag. Denn einerseits siegte die DJK mit 96:77 dermaßen klar, dass in dieser Zeitung hernach stand: „Die Riesen vom Rhein wurden zu Zwergen am Main.“ Andererseits war dem Herrn Coach die junge Frau so angenehm aufgefallen, dass er sie prompt ansprach. Um die weiteren Vorgänge kurz zusammenzufassen: Eleonore und Klaus heirateten, und mit ihren drei Töchtern (8/5/1) bewohnen sie ein nettes Häuslein in Würzburg.
Sieben Bundesliga-Siege in Serie landete die DJK in dieser für ihren Übungsleiter so einmaligen Phase – wohlgemerkt alle nach dem Abflug von Dirk Nowitzki in die Staaten. Der 20-jährige hatte wegen eines Streiks seiner späteren US-Profikollegen die Vorrunde noch in der alten Heimat mitbestritten; als die Würzburger im Spiel eins ohne ihr Riesentalent auch noch bei der Übermannschaft von Alba Berlin anzutreten hatten, war ein Debakel befürchtet worden. Doch die Unterfranken gewannen am Nikolaustag 1998 allen Ernstes in der Max-Schmeling-Halle 88:87 – bis heute nennt Klaus Perneker diesen Sieg einen persönlichen Höhepunkt: „Wir hatten einen unglaublichen Willen in der Mannschaft, waren plötzlich nicht mehr so berechenbar und hatten James Gatewood, Robert Garrett oder Olumide Oyedeji, die die durch Dirk entstandene Lücke gefüllt haben.“
Bayer Leverkusens Coach Calvin Oldham sprach später sogar eine „Warnung für die Bundesliga“ aus: „Mannschaftlich ist Würzburg ohne Nowitzki stärker als mit ihm.“ Auch aufgrund des reichlich vorhandenen Selbstbewusstseins, wie Perneker im Rückblick sagt: „Ab einem gewissen Niveau sind doch fast alle Spieler ähnlich gut. Ab diesem Moment kommt es auf den Kopf an, werden Partien mental entschieden. Siege bringen Siege.“ Genau das war Pernekers ganz besonderes Anliegen: „Die Psychologie hat mich am Trainer-Job immer am meisten gereizt.“
Dass er trotzdem den Platz auf der Bank verließ, sich auf seinen Lehrerberuf nebst der jungen Familie konzentrierte, hatte psychologische Motive der etwas anderen Art: „Als Gymnasiallehrer habe ich einen sehr schönen Beruf, und außerdem ist es der sicherere Job.“ Der wenige Jahre später einsetzende sportliche und finanzielle Untergang der DJK hat ihn trotzdem betroffen gemacht, ja persönlich weh getan – „wir hatten schließlich viel investiert und hineingesteckt“. Die Rückkehr zu altem Glanz in der nun s. Oliver-Arena heißenden Carl-Diem-Halle erfreut ihn umso mehr. „Das ganze Spielsystem ist deutlich athletischer geworden, schneller. Wir sollten den neuen Boom für die Sportart nutzen, um sie diesmal dauerhaft etablieren zu können. Auch das ist inzwischen wahrscheinlich besser möglich als damals.“
Womöglich leistet Klaus Perneker mit seinem neuesten Sport-Projekt indirekt einen kleinen Beitrag dazu. Mit seinem einstigen Schüler und gutem Freund Christian Recker, der zum Trainerstab der Baskets gehört, hat er eine DVD aufgenommen, die „Fundamentals in Basketball“ heißt, Grundlagen des Basketballs aufzeigt und dieser Tage im Meiners-Verlag Prichsenstadt erscheint (19,90 Euro, www.meiners-verlag.de). Hierzulande gebe es bis dato kein entsprechendes Standardwerk in seinem Sport, sagt Perneker. Wenn die DVD ähnlich erfolgreich wird wie seine Ära im Würzburger Sport, müsste sie ein Renner werden.
Zu unserer neuen Serie
Der Basketballsport ist in Würzburg wieder aufgeblüht – zwölf Jahre nach Dirk Nowitzkis Abflug gen Dallas in die nordamerikanische Profiliga erlebt die hiesige Korbjäger-Szene eine neue, ungeahnte Renaissance. Unvergessen bleiben unter den Traditionalisten und seinerzeit schon mitfiebernden Fans derweil jene Trainer, Spieler und Aktiven, die dazu beigetragen haben, dass nicht nur Dirk Nowitzki zum besten deutschen Basketballer wurde, sondern auch seine Heimatstadt zu einer namhaften Adresse in dieser attraktiven Mannschafts-Sportart. Wir wollen in unserer neuen, in loser Folge erscheinenden Serie die Idole der ersten Erfolgsstunde in Erinnerung rufen – und nachfragen, was aus ihnen geworden ist. An den Anfang setzen wir jenen Coach, unter dem Nowitzki einen Herbst lang nach dem Aufstieg 1998 für die DJK s. Oliver in der Ersten Bundesliga gespielt hatte, bevor er im Januar 1999 in Texas voll durchstartete: Klaus Perneker.
Klaus Perneker
Er stammt aus Forchheim: Geboren am 23. Juni 1966, begann Perneker erst 15-jährig bei seinem Heimatklub Jahn Forchheim mit dem Basketballspielen. 17-jährig machte er bereits seinen Schiedsrichter- und Trainerschein, ehe er über die Stationen Ebermannstadt (Regionalliga) und Breitengüßbach (Zweite Liga) 1992 den Weg nach Würzburg zur DJK und den Zweitliga-Korbjägern von Trainer Pablo Hartmann fand. Hier war er dann 1998 nicht nur der Erstliga-Aufstiegstrainer, sondern gemeinsam mit Ex-Mitspieler Pit Stahl auch ein Jahr lang Bundesliga-Coach – mit Tabellenplatz fünf am Saisonende. Nebenher brachte er als Lehrer in Wiesentheid am Steigerwald-Landschulheim-Gymnasium über 600 Schülern den Basketball näher und führte das von ihm initiierte Team in sieben Jahren in die Bayernliga. Mittlerweile unterrichtet er Biologie, Chemie und Geographie in Würzburg am Riemenschneider-Gymnasium.