Geboten wurde dem Publikum einiges bei diesem ersten Bundesliga-Wettkampftag der Turnerinnen überhaupt in Bayern: Erste Liga, allerdings ohne eine einzige Mannschaft aus dem Freistaat, zweite Bundesliga mit den Veitshöchheimerinnen sowie der Wettkampf der Regionalliga fanden am Wochenende in der Dreifachsporthalle des Veitshöchheimer Schul- und Sportzentrums statt.
Das Interesse war groß und damit auch die Unterstützung für das Veitshöchheimer Bundesliga-Team: 400 Zuschauer kamen am Samstag zu den Übungen der Zweitliga-Turnerinnen und wollten sehen, wie die Heimmannschaft den direkten Klassenerhalt unter Dach und Fach bringt. Dabei stand der Aufsteiger aufgrund der guten Platzierungen an den ersten beiden Wettkampftagen zwar nicht mehr unter allzu großem Druck – Nervosität war aber dennoch vorhanden. Besonders in den Wochen vor dem lange erwarteten Heimwettkampf war die Anspannung laut Hassel im Training spürbar. Was wohl auch an den vielen organisatorischen Aufgaben lag, die die Turnerinnen neben dem Training zusätzlich bewältigen mussten. So arbeitete zum Beispiel Andrea Bätz, die mit 23 Jahren schon zweitälteste Veitshöchheimer Turnerin, sogar noch im Organisationsteam der Veranstaltung mit.
Obwohl kleinere turnerische Premieren wie der doppelte Rückwärtssalto am Boden von Carolin Fischer misslangen und sie dabei auf der Nase landete, war der Trainer zuversichtlich. „Die machen das!“, so seine feste Überzeugung nach den Übungen an den ersten beiden Geräten. Und er wurde nicht enttäuscht, denn die jungen Turnerinnen Silvia Jüttner, die Ochsenfurterin Pauline Rabenstein, Lena Gürtler und Nesthäkchen Theresa Grötsch schafften zusammen mit den Oldies Andrea Bätz und Carolin Fischer den Klassenerhalt, auch wenn beim Heimwettkampf am Ende der sechste Platz und damit die schwächste Saisonplatzierung heraussprang.
Aber auch der garantiert nächste Saison Wettkämpfe auf Bundesliganiveau – eine schöne Belohnung für die vielen Opfer, die die Sportlerinnen für ihr Hobby bringen müssen. Jede der Veitshöchheimer Turnerinnen trainiert zwischen vier und sechs Mal in der Woche – dieses Pensum mit Schule oder Beruf unter einen Hut zu bringen, erfordert große Selbstdisziplin. Daraus jedoch ergibt sich dann auch eine positive Wechselwirkung, glaubt Trainer Hassel: „Die Disziplin, die die Mädchen beim Turnen lernen, hilft Ihnen auch in der Schule weiter. Wie beim Turnen müssen sie auch dort konstant dabei bleiben, wenn sie etwas erreichen wollen.“ Und wer wüsste das besser als der Übungsleiter, der hauptberuflich als Lehrer arbeitet?
Noch komplizierter wird es dann in der Phase der Pubertät, die viele seiner Schützlinge erst noch vor sich haben. „Die Pubertät ist eine schwierige Zeit für die Mädchen. Sie müssen mit den körperlichen Veränderungen klar kommen. Es gibt Wachstumsschübe und Gelenkschmerzen, die oft über längere Zeit für Stillstand oder Rückschritte im Sport sorgen. Wenn dann noch der erste Freund dazu kommt, ist es oft schwer, die Mädchen darüber hinaus beim Leistungssport zu halten“, so der Trainer.
Damit der Leistungssport trotzdem weiter auf einem so hohen Level betrieben werden kann, fängt die TG Veitshöchheim schon ab dem zarten Alter von fünf Jahren mit der Nachwuchsförderung an. Notwendigerweise allerdings, bedenkt man, dass das Mindestalter für nationale Wettkämpfe nur 12 Jahre beträgt
All das kostet natürlich auch Geld. Und wie andere Randsportarten sind auch die Turner nicht mit Reichtum gesegnet. „Wir haben jetzt durch unseren Aufstieg letztes Jahr zwar einige Sponsoren gewonnen, für die wir auch sehr dankbar sind. Aber obwohl wir wirklich Sport auf hohem Niveau bieten, haben wir wahrscheinlich weniger Geld zur Verfügung als jede Kreisklasse-Fußballmannschaft“, so Jochen Hassel.
Baumbach war an diesem Samstag noch eine Nummer zu stark für die TGV – die anderen Vorgaben wurden jedoch erfüllt, und spätestens durch den Klassenerhalt war der Trainer auch zufriedengestellt. Und die Zuschauer? Die fühlten sich durch das Gezeigte augenscheinlich bestens unterhalten.