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Fußball: Der SV Ochsenfurt bricht einen langen Fluch

Fußball

Der SV Ochsenfurt bricht einen langen Fluch

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    Entscheidungsspiele dienten dem SV Ochsenfurt in der Vergangenheit nur in einer Hinsicht: um die Vereinskasse zu füllen. Es war stets ein Feiertag für den Schatzmeister des Klubs, wenn die Mannschaft in der Relegation auflief. Mehrere hundert, mitunter über tausend Zuschauer zahlten Eintritt zu den Partien, in denen die Ochsenfurter seit 1990 sechsmal um den Aufstieg und zweimal gegen den Abstieg antraten. Allein die jüngsten drei Begegnungen, um über den regulären Saisonverlauf hinaus den Quantensprung in die Kreisklasse zu vollziehen, sahen im Ganzen rund 2300 Zuschauer. Gute Einnahmen, schlechter Ausgang. Auf sportlicher Ebene erzählten solche Auftritte Ochsenfurts bis vorigen Samstag eine Misserfolgsgeschichte sondergleichen. Noch nie hatte das Team ein Relegationsspiel gewonnen. Sieben Niederlagen lasteten auf dem Verein: die erste vom 10. Juni 1990 gegen den TSV Repperndorf nach Elfmeterschießen, die letzte am vorvergangenen Sonntag gegen den SV Sonderhofen.

    Der achte Versuch, das 7:6 nach Elfmeterschießen gegen den SV Kist, verbunden mit der Versetzung in die Kreisklasse, war ein historischer Sieg in der 38-jährigen Geschichte des Klubs. „Ich glaube“, sagte Ochsenfurts Torhüter Tim Krüger, „wir waren mit einem Fluch belegt.“ Der 29-Jährige, der beim Elfmeter als verlässlicher Charakter gilt, wehrte in seinem 200. und letzten Einsatz zwei solcher Schüsse ab. Krüger hatte sich den richtigen Moment für seinen Abschied ausgesucht: Er hörte in der Stunde des Triumphes auf, um sich fortan seinen beiden Kindern zu widmen. Nach Ablauf von 90 und 120 Minuten hatte es in Kirchheim 3:3 gestanden, nachdem die Ochsenfurter bereits mit 0:3 zurückgelegen waren.

    Jener dritte, von André Scheder erzielte Gegentreffer in der 43. Minute wies nicht den einzigen Moment des Spiels aus, in dem der SVO sich knapp vor dem Aus bewegte. In der Verlängerung besaß Scheder das Alleinstellungsmerkmal, über das Ergebnis zu bestimmen. Doch der Kister schob entweder vorbei, versagte gegen den immer besser parierenden Krüger oder verfing sich im Strafraum. Zu Beginn der Partie wäre dies dem mit Technik und Beweglichkeit ausgestatteten Angreifer aller Voraussicht nach nicht passiert. Bei den Elfmetern lag es nach Schüssen beiderseits über das Tor oder gegen die Hände der Schlussleute an Kists Tobias Englert. Auch er trat den Ball zu hoch. Danach hatte Ochsenfurt die kritischen Augenblicke überstanden. Benedikt Jakob traf, und der Kister Steffen Sachs nicht. Finito, Ende, Abgang.

    „Wahrscheinlich lag zu großer Druck auf uns“, sagte Kists Spielertrainer Alexander Wolf. Nach 82 Minuten – soeben war nach einem Fehlgriff von Torhüter Michael Obenhuber und dem Kopfball des Ochsenfurters Maximilian Langer das 3:3 gefallen –- war aus seiner Elf eine Zehn geworden: Florian Blatz, der in der Vorwoche beim 1:4 gegen den FC Euerfeld an entscheidender Stelle einen Elfmeter ausgelassen hatte, stieß Robert Baumann mit den Fäusten gegen die Brust. Der tätliche Angriff des Kisters kostete ihn das weitere Spielrecht und seiner Mannschaft womöglich den Sieg. „Seine Reaktion entstand aus purem Frust über den Spielverlauf“, erklärte Wolf. Optimal war für Kist die Eröffnung ausgefallen: Christian Sengl und Florian Blatz trafen in der Anfangsviertelstunde – auch weil Tim Krüger beim 0:2 eine harmlose Flanke durch die Handschuhe glitt. „Ab diesem Moment waren wir uns zu sicher“, meinte Alexander Wolf. „Für uns ist es zu schnell gut gelaufen.“

    Das außergewöhnlich attraktive Spiel zweier Mannschaften aus der A-Klasse, die ihre dritte und letzte Aufstiegschance als solche begriffen, eifrig Chancen schufen, jedoch erkennbar Probleme in der Defensive hatten, erfuhr am Ende der ersten Hälfte seine Wende: Ochsenfurts Markus Michel gelang das 1:3. „Nach der Pause wäre dieser Treffer wohl zu spät gewesen“, sagte Trainer Hans Mahlmeister. Die Forderung ihrer feixenden Fans nach größerem Einsatz war den Ochsenfurtern erst im zweiten Durchgang Befehl. Mahlmeister hatte sein Team in der Halbzeit vor die Wahl gestellt: Kämpfen oder untergehen. „Die Jungs haben sich für die richtige Variante entschieden“, sagte der 32-Jährige, der seit langem wieder selbst spielte. „Ich bin nicht fit, habe Schmerzen in den Füßen und kann vielleicht zehn Prozent leisten, aber in dieser Klasse reicht das, um zu helfen.“ Wie vor dem Ausgleich, als Mahlmeister gegen die zunehmend chancenlosen Kister den Gegenstoß ausführte, nachdem Minuten zuvor bereits Benedikt Jakob das 2:3 markiert hatte.

    Kists Abteilungsleiter Peter Wirth hatte nach dem Spiel noch ein weiteres Problem. „Was soll ich jetzt mit 30 Aufstiegstrikots anfangen?“ Wenigstens hatte er darauf verzichtet, eine Jahreszahl auf die Hemden drucken zu lassen.

    Spielstatistik

    SV Kist – SV Ochsenfurt 6:7 n.E. (3:3, 3:3, 3:1)

    Kist: Michael Obenhuber; Alexander Wolf, Dominik Hahn (117. Steffen Sachs), David Buchert, René Schneider (70. Max Mauler), Matthias Hahnfeld, Tobias Englert, Florian Blatz, Christian Sengl, André Scheder, Leomir Kadrija.
    Ochsenfurt: Tim Krüger; Benedikt Jakob, Sebastian Reichert (25. Alexander Knauer), Benjamin Turan, Wolfgang Luksch (46. Robert Baumann), Tobias Fleischmann (74. Hans Mahlmeister), Johannes Friedrich, Moritz Büser, Oliver Schmitt, Markus Michel, Maximilian Langer.
    Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (SV Gräfendorf).
    Zuschauer: 341 zahlende (in Kirchheim).
    Gelbe Karten: Kadrija, Hahn, Englert, Hahnfeld – Luksch, Schmitt, Michel, Mahlmeister.
    Rote Karte: Blatz (Kist) nach einer Tätlichkeit (83.).
    Eckenverhältnis: 5:14.
    Tore: 1:0 Christian Sengl (3.), 2:0 Florian Blatz (13.), 3:0 André Scheder (43.), 3:1 Markus Michel (44.), 3:2 Benedikt Jakob (79.), 3:3 Maximilian Langer (82.).

    Elfmeterschießen:
    1) Alexander Knauer  3:4
    Tim Krüger hält gegen Matthias Hahnfeld

    2) Hans Mahlmeister schießt über das Tor
    Alexander Wolf 4:4

    3)  Michael Obenhuber hält gegen Markus Michel
    Tim Krüger hält gegen Leomir Kadrija

    4) Moritz Büser 4:5
    Michael Obenhuber  5:5

    5) Robert Baumann 5:6
    Christian Sengl 6:6

    6) Michael Obenhuber hält gegen Benjamin Turan
    Tobias Englert schießt über das Tor

    7) Benedikt Jakob 6:7
    Steffen Sachs schießt neben das Tor.

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