Da hatte Bayern Kitzingen gerade mit 1:4 (0:1) gegen Viktoria Kahl verloren. Doch die größere Enttäuschung kam erst nach Abpfiff. Als die Spieler erfuhren, dass Rivale Eintracht Bamberg in der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielt und gegen Fuchsstadt unentschieden gespielt hatte, sanken sie zu Boden, der eine oder andere wäre wohl gerne in diesem versunken. Denn mit den Ergebnissen am vorletzten Spieltag sind die Kitzinger auf den letzten Platz gepurzelt, die einzige Position, die auf dem direkten Weg zum Abstieg in die Bezirksliga führt.
Personell hatte das Trainer Björn Auer zur Verfügung stehende Aufgebot auf den ersten Blick wieder nach Landesliga ausgesehen. Bei genauerer Betrachtung aber war auch der eine oder andere angeschlagene, nur teils trainierte Spieler in Kitzingens Startelf zu finden. Ahmed Bakare gehörte nicht dazu – er saß nur auf der Bank, und zwar aus disziplinarischen Gründen. Marco Endres stand wieder als Alternative zur Verfügung und absolvierte sein erstes Spiel seit Ende März, als er sich in Abtswind mit der letzten Aktion verletzt hatte. Und auch Tolga Arayici, der zuletzt in Kleinrinderfeld gefehlt hatte, war dabei. Er führte die Mannschaft aufs Feld.
Dort starteten die Bayern mit viel Schwung, entwickelten in der ersten Viertelstunde mehr Drang zum Tor als der Gegner, der sein Spiel nach vorne vor allem über die beiden Außenbahnen organisierte. Noch fanden die Vorstöße Enrico Puglisis und Gabriel Akmans aber den Mitspieler nicht. Sie blieben unvollendet. Glück hatte die Heimelf, dass der Schiedsrichter nach wenigen Minuten nach einem Eckstoß Kahls ein Handspiel Felix Straßbergers als unabsichtlich bewertete und auf Abstoß entschied.
Kitzingens erste, aber für lange Zeit auch einzige Aktion nach vorne war ein Schuss Shawn Hilgerts aus zwanzig Metern, der das Tor oben rechts knapp verfehlte. Denn in der folgenden Szene jubelte Kahl und das nach dem bisherigen Spielverlauf überraschend. Als die Kitzinger Kahls ersten Freistoß von rechts nicht konsequent genug verteidigten, verlängerte Ali Zaeteri die Hereingabe per Kopf aufs Tor. Am Pfosten streckte sich Jasko Colovic dem Ball mit dem langen Bein entgegen und drückte ihn über die Linie ins Tor. Es war Kitzingens 17. Gegentor dieser Saison innerhalb der ersten Viertelstunde und führte einmal mehr dazu, dass der bis dahin geleistete Widerstand mit einem Mal in sich zusammenfiel.
Fast hätte Kahl den Vorsprung erhöht, doch Dominik Witzel scheiterte an Kitzingens Torwart Florian Nöth, statt quer zum mitgelaufenen Sebastian Morhard zu passen. Bis zum Seitenwechsel bekamen die Gäste vom Untermain Oberwasser, doch aussichtsreiche Aktionen ergaben sich auf beiden Seiten nicht.
Neuen Mut fassten die Hausherren zur zweiten Halbzeit, doch sie ließen sich rasch entmutigen, als sie in der Abwehr den Ball vertändelten und Morhards Schuss rechts unten traf. Mit diesem Gegentor zerbröselte der Ansatz, Zutrauen ins eigene Spiel zu fassen. Das 0:2 hinterließ Bruchstücke, die sich in den restlichen mehr als dreißig Minuten nicht mehr zusammenfügen ließen. Puglisis Slalom um Kitzingens Abwehr endete mit einem weiteren Tor: Er hob den Ball zum Abschluss seiner sehenswerten Aktion über Nöth. Zu einfach fiel es Niclas Strugorav, nach einem Eckball noch einmal zu erhöhen auf 4:0. Bei seinem Kopfball aus nächster Nähe stand der Kahler in zentraler Position völlig frei.
Sebastian Stumpfs Treffer kurz vor Schluss hatte nur statistischen Wert. Doch Kahls Jubel nach dem Spiel war ebenfalls nur von kurzer Dauer. Als sie von Höchbergs späten Elfmetertoren zum Sieg in Rimpar erfuhren, gefror auch ihre Stimmung, weil damit feststand, dass die Klasse auch für sie nur noch über die Relegation zu halten ist. Diese Tortur ist zum letzten Strohhalm geworden, an den sich die Kitzinger noch klammern können. Dazu müssen sie am letzten Spieltag punkten, und das beim schon feststehenden Meister in Schweinfurt. Zum ersten Mal in dieser Saison stehen sie nach jetzt neun sieglosen Spielen in der Tabelle auf dem letzten Platz, und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
Die Statistik des Spiels Fußball: Landesliga Nordwest Bayern Kitzingen – Viktoria Kahl 1:4 (0:1) Kitzingen: Florian Nöth; Andre Hartmann, Felix Straßberger, Maximilian Wunder (54. Ahmed Bakare), Sebastian Stumpf, Florian Gaubitz, Phillip Schlarb (69. Kastriot Krasniqi), Tolga Arayici, Marco Endres, Levi Wendel, Shawn Hilgert (60. Jossef Jabiri). Kahl: Thomas Rumel; Ali Zaeteri, Niclas Strugarov, Jasko Colovic (79. Andre Franz), Benedikt Hotz (69. Fabio Sanchez), Sebastian Morhard, Dominik Witzel (54. Lucas Gora), Gabriel Akman, Enrico Puglisi, Manuel Krapp, Fahad Mhoma. Schiedsrichter: Stefan Klerner (Lichtenfels). Gelbe Karten: Endres, Wendel, Krasniqi; Hotz, Witzel, Gora. Zuschauer: 110. Tore: 0:1 Jasko Colovic (15.), 0:2 Sebastian Morhard (52.), 0:3 Enrico Puglisi (65.), 0:4 Niclas Strugarov (75.), 1:4 Sebastian Stumpf (82.).